Die Kampagne
Sie sind eine PM-Firma«, meldete Katie sich plötzlich zu Wort. »Daher kenne ich auch den Namen.«
Alle Blicke richteten sich auf sie.
»Was ist denn eine PM-Firma?«, fragte Frank.
»PM ist unsere Abkürzung für den Premierminister«, warf Royce ein.
Katie sagte: »PM steht für ›Perzeptionsmanagement‹. Dabei geht es um das Erschaffen von Wahrheiten in großem Rahmen. In irgendeinem Handbuch des Verteidigungsministeriums wird das genau definiert. Nach dem Vietnamkrieg hat das Militär mit PM im großen Stil angefangen. Es gibt eine ganze Reihe von Unternehmen überall auf der Welt, die sich damit beschäftigen. Ich habe mal eine Story darüber geschrieben ... zumindest habe ich es versucht. Es gibt Gerüchte, dass PM-Firmen hinter dem Ersten und Zweiten Golfkrieg stecken. Es gibt die verschiedensten Mittel und Methoden, die Öffentlichkeit zu manipulieren. Die besten PM-Firmen haben es sogar zu einer Kunstform erhoben.«
»Wenn die auf so einen Scheiß spezialisiert sind, warum hat sie dann niemand hinter dieser Dreckskampagne vermutet?«, fragte Frank.
»Die meisten Menschen - viele Regierungschefs mit eingeschlossen - wissen nicht einmal, dass es solche Firmen überhaupt gibt. Wie ich bereits sagte: Ich habe versucht, eine Story über sie zu schreiben, aber ohne Erfolg. Es gibt kaum Informationen über sie. Sie halten sich weitgehend bedeckt und sprechen in der Öffentlichkeit nicht über ihre Arbeit. Die Firmen, die ich ausgegraben habe, einschließlich Pender & Associates, wollten nicht mit mir reden. Über allem liegt der Schleier der Geheimhaltung.«
»Außerdem sind die Russen die idealen ›bösen Jungs‹«, bemerkte Shaw. »Sie sind wie Nordkorea. Die Menschen glauben alles Schlechte, was man ihnen nachsagt, und für gewöhnlich haben sie auch allen Grund dazu.«
»Deshalb hat man sich die Russen ohne Zweifel als Ziel ausgesucht«, fügte Royce hinzu.
Katie fuhr fort: »Dann könnte Pender & Associates also auch dafür angeheuert worden sein, alles so aussehen zu lassen, als steckten die Chinesen hinter der Roten Gefahr.«
»Du meinst, sie haben in London achtundzwanzig Menschen ermordet und es dann den Russen in die Schuhe geschoben«, fügte Shaw verbittert hinzu.
»Aber das ist verrückt! Warum sollte jemand so etwas tun?«, fragte Frank.
»Russland und China stehen kurz davor, einen Krieg zu beginnen, und der Rest der Welt rüstet massiv auf«, sagte Katie.
»Aber wer will so etwas?«
»Die verschiedensten Staaten geben mit einem Mal Milliarden für Waffen aus«, sagte Shaw, »und dieses Geld fließt irgendwohin.«
Frank funkelte ihn an. »Willst du damit sagen, Rüstungsfirmen stecken hinter dem Ganzen? Ich wage zu bezweifeln, dass Northrop Grumman, Ares Corp. oder Lockheed mit so einem Dreck zu tun haben. Die haben Aufsichtsräte, Aktionäre und was weiß ich. Die stehen im Licht der Öffentlichkeit. So eine Aktion könnten sie unmöglich geheim halten. Und soweit ich es beurteilen kann, machen die ohnehin schon genug Geld.«
»Also wirklich, Shaw. Auch British Aerospace kommt ganz gut zurecht, ohne gleich den Weltuntergang heraufzubeschwören«, meinte Royce.
»Vielleicht geht es ja gar nicht um Geld«, sagte Shaw.
»Was kümmert diese Konzerne denn sonst noch?«, konterte Frank.
Shaw lehnte sich zurück und schloss die Augen.
»Shaw? Shaw, du solltest mir lieber antworten, wenn du eine Idee hast.«
Doch trotz Franks Breitseiten während der Fahrt wahrte Shaw sein Schweigen.
Im Krankenhaus wurde Katie sofort in einen Operationssaal gefahren. Ihr gebrochener Knochen wurde ins Fleisch zurückgeschoben und gerichtet, der Arm eingegipst. Sie blieb über Nacht im Krankenhaus. Shaw schlief neben ihrem Bett.
Als sie am nächsten Tag ins Hotel zurückkehrten, ging Katie mit Shaw auf dessen Zimmer, setzte sich aufs Bett und schob sich ein Kissen unter den verletzten Arm, während Shaw ihnen mit den Mitteln der Minibar einen kleinen Snack zubereitete. Katie rieb sich den Gips. Sie hatte Schmerzmittel bekommen, doch im Arm pochte es immer noch, und ihr ganzer Körper schmerzte von der wilden Fahrt mit dem Wagen den Hang hinunter.
Während sie Chips aß und Cola Light trank, fragte Katie: »Hast du eine Erklärung, warum Pender China und Russland gegeneinander aufgehetzt hat, wenn nicht, um reiche Rüstungsfirmen noch reicher zu machen?«
Shaw setzte sich auf einen Stuhl und steckte sich ein paar Nüsse in den Mund. »Denk mal darüber nach, was wirklich passiert ist.«
Katie
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