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Die Kampagne

Titel: Die Kampagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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förmlich sehen, wie Frank den Kopf schüttelte, sodass deutlich die tiefe Narbe im Nacken zu sehen war, wo er sich aus kürzester Entfernung eine 9mm-Kugel aus einer SIG Sauer mit maßgefertigtem Griff eingefangen hatte. Shaw kannte die Einzelheiten, weil er selbst diesen Schuss abgefeuert hatte.
    »Wir haben eine Menge Arbeit vor uns. Die Welt ist ein gefährlicher Ort.«
    »Ja, weil es Leute wie dich gibt.«
    »Was wir tun, ist edel und gut. Eine Frage der Ehre.«
    »Spar dir dieses Gelaber für die Frischlinge.«
    Shaw hörte das Quietschen des Stuhls, als Frank sich aufsetzte.
    Okay, jetzt kommt's.
    Franks Stimme klang plötzlich hart wie Beton. »Und wo genau willst du in den Ruhestand gehen? In einem Hochsicherheitsknast?«
    »Fünf Jahre waren abgemacht, Frank. Ich bin jetzt fast schon sechs dabei.«
    »Du hättest mich beinahe umgebracht!«
    »Du hattest eine Waffe auf mich gerichtet. Außerdem hast du deine Dienstmarke nicht gezeigt. Ich dachte, du wärst einer von den Pennern, die mich in den Rücken schießen wollten.«
    »Ach ja? Willst du mir damit etwa sagen, du hättest mir nicht in die Rübe geschossen, hätte ich mit meiner Marke gewedelt?«
    »Immerhin hab ich dich ins nächste Krankenhaus gebracht. Sonst wärst du verblutet.«
    »Krankenhaus?«, brüllte Frank. »Du hast mich auf dem schmuddeligen Parkplatz irgendeiner Metzgerbude mitten in Istanbul liegen lassen, das halbe Hirn in der Hand!«
    »Glaubst du wirklich, es war nur das halbe Hirn?«
    »Hör mal, ich ...«
    Doch Shaw unterbrach ihn. »Ich habe in Notwehr auf dich geschossen, aber als deine Typen einen Monat später in Griechenland aufgetaucht sind, haben sie das offenbar anders gesehen. Also haben wir einen Deal gemacht, und an den habe ich mich gehalten. Sonst gibt es nichts mehr zu bereden.« Sie hatten tatsächlich einen Deal: Um nicht den Rest seines Lebens in irgendeinem sibirischen Höllenloch verbringen zu müssen, das Frank nach seiner Genesung genussvoll für ihn ausgesucht hätte, hatte Shaw sich einverstanden erklärt, während der nächsten fünf Jahre sein Leben aufs Spiel zu setzen, um »Frieden und Sicherheit auf Erden zu sichern«, wie Frank sich poetisch auszudrücken pflegte. Shaw wollte aber auch ein wenig Frieden und Sicherheit in seinem Leben - und zwar jetzt. Mit Anna.
    Das Arrangement mit Frank war jedoch dergestalt, als würde man am kleinen Finger von der Golden Gate Bridge hängen, während von der Bucht her ein starker Wind an einem zerrt. Und Shaw konnte sich auch keinen Anwalt von der Straße schnappen, um irgendwelche vertraglich zugesicherten Rechte einzuklagen. Deshalb hatte er sich auf ein weiteres, ein sechstes Jahr eingelassen, in dessen Verlauf er beinahe erschossen, erstochen, vergiftet und sogar in die Luft gejagt worden wäre. Als er seinerzeit erklärt hatte, die islamistische Terrorzelle in Amsterdam auszuschalten, sei »Kinderkram« gewesen, hatte er es genau so gemeint.
    »Wären da nicht deine besonderen ›Fähigkeiten‹ gewesen, hätte ich dir gar kein Angebot gemacht, sondern dich direkt in den Knast werfen lassen.«
    Das war neu für Shaw. »Das Ganze ist also tatsächlich auf deinem Mist gewachsen? Warum?«
    »Nachdem man mir das Hirn wieder in den Schädel gestopft hatte, sagte man mir, wir könnten einen Typen wie dich, der mich beinahe erledigt hätte, ganz gut auf unserer Seite gebrauchen.«
    »Wenn das stimmt, solltest du einsehen, dass ich meine Schuld getilgt habe.«
    In bedächtigem Tonfall erwiderte Frank: »Ich weiß nicht ... Ich muss mit meinen Leuten darüber reden. Ich selbst würde es vielleicht sogar über mich bringen, dich ziehen zu lassen, aber die da oben werden nicht allzu glücklich darüber sein.«
    Shaw war es nie gelungen, Frank zu umgehen oder über seinen Kopf hinweg einen der Bosse zu kontaktieren. Der stämmige Glatzkopf schien so unüberwindlich zu sein wie einst die Berliner Mauer.
    Ich hätte ihm nicht in den Nacken schießen sollen, sondern zwischen die Augen.
    »Mir ist egal, ob die Bosse glücklich sind oder nicht! Sag denen einfach, was ich gesagt habe.«
    »Bis dahin brauche ich dich aber erst einmal in Edinburgh. Anschließend in Deutschland ... in Heidelberg, um genau zu sein.«
    Shaw schwieg ein paar Augenblicke, um seine Wut unter Kontrolle zu bringen. Dann sagte er: »Das ist das letzte Mal, Frank. Das war's dann! Du kannst deinen Leuten erzählen, was immer du willst. Kapiert?«
    »Du bekommst deine Anweisungen auf dem üblichen Weg. In zwei

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