Die Kampagne
Interesse an der Sache. Es würde sie ohnehin nicht kümmern. Leute mit Gewissen werden hier nicht eingestellt. Wir scheren uns nicht um die Konsequenzen unserer Arbeit. Das obliegt unseren Kunden.«
»Welch erfrischende Einstellung. Und die anfängliche Wirkung war genau das, was wir uns erhofft hatten.«
»Ja, das ist wohl ein bisschen ausgefeilter als Geschichten über brutale Eindringlinge, die Wüstenbabys aus Inkubatoren reißen, um bestimmte Länder in einen Krieg zu ziehen«, sinnierte Pender und lächelte überheblich. »Aber Sie haben wirklich gut gewählt, Mr. Creel. Wir mussten die Sache nur ins Rollen bringen, und alle sind auf den Zug aufgesprungen.«
»Der Russische Bär ist ein leichtes Ziel. Wo haben Sie eigentlich die Tausende von toten Russen her?«
»Sie stammen aus einer aufgebohrten Version des guten, alten Photoshops. Aber wir haben auch mit ein paar echten Opfern aus alten KGB-Akten gearbeitet. Wenn Sie fünf echte Leichen haben, gehen alle davon aus, dass die anderen 32 000 genauso echt sind.«
»Wie vorausschauend von Ihnen.«
»Das ist mein Job. Ich sehe richtiggehend vor mir, wie sich in Präsident Gorschkows Hirn ein Aneurysma nach dem anderen bildet. Lassen Sie mich mal sehen. Wir kümmern uns also um den Vesuv ...« Er deutete auf Creel. »Sie kümmern sich doch um die undichte Stelle, nicht wahr?«
»Ja. Aber leiten Sie trotzdem alles an mich, was auf Ihrem Schreibtisch landet und vielversprechend aussieht. Ich mache dann von dort aus weiter.«
»Nicht dass Ihre Motive mich kümmern würden, aber ich habe gelesen, dass Ares nun schon zum vierten Mal in Folge seine Quartalsziele verfehlt hat.«
»Das ist nur die Spitze des Eisbergs. Wir bluten finanziell aus. Ich war fest davon überzeugt, dass der Irakkrieg der Beginn des Armageddons im Nahen Osten sein würde, und dementsprechend haben wir uns aufgestellt. Doch nach großem Ah und Oh zu Beginn wurde das Ganze zu einem jahrelangen Wettpinkeln mit Schreckschusspistolen. Ich habe keinen Hundertfünfzig-Milliarden-Dollar-Konzern aufgebaut, damit meine Leute in al-Anbar Kartoffelsalat für GI Joe anrühren. Das war eine gewaltige Fehlkalkulation, und die Verantwortung dafür liegt bei mir. Aber ich werde uns wieder da rausholen. Deshalb habe ich Sie angeheuert. Ich bin für meine Leute verantwortlich.«
»Ja, sicher«, pflichtete Pender ihm zurückhaltend bei. »Und wir haben natürlich auch erhöhtes Interesse daran. Die Leute ziehen sich ›Vergesst Konstantin nicht‹-T-Shirts über, mit denen wir sie versorgen, und es wird ein neuer Film produziert, in dem wir die Faust mit dem Ruf ›Freiheit für Russland‹ erheben. Vielleicht gehen wir sogar nach Washington, um uns von ausgewählten Politikern umschmeicheln zu lassen.«
»Gibt es irgendwelche Problemfelder?«
»Drei.« Pender schaute auf seinen Computermonitor. »Im Laufe der nächsten Woche werden einhundertachtundvierzig ausführliche Reportagen über die ›Rote Gefahr‹ auf der ganzen Welt publiziert. Bis auf zwei werden alle auf unserer Linie sein. Eine in Spanien, eine in New York. Der Kerl in Spanien ist besonders hartnäckig; allerdings arbeitet er auch schon seit zwei Jahren an einem Skandal in der spanischen Königsfamilie. Morgen wird er Dokumente erhalten, die sein Interesse an dieser Story erneuern sollten.«
»Und der Bursche in New York?«
»Seine Frau vermutet schon seit geraumer Zeit, dass ihr Mann sie betrügt. Sie wird morgen ebenfalls ein Geschenk erhalten mit dem Beweis, dass ihre Ahnung sie nicht getrogen hat. Damit wäre ihr Göttergatte raus aus dem Spiel. Scheidungen können wirklich übel und zeitraubend sein. Leider spreche ich da aus Erfahrung.«
»Und Sie hatten diese Sache rein zufällig in der Schublade?«
»Ich habe Akten zu fast jedem Journalisten weltweit, der irgendwie von Bedeutung ist. Wir sammeln Geheimnisse, erschaffen Halbwahrheiten und geben diese Dinge anonym weiter, wenn es unseren Zielen nutzt.«
»Sie sagten, es gebe drei Problemfelder.«
»Es gibt einen Senator hier in den Staaten, der sich für einen Russlandexperten hält. Es heißt, dass er eine Anhörung mit äußerst skeptischen Vorzeichen plant.«
»Und was gedenken Sie dagegen zu unternehmen?«
»Wenn er das nächste Mal eine öffentliche Toilette benutzt, machen wir den Larry Craig mit ihm.«
»Dann ist Senator Craig also Opfer einer Verschwörung geworden?«
»Wer weiß? Wen kümmert's? Aber diesen Senator werden wir damit los.«
»Und wie nennen Sie
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