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Die Kampagne

Titel: Die Kampagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Castle.
    Der düstere Burgfelsen, der am Ostende der Stadt gen Himmel ragte, war der einzige Grund, warum Edinburgh überhaupt existierte. Die von Felsbrocken übersäten Überreste eines Vulkans lagen wie ein Anker zwischen Schottland und England, das viele Schotten noch immer als den »alten Feind« bezeichneten. Katie ging durchs Tor und vorbei an Statuen von Robert the Bruce und William Wallace, deren Legenden darauf gründeten, dass beide die Engländer in den Hintern getreten hatten. Das Abfeuern der Ein-Uhr-Kanone - ein 25-Pfünder aus dem Zweiten Weltkrieg - hatte Katie versäumt, aber sie sah den Schicksalsstein. Den hatten die Engländer im dreizehnten Jahrhundert geraubt und bis ins zwanzigste Jahrhundert behalten. In den gut 700 Jahren dazwischen war der Platz dieses Steins unter dem Krönungsstuhl in Westminster Abbey gewesen, auf dem jeder Monarch von Edward II. bis Elizabeth II. mit seinem königlichen Hintern gesessen hatte.
    Kurze Zeit später stieg Katie zum Gipfel des Castle Rock hinauf, wo sich die St. Margaret's Chapel befand, das älteste Gebäude Edinburghs. Und hier, in dieser Kapelle, sah sie ihn erneut: den hünenhaften Mann, mit dem sie im Hotel zusammengeprallt war. Er kniete in der dritten Kirchenbank. Als sie näher kam, bemerkte Katie einen weiteren Mann neben ihm. Er sah wie ein typischer Tourist aus.
    Katie hätte sich umgedreht und wäre gegangen, hätte sie nicht plötzlich etwas gesehen. Rasch kniete sie sich in die hinterste Bank, holte ihre Kamera heraus und zoomte heran, um ihre ursprüngliche Beobachtung zu bestätigen.
    Es war die Tätowierung auf dem rechten Unterarm des Mannes, die Katies Interesse geweckt hatte. Vor Jahren hatte Katie genauso eine Tätowierung schon einmal gesehen, als sie wieder mal über irgendeinen Krieg berichtet hatte. Nun, da ihre Sinne geschärft waren, sah sie auch, dass die beiden Männer weder beteten noch irgendwelche Katechismen rezitierten. Sie flüsterten miteinander.
    Katie konnte sie nicht deutlich genug hören, um einzelne Worte unterscheiden zu können; also verließ sie die Kapelle, blieb aber ein paar Schritte von der Tür entfernt stehen. Zehn Minuten später kam der Tätowierte heraus. Katie überlegte noch, ob sie ihm folgen sollte oder nicht, als er unvermittelt in einer Touristengruppe verschwand.
    Eine Minute später erschien auch der große Kerl, und Katie konzentrierte sich stattdessen auf ihn. Wenn er auch im Balmoral wohnte, würde er jetzt vielleicht dorthin gehen. Eigentlich hatte sie keinen triftigen Grund, ihm zu folgen oder sich sonst wie in seine Angelegenheiten einzumischen; aber sie war Reporterin und noch dazu eine, die ganz unten war und verzweifelt nach einer Möglichkeit suchte, sich von der Abteilung für Nachrufe wieder nach oben zu arbeiten. Katie hatte keine Ahnung, ob das hier irgendwohin führte, aber möglich war es. Und es war ja nicht so, als hätte sie sonst etwas zu tun.
    Doch der Mann kehrte nicht ins Balmoral zurück. Stattdessen ging er vom Stadtzentrum aus nach Norden, drei Kilometer, um genau zu sein, nach Leith, wo er ein paar Pfund locker machte, um sich die ehemalige königliche Jacht Britannia anzusehen, die dort vor Anker lag.
    Katie zog ihre Schuhe aus und rieb sich die wunden Füße. Ihre Beute war ein unglaublich schneller Läufer. Dann zahlte auch sie ihre paar Pfund und ging über die Gangway. Sie gab ihr Bestes, um mit den anderen Touristen zu verschmelzen, denn falls der Mann sie wiedererkannte, weil er sie im Hotel gesehen oder vorhin in der Kapelle bemerkt hatte ... Nun, er sah kräftig genug aus, um einen Ochsen zu erwürgen. Katie hörte dem Touristenführer nur halb zu, als dieser den Besuchern die Fakten der Jacht erklärte. Interessant fand sie allerdings, als der Mann zu einem Windschild aus Mahagoni am Balkon vor der Brücke deutete. Der Schild war installiert worden, um hinterhältige Brisen davon abzuhalten, königliche Röcke zu heben und royale Slips zu enthüllen. Katie hielt auch ihren eigenen Rock fest, als sie dem großen Mann hinterherschaute, der sich aus der Menschenmenge löste. Sie folgte ihm wieder. Er schaute aufs Wasser hinaus. Eine weitere Person trat zu ihm an die Reling. Katie schlich sich so nahe heran, wie sie es wagte. Dabei hörte sie nur vier Worte, aber die reichten ihr: Heute Nacht und Gilmerton's Cove.
    Katie verließ die Jacht und nahm sich ein Taxi zurück ins Hotel. Ihr blieb nicht viel Zeit, um sich vorzubereiten. Außerdem musste sie zuvor noch ein

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