Die Kampagne
verschlossenen Türen, dass die Russen den Taliban mit einem Schlag einen Großteil ihrer terroristischen Angriffsfähigkeiten genommen hatten. Ein Vier-Sterne-General beschwerte sich bei seinem Adjutanten mit den Worten: »Ach, könnten wir doch auch so eine Scheiße abziehen und damit durchkommen!«
Als die Amerikaner ihre ersten Truppen aus dem Irak abzogen, gingen augenblicklich Schiiten, Sunniten und Stammesmilizen aufeinander los - das Vorspiel des von vielen seit Langem befürchteten Bürgerkriegs im Land. Doch diese Story wurde bald auf die hinteren Seiten der Zeitungen verbannt, und auch im Fernsehen machte sie keine Schlagzeilen mehr. Der Irak war nur noch ein zweitrangiges Nachrichtenthema, und der islamistische Terrorismus war in neuesten Umfragen auf Platz elf der weltweit wichtigsten Themen zurückgefallen, gleich hinter »Sex und Gewalt im Fernsehen«.
Russland galt die größte Sorge, und der Grund dafür war offensichtlich. Die Terroristen besaßen keine Massenvernichtungswaffen, während Russland über ein riesiges Nuklearwaffenarsenal verfügte und offenbar kollektiv den Verstand verloren hatte.
Die Suche nach den Kräften hinter Konstantin und allem anderen wurde immer dringlicher.
Doch was, wenn die Macht hinter dieser Kampagne in Wahrheit die USA waren, fragten sich viele Menschen voller Angst. Die Russen hatten erklärt, sie würden dies als kriegerischen Akt betrachten. War das wirklich der Anfang vom Ende? Konnten die Amerikaner sich so sehr verrechnen? In jedem Land der Welt bereiteten die Menschen sich auf die nächste große Krise vor.
Sie würden nicht lange warten müssen.
Kapitel 38
D ie letzten Schritte bis zum Abschluss der Mission in Frankreich hatten ungewöhnlich lange gedauert. Normalerweise kam Shaw ein, zwei Tage vor dem großen Ereignis in eine Stadt, nahm an einem Briefing teil und schlug dann zu. Die einzige offene Frage war, ob er überlebte oder nicht. Diesmal aber war es anders gewesen.
Frank war sogar mit einem Team eingeflogen, um alles bis ins Kleinste durchzugehen. Beim letzten Vorbereitungstreffen vor D-Day - sie saßen in einem kleinen Landhaus 30 Kilometer vor Paris - hatte er Shaw das Wesentliche immer wieder eingehämmert.
»Diese Jungs sind erstklassig, Shaw«, warnte er. »Die verstehen ihr Geschäft. Sie vertrauen keinem, und wem sie nicht vertrauen, den bringen sie um.«
»Danke für die aufmunternden Worte, Frank.« Shaw saß ihm gegenüber und rieb sich bedächtig die Hände, ohne seinem Kollegen in die Augen zu schauen.
Frank bemerkte es und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Bist du nervös, verdammt noch mal?«
Shaw blickte ihn an. »Was glaubst du denn?«
»Ich glaube, dass ich den alten Shaw brauche. Den Mann, der nie ins Schwitzen kommt. Wenn diese Kerle deinen Gestank riechen, jagen sie dir eine Kugel in den Balg, bevor du Piep sagen kannst. Und dann schneiden sie dich in Stücke, während sie fröhlich über das Wetter und Frauen plaudern.«
»Mir wird schon nichts passieren.«
»Es ist die Frau, nicht wahr? Du willst heiraten - und damit hast du nun etwas zu verlieren. Das ist ein Grund, dass du am Leben hängst.« Frank lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. Ein gönnerhafter Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. »Aber vergiss nicht, Süßholzraspler: Wenn du morgen Mist baust, gibt es auch keine Hochzeit für dich, nur vier Beerdigungen - eine für jeden deiner Teile, nachdem die Kerle dich gevierteilt haben.«
»Ich mache den Scheiß jetzt schon eine halbe Ewigkeit«, entgegnete Shaw, »und bin jedes Mal mit heiler Haut davongekommen.«
»Es gibt für alles ein erstes und ein letztes Mal. Sorg nur dafür, dass es nicht das hier ist. Ich bin noch nicht fertig mit dir.«
Shaw packte Frank am Arm. »Verrate mir eins: Warum bist du wirklich zu Anna gegangen?«
»Das habe ich dir doch schon gesagt. Ich wollte fair sein. Und du hättest derjenige sein sollen, der es ihr sagt, nicht ich. Sie hat das Recht zu wissen, auf was sie sich einlässt.«
»Sie ist kein kleines Mädchen mehr, Frank.«
»Hast du ihr gesagt, dass du nicht in Ruhestand gehen wirst? Dass du jeden Tag ins Gras beißen könntest?«
»Was kümmert dich das eigentlich, verdammt?«
Frank schaute verlegen drein und zuckte mit den Schultern. »Sie scheint mir ganz nett zu sein. Hast du je darüber nachgedacht, was es für sie bedeuten würde, wenn du bei einer Mission ins Gras beißt? Oder wenn einer von den Irren, mit denen du es täglich zu tun hast, Wind
Weitere Kostenlose Bücher