Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
erwerben.«
    »Gut und schön, wenn die Kanzlei das vorzieht, aber was ist,
    wenn wir uns das einfach nicht leisten können?«

    291
    »Das scheint kein Problem zu sein«, fuhr Fletcher fort.
    »Alexander Dupont & Bell wird die Kosten durch ein zinsfreies
    Darlehen abdecken.«
    »Wie großzügig von ihnen«, sagte Annie. »Aber wie ich Bill
    Alexander kenne, hat er dabei Hintergedanken.«
    »Natürlich«, bestätigte Fletcher. »Es bindet uns an die Kanzlei
    und Alexander Dupont & Bell sind stolz darauf, die niedrigste
    Fluktuationsrate unter den Angestellten aller Kanzleien in New
    York zu haben. Für mich ist klar, dass sie nach all der Mühe, die
    sie sich bei der Auswahl und der Ausbildung ihres Nachwuchses
    machen, verdammt sichergehen wollen, sie nicht an eine
    Konkurrenzkanzlei zu verlieren.«
    »Klingt für mich wie ein Pferdefuß.« Annie schwieg kurz.
    »Hast du Mr Alexander von deinen politischen Ambitionen
    erzählt?«
    »Nein. Andernfalls hätte ich nie auch nur die erste Runde
    überstanden und wer weiß schon, wie ich in zwei oder drei
    Jahren darüber denke.«
    »Ich weiß genau, was du denkst«, widersprach Annie. »In
    zwei Jahren, in zehn Jahren, in zwanzig Jahren. Du bist am
    glücklichsten, wenn du für irgendetwas kandidierst. Ich werde
    nie vergessen, wie Dad erneut in den Senat gewählt wurde. Du
    bist der einzige Mensch gewesen, der sich über das Ergebnis
    noch mehr gefreut hat als Dad selbst.«
    »Lass das bloß nicht Matt Cunliffe hören«, riet Fletcher
    lächelnd, »denn dann würde es Bill Alexander keine zehn
    Minuten später wissen und die Kanzlei ist an keinem
    interessiert, der nicht einhundert Prozent gibt. Denk immer an
    ihr Motto: Jeder Tag hat fünfundzwanzig Stunden, die man in
    Rechnung stellen kann. «

    292
    *

    Als Su Ling aufwachte, hörte sie Nat im Nebenraum
    telefonieren. Sie fragte sich, mit wem er so früh am Morgen
    redete. Dann bekam sie mit, wie der Hörer aufgelegt wurde, und
    einen Augenblick später kehrte ihr Mann in das Schlafzimmer
    zurück.
    »Ich möchte, dass du aufstehst und packst, kleine Blume. Wir
    müssen in weniger als einer Stunde hier weg.«
    »Wie bitte …?«
    »In weniger als einer Stunde.«
    Su Ling sprang aus dem Bett und rannte ins Badezimmer.
    »Captain Cartwright, darf ich erfahren, wohin Sie mich
    bringen?«, rief sie über das Rauschen der Dusche hinweg.
    »Sobald wir im Flugzeug sind, werden die Karten auf den
    Tisch gelegt, Mrs Cartwright.«
    »In welche Richtung geht es?«, fragte sie, nachdem sie das
    Wasser abgedreht hatte.
    »Das sage ich dir, sobald wir in der Luft sind, keine Sekunde
    früher.«
    »Fliegen wir nach Hause?«
    »Nein.« Nat führte das nicht weiter aus.
    Als Su Ling sich abgetrocknet hatte, konzentrierte sie sich
    darauf, was sie anziehen sollte, während Nat wieder zum
    Telefon ging.
    »Eine Stunde, das ist für eine Frau nicht viel Zeit«, beschwerte
    sich Su Ling.
    »Darum geht es ja gerade.« Nat bat den Empfang, ihnen ein
    Taxi zu rufen.

    293
    »Verdammt«, fluchte Su Ling und sah sich die Geschenke an.
    »Wir haben nicht genug Platz, um alles unterzubringen.«
    Nat legte den Hörer auf, ging zum Schrank und zog einen
    Koffer heraus, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. »Gucci?«,
    fragte
    sie,
    überrascht
    über
    Nats
    ungewöhnliche
    Verschwendungssucht.
    »Das wage ich zu bezweifeln«, meinte Nat. »Nicht für zehn
    Dollar.«
    Su Ling lachte, während ihr Mann erneut zum Hörer griff.
    »Ich brauche einen Gepäckträger. Und machen Sie bitte die
    Rechnung fertig, wir checken aus.« Er schwieg, lauschte und
    sagte: »In zehn Minuten.«
    Als Nat sich umdrehte, knöpfte sich Su Ling gerade die Bluse
    zu. Er musste daran denken, wie sie in der vergangenen Nacht
    endlich eingeschlafen war und wie er beschlossen hatte, Seoul
    so schnell wie möglich zu verlassen. Jeder Augenblick, den sie
    in dieser Stadt verbrachten, würde nur Erinnerungen in ihr
    wachrufen …
    Am Flughafen stellte sich Nat in die Schlange, um seine
    Tickets abzuholen, und dankte der Frau hinter dem Schalter,
    weil sie seine frühmorgendliche Bitte so rasch erledigt hatte.
    Während Nat die Koffer aufgab, zog Su Ling los, um ein
    Frühstück zu ordern. Nat fuhr mit dem Aufzug ins Restaurant im
    ersten Stock. Seine Frau saß in einer Ecke und plauderte mit der
    Kellnerin.
    »Ich habe für dich nicht mitbestellt«, sagte sie zu Nat, als er
    sich neben sie setzte, »ich habe der Kellnerin erzählt, dass ich
    nach einer Woche Ehe nicht sicher

Weitere Kostenlose Bücher