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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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ein paar andere hängen verstreut
    in den Hauptstädten dieser Welt.«
    »Darum reisen wir also nach Venedig?«
    »Und nach Florenz, Mailand und Rom. Als ich sie verließ,
    waren viele von ihnen nackt. Am meisten liebte ich an ihnen,
    dass sie nicht altern. Sie bekommen nur hin und wieder kleine
    Risse, wenn man sie zu viel Sonnenlicht aussetzt.«
    »Glückliche Frauen«, meinte Su Ling. »Hast du auch eine
    Favoritin?«
    »Nein, ich bin ziemlich promisk. Aber wenn man mich
    zwingen würde zu wählen, dann gäbe es eine Dame in Florenz,
    die in einem kleinen Palast residiert, den ich anbete. Ich kann es
    kaum erwarten, sie wiederzusehen.«

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    »Ist sie zufällig noch Jungfrau?«, wollte Su Ling wissen.
    »Du bist ganz schön schlau«, lobte Nat.
    »Und heißt sie zufällig Maria?«
    »Du hast mich ertappt. Obwohl es natürlich viele Marias in
    Italien gibt.«
    »Die Anbetung der Könige. Tintoretto.«
    »Nein.«
    »Bellini, Mutter und Kind?«
    »Nein, die sind immer noch im Vatikan.«
    Su Ling schwieg eine Weile, während die Stewardess sie
    aufforderte, sich anzuschnallen. »Caravaggio?«
    »Sehr gut. Ich habe sie im Palazzo Pitti in der Galerie im
    dritten Stock an der rechten Wand zurückgelassen. Sie hat mir
    versprochen, mir bis zu meiner Rückkehr treu zu sein.«
    »Und dort wird sie auch bleiben, denn solch eine Geliebte
    kostet dich mehr als vierhundert Dollar im Monat, und falls du
    immer noch gedenkst, in die Politik einzusteigen, dann wirst du
    dir nicht einmal den Rahmen leisten können.«
    »Ich gehe erst in die Politik, wenn ich mir die gesamte Galerie
    leisten kann«, versicherte Nat seiner Frau.

    *

    Annie verstand allmählich, warum die Briten jene
    amerikanischen Touristen mit Verachtung straften, die es fertig
    brachten, London, Oxford, Blenheim und Stratford in drei Tagen
    abzuhaken. Sie erlebte mit, wie Busladungen voller Touristen in
    das Royal Shakespeare Theatre in Stratford strömten, ihre Plätze
    einnahmen, in der Pause verschwanden und gleich darauf von

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    einer weiteren Busladung ihrer Landsleute ersetzt wurden.
    Annie hätte das nie für möglich gehalten, wenn sie nicht nach
    der Pause an ihren Platz zurückgekehrt wäre und in den beiden
    Reihen vor ihr lauter Leute mit vertrautem Akzent gesessen
    hätten, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie fragte sich, ob
    jene, die dem zweiten Akt beiwohnten, jenen, die den ersten Akt
    gesehen hatten, erzählten, was mit Rosencrantz und Güldenstern
    passierte, oder ob die erste Busladung sich bereits auf der
    Rückfahrt nach London befand.
    Annie fühlte sich etwas weniger schuldig, nachdem sie zehn
    Tage voller Muße in Schottland verbracht hatte. Sie genoss das
    Festival in Edinburgh, wo sie zwischen Marlowe und Mozart,
    zwischen Pinter und Orton wählen konnten. Der Höhepunkt der
    Reise war jedoch für beide die lange Fahrt an der Küste entlang.
    Die Landschaft war dermaßen atemberaubend, dass sie sich
    keine schönere Gegend auf der ganzen Welt vorstellen konnten.
    In Edinburgh versuchten sie, die Stammbäume der Gates und
    der Davenports zu erforschen, aber sie bekamen nur eine große,
    bunte Karte der beiden Clans und einen Kilt im scheußlichen
    Davenport-Schottenkaro. Annie zweifelte, ob sie den
    Schottenrock zu Hause in den Staaten jemals wieder tragen
    würde.
    Im Flugzeug von Edinburgh nach New York schlief Fletcher
    sofort nach dem Abheben ein. Als er aufwachte, war die Sonne,
    die er auf der einen Seite der Kabine hatte untergehen sehen, auf
    der anderen noch nicht wieder aufgegangen. Beim Landeanflug
    auf den John-F.-Kennedy-Flughafen – Annie konnte sich
    einfach nicht daran gewöhnen, dass er nun nicht mehr Idlewild
    hieß –, freute sich Annie auf ihr Wiedersehen mit Lucy,
    während Fletcher besorgt an seinen ersten Arbeitstag bei
    Alexander Dupont & Bell dachte.

    302
    *

    Als Nat und Su Ling aus Rom zurückkehrten, waren sie
    erschöpft, aber ihre Planänderung hätte nicht erfolgreicher
    ausfallen können. Su Ling hatte sich von Tag zu Tag mehr
    entspannt; schon in der zweiten Woche erwähnte keiner von
    beiden mehr Korea. Auf dem Rückflug kamen sie überein, Su
    Lings Mutter zu erzählen, sie hätten die Flitterwochen in Italien
    verbracht. Nur Tom würde sich darüber wundern.
    Während Su Ling schlief, studierte Nat erneut den
    Devisenmarkt in der International Herald Tribune und in der
    Londoner Ausgabe der Financial Times. Der Trend war
    ungebrochen, ein kleiner Kurseinbruch, eine leichte

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