Die Kandidaten
mit uns, müssen sie dafür einen sehr
guten Grund haben.«
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»Dann denken Sie also auch, dass wir schweigen sollten.«
Su Ling nickte. »Vor allem nach dem, was meine Mutter
durchmachen musste …«
»Und was meine Schwiegermutter zweifellos durchmachen
würde«, ergänzte Annie. Su Ling lächelte und erhob sich. Sie
sah ihre Schwägerin an. »Wir wollen nur hoffen, dass sie nie für
das Amt des Präsidenten kandidieren werden, sonst wird die
Wahrheit unweigerlich ans Licht kommen.«
Annie nickte zustimmend.
»Ich gehe zuerst zurück«, sagte Su Ling. »Und niemand wird
jemals erfahren, dass diese Unterhaltung stattgefunden hat.«
*
Als der Bürgermeister die Mitte des Saales erreichte, erteilte er
sofort den Befehl, dass eine erneute Auszählung stattfinden
solle. Der zufriedene Ausdruck auf seinem Gesicht war nicht die
Folge guten Essens und noch besseren Weines; vielmehr hatte
Holbourn das Mittagessen ausfallen lassen, um in Washington
anzurufen und sich den Rat des Justizministers einzuholen, wie
sie im Falle eines Gleichstands vorgehen sollten. Die
Stimmenzähler arbeiteten wie immer gewissenhaft und
sorgfältig und einundvierzig Minuten später kamen sie zu dem
exakt gleichen Ergebnis: Stimmengleichheit.
Der Bürgermeister las noch einmal das Fax des Justizministers
und befahl zum Erstaunen aller eine erneute Zählung, die
vierunddreißig Minuten später den Gleichstand bestätigte.
Sobald der Verwaltungschef seinem gewählten Volksvertreter
dieses Ergebnis mitgeteilt hatte, bat der Bürgermeister die
beiden Kandidaten, sich ihm anzuschließen, und kämpfte sich
dann auf die Bühne vor. Fletcher zuckte mit den Schultern, als
er Nats Blick auf sich spürte. Die Umstehenden waren so
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begierig herauszufinden, wie die Angelegenheit denn nun
ausgehen würde, dass sie rasch zur Seite traten, um den drei
Männern den Weg freizumachen, als ob Moses seinen Stab über
die Wasser von Madison gehalten hätte.
Der Bürgermeister stieg mit den beiden Kandidaten auf die
Bühne und blieb in der Bühnenmitte stehen, mit Fletcher zur
Linken und Nat zur Rechten. Holbourn sprach zu einem
Publikum, das sich trotz der langen Verzögerung zahlenmäßig
nicht verringert hatte.
»Meine Damen und Herren, während der Mittagspause habe
ich die Gelegenheit genutzt und mit dem Justizministerium in
Washington telefoniert, um mir dort Rat einzuholen, wie wir im
Falle eines Gleichstands vorgehen sollten.« Diese Aussage
führte zu einer Stille, die nicht mehr geherrscht hatte, seit die
Türen um neun Uhr an diesem Morgen geöffnet worden waren.
»Diesbezüglich habe ich ein Fax erhalten, unterzeichnet vom
Justizminister,
das
die
gesetzlich
vorgeschriebene
Vorgehensweise bestätigt«, fuhr der Bürgermeister fort. Jemand
hustete und in der Stille, die sich über die Versammlung gesenkt
hatte, klang es, als ob der Vesuv ausbrach.
Der Bürgermeister schwieg einen Moment, dann hielt er das
Fax des Justizministers vor sich. »Wenn bei der Wahl zum
Gouverneur ein Kandidat die Auszählung drei Mal nacheinander
gewinnt, soll dieser Kandidat zum Gewinner erklärt werden,
ungeachtet wie groß oder klein seine Mehrheit ist. Sollte die
Wahl jedoch zum dritten Mal stimmengleich enden, dann soll
die Wahl« – er schwieg und dieses Mal hustete niemand –
»durch das Werfen einer Münze entschieden werden.«
Die Spannung löste sich und alle redeten gleichzeitig, während
sie die Bedeutung dieser Worte zu begreifen suchten. Es dauerte
eine Weile, bevor der Bürgermeister fortfahren konnte.
Er wartete erneut auf absolute Stille, bevor er einen
Silberdollar aus seiner Westentasche fischte. Er legte die Münze
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auf seinen nach oben gedrehten Daumen, dann warf er den
beiden Bewerbern einen Blick zu, als ob er ihre Zustimmung
einholen wollte. Beide nickten.
Einer von ihnen rief »Kopf«, aber er nahm ja immer Kopf.
Der Bürgermeister verbeugte sich leicht, bevor er die Münze
hoch in die Luft warf. Aller Augen folgten ihrem Aufstieg und
ihrem noch schnelleren Fall, bevor sie schließlich auf der Bühne
aufkam, noch einmal aufsprang und dann zu Füßen des
Bürgermeisters liegen blieb. Die drei Männer starrten auf den
fünfunddreißigsten Präsidenten, der ihren Blick entschlossen
erwiderte.
Der Bürgermeister hob die Münze auf und drehte sich zu den
beiden Kandidaten um. Er lächelte den Mann an, der nun zu
seiner Rechten stand und sagte: »Gestatten Sie mir,
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