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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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erzählte sie begeistert. »Es liegt in einer ruhigen Gegend
    mit mehr Kirchen als Kneipen, mehr Schulen als Kinos und es
    gibt sogar einen Fluss, der sich durch die Stadtmitte schlängelt.«
    »Und was kostet das Haus?«, wollte Martha wissen.
    »Etwas mehr, als wir ausgeben wollten, aber der Makler
    erwartet einen Anruf von meiner Agentin Martha Gates. Wenn
    du ihn nicht herunterhandeln kannst, dann kann es niemand.«

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    »Bist du meinen Anweisungen gefolgt?«, fragte Martha.
    »Bis zum letzten i-Tüpfelchen. Ich habe dem Makler erzählt,
    wir seien beide Lehrer, weil du meintest, dass sie bei Anwälten,
    Bankern und Ärzten den Preis immer hochschrauben. Er wirkte
    angemessen enttäuscht.«
    Fletcher und Annie verbrachten den Nachmittag mit einem
    Stadtbummel und beteten, dass Martha ihnen einen vernünftigen
    Preis aushandeln konnte, denn sogar der Bahnhof war nur eine
    kurze Fahrt von ihrer Haustür entfernt.
    Am 1. Oktober 1974 – nach vier langen Wochen, in denen der
    Hausverkauf über die Bühne ging – verbrachten Fletcher, Annie
    und Lucy Davenport die erste Nacht in ihrem eigenen Heim in
    Ridgewood, New Jersey. Kaum hatten sie die Haustür
    geschlossen, fragte Fletcher: »Glaubst du, du könntest Lucy
    zwei Wochen bei deiner Mutter lassen?«
    »Es macht mir nichts aus, sie um mich zu haben, während wir
    das Haus in Schuss bringen«, sagte Annie.
    »Daran habe ich gar nicht gedacht«, meinte Fletcher. »Ich
    dachte nur, es wäre an der Zeit, uns einen Urlaub zu gönnen.
    Sozusagen die zweiten Flitterwochen.«
    »Aber …«
    »Kein aber … wir tun etwas, wovon du schon immer geredet
    hast. Wir fahren nach Schottland. Zu unseren Vorfahren, den
    Davenports und den Gates.«
    »Wann wolltest du losfliegen?«, fragte Annie.
    »Unser Flugzeug hebt morgen Vormittag um 11 Uhr ab.«
    »Mr Davenport, du lässt einem Mädchen nicht gerade viel
    Zeit, oder?«

    *

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    »Was hast du vor?«, wollte Su Ling wissen und lehnte sich zu
    Nat hinüber. Der prüfte eine Zahlenkolonne auf den
    Finanzseiten der Asian Business News.
    »Ich habe im letzten Jahr die Devisenbewegungen
    beobachtet«, erwiderte Nat.
    »Kommt hier Japan ins Spiel?«, erkundigte sich Su Ling.
    »Ganz genau«, bestätigte Nat. »Der Yen ist die einzige
    Währung, die in den vergangenen zehn Jahren gegenüber dem
    Dollar konstant an Wert gewonnen hat, und einige
    Wirtschaftswissenschaftler sagen voraus, dass sich dieser Trend
    in nächster Zukunft fortsetzen wird. Wenn die Experten Recht
    behalten und wenn auch du damit Recht behältst, dass Japan in
    den neuen Technologien eine immer größere Rolle spielen wird,
    dann haben wir meiner Meinung nach eine sichere
    Investitionsmöglichkeit in einer ansonsten unsicheren Welt
    entdeckt.«
    »Ist das das Thema deiner Doktorarbeit an der Harvard
    Business School?«
    »Nein, auch wenn das gar keine schlechte Idee wäre«,
    erwiderte Nat. »Ich habe mir überlegt, ein wenig in Devisen zu
    investieren. Wenn ich damit richtig liege, könnte ich jeden
    Monat ein paar Dollar verdienen.«
    »Klingt ein wenig riskant, oder nicht?«
    »Wenn man Gewinn machen will, ist immer ein gewisses
    Risiko dabei. Das Geheimnis besteht darin, alles zu eliminieren,
    was das Risiko steigert.« Su Ling wirkte nicht überzeugt. »Ich
    sage dir, was ich vorhabe«, erläuterte Nat. »Momentan
    bekomme ich als Captain der Armee 400 Dollar im Monat.
    Wenn ich dieses Geld ein Jahr im Voraus zum heutigen Kurs in
    Yen anlege und sie in zwölf Monaten zurücktausche und wenn
    der Wechselkurs sich in derselben Weise fortsetzt wie in den

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    letzten sieben Jahren, dann mache ich einen Gewinn von
    vierhundert bis fünfhundert Dollar pro Jahr.«
    »Und wenn sich die Kursentwicklung in die andere Richtung
    bewegt?«, fragte Su Ling.
    »Das ist in den letzten sieben Jahren aber nicht der Fall
    gewesen.«
    »Wenn aber doch?«
    »Dann verliere ich vierhundert Dollar beziehungsweise das
    Geld eines Monats.«
    »Ich hätte lieber jeden Monat einen festen Scheck.«
    »Mit dem Geld, das man verdient, kann man sich niemals
    Kapital aufbauen«, dozierte Nat. »Die meisten Menschen leben
    weit über ihre Verhältnisse und legen ihr Geld höchstens in
    Lebensversicherungen oder Staatsanleihen an, die aber beide
    durch die Inflation im Wert sinken können. Frag meinen Vater.«
    »Wozu brauchen wir denn all das Geld?«, fragte Su Ling.
    »Für meine Herzensdamen«, erwiderte Nat.
    »Und wo sind diese Herzensdamen?«
    »Die meisten in Italien, aber

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