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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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öffnete, hoffte
    er, dass Su Ling von ihrem Besuch bei der Großtante schon
    zurückgekehrt war. Als er die Tür schloss, war ihm, als ob
    jemand schluchzte. Er blieb stehen. Das Geräusch kam aus dem
    Schlafzimmer.
    Nat ließ die Tüten auf den Boden fallen, schritt durch den
    Raum und stieß die Tür zum Schlafzimmer auf. Su Ling lag
    eingerollt und weinend auf dem Bett. Er schlüpfte aus seinen
    Schuhen, zog sein Jackett aus, kletterte neben ihr auf das Bett
    und nahm sie in seine Arme.
    »Was ist los, kleine Blume?«, fragte er und streichelte sie
    sanft.
    Sie antwortete nicht. Nat hielt sie eng an sich gepresst, war
    sich bewusst, dass sie es ihm erzählen würde, sobald sie dazu
    bereit war.

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    Als es dunkel wurde und die Straßenlampen flackernd
    aufleuchteten, zog Nat die Vorhänge zu. Dann setzte er sich
    neben Su Ling und nahm ihre Hand.
    »Ich werde dich immer lieben«, sagte Su Ling, ohne ihn
    anzusehen.
    »Und ich werde dich immer lieben«, erwiderte Nat und nahm
    sie wieder in den Arm.
    »Erinnerst du dich an die Nacht unserer Hochzeit? Wir haben
    uns gelobt, keine Geheimnisse voreinander zu haben, also muss
    ich dir jetzt sagen, was ich heute Nachmittag … –«
    Nat hatte noch nie ein so trauriges Gesicht gesehen. »Nichts,
    was du herausgefunden hast, könnte mich dazu bringen, dich
    weniger zu lieben«, versicherte er ihr.
    Su Ling zog ihren Ehemann an sich und ließ ihren Kopf an
    seine Brust sinken, als ob sie ihm nicht in die Augen sehen
    konnte. »Ich war heute Morgen pünktlich bei meiner
    Großtante«, fing sie an. »Sie erinnerte sich gut an meine Mutter,
    und erklärte mir, warum sie das Dorf verlassen hatte und zu ihr
    nach Seoul gekommen war.« Su Ling klammerte sich an Nat
    und wiederholte jedes Wort, das Kai Pai ihr gesagt hatte. Als sie
    mit ihrer Geschichte fertig war, löste sie sich von ihm und sah
    ihn zum ersten Mal an.
    »Kannst du mich immer noch lieben, jetzt, wo du die Wahrheit
    weißt?«, fragte sie.
    »Ich hätte nicht geglaubt, dass ich dich jemals mehr lieben
    könnte. Und ich kann mir nicht vorstellen, welchen Mut es dich
    gekostet haben muss, mir das mitzuteilen.« Er schwieg. »Es
    wird das Band zwischen uns nur stärken und niemand wird es
    jemals zerreißen können.«

    *

    286

    »Ich halte es nicht für klug, wenn ich dich begleite«, sagte
    Annie.
    »Aber du bist mein Glücksbringer und …«
    »… und Dr. Redpath hält es auch nicht für klug.«
    Widerstrebend akzeptierte Fletcher, dass er die Reise nach New
    York allein antreten musste. Annie war im siebten Monat und
    obwohl es keine Komplikationen gab, wollte er dem Arzt nicht
    widersprechen.
    Fletcher war hocherfreut gewesen, als man ihn zu einem
    zweiten Gespräch zu Alexander Dupont & Bell eingeladen hatte.
    Er fragte sich, wie viele der anderen Kandidaten es unter die
    Finalisten geschafft hatten. Fletcher glaubte, dass Karl
    Abrahams es wusste, auch wenn der Professor sich zu keinerlei
    Vertraulichkeiten hinreißen ließ.
    Nachdem sein Zug in die Penn Station eingefahren war, nahm
    sich Fletcher ein Taxi zur 54th Street und traf zwanzig Minuten
    zu früh vor der gewaltigen Eingangshalle ein. Man hatte ihm
    erzählt, dass ein Kandidat einmal drei Minuten zu spät
    gekommen war, weswegen man sich gar nicht erst die Mühe
    gemacht hatte, ein Bewerbungsgespräch mit ihm zu führen.
    Er fuhr mit dem Aufzug in den sechsunddreißigsten Stock und
    wurde von der Empfangsdame in ein geräumiges Büro geführt,
    das fast so elegant wirkte wie das Büro des Seniorpartners.
    Fletcher wartete allein und fragte sich, ob das ein gutes Zeichen
    sei, bis kurz vor neun Uhr ein weiterer Kandidat zu ihm stieß. Er
    lächelte Fletcher an.
    »Logan Fitzgerald«, stellte er sich mit ausgestreckter Hand
    vor. »Ich habe dich in Yale bei der Erstsemestlerdebatte gehört.
    Deine Rede über Vietnam war brillant, auch wenn ich mit
    keinem Wort von dir einverstanden war.«
    »Du warst in Yale?«

    287
    »Nein, ich habe nur meinen Bruder besucht. Ich habe in
    Princeton studiert und ich nehme an, wir wissen beide, warum
    wir hier sind.«
    »Wie viele andere gibt es wohl noch, was glaubst du?«,
    erkundigte sich Fletcher.
    »Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass wir beide die Letzten
    sind. Darum kann ich dir jetzt nur viel Glück wünschen.«
    »Ich bin sicher, das meinst du absolut aufrichtig.« Fletcher
    grinste.
    Die Tür öffnete sich und eine Frau, in der Fletcher Mr
    Alexanders Sekretärin erkannte, begrüßte sie. »Meine

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