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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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nun die Meinung des Komitees gehört haben, ist es
    vielleicht an der Zeit, den Kandidaten nach seiner Meinung zu
    fragen«, schlug Harry vor.
    »Ich würde sehr gern ein Rededuell mit Mrs Hunter
    ausfechten«, erklärte Fletcher. »Sie wird den Leuten aufgrund

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    ihrer früheren Verdienste und meinem Mangel an Erfahrung
    vermutlich eher imponieren, also muss ich versuchen, das zu
    unserem Vorteil umzukehren.«
    »Wenn sie dich bei den lokalen Problemstellungen aussticht
    und es so aussehen lässt, als ob du für diesen Job noch nicht
    bereit bist«, hielt Dan dagegen, »dann ist unser Wahlkampf an
    diesem einen Abend schon gelaufen. Stell dir nicht die tausend
    Leute in dem Saal vor. Versuch dich daran zu erinnern, dass
    dieses Ereignis von den lokalen Radio- und Fernsehstationen
    übertragen wird und mit Sicherheit am nächsten Morgen die
    Titelseite des Hartford Courant schmückt.«
    »Das könnte alles unser Vorteil sein«, meinte Harry.
    »Stimmt«, sagte Dan, »aber es ist ein verdammt großes
    Risiko.«
    »Wie lange kann ich darüber nachdenken?«, fragte Fletcher.
    »Fünf Minuten«, erwiderte Harry. »Vielleicht zehn, denn
    wenn sie eine Presseerklärung herausgegeben hat, werden sie
    sofort unsere Antwort wissen wollen.«
    »Können wir nicht sagen, dass wir darüber nachdenken
    wollen?«
    »Ganz sicher nicht«, erklärte Harry. »Das würde so aussehen,
    als ob wir über die Debatte debattieren und wenn du am Ende
    nachgibst, gewinnt sie gleich doppelt. Entweder weisen wir sie
    strikt ab oder wir akzeptieren begeistert. Vielleicht sollten wir
    darüber abstimmen.« Er sah sich in der Runde um. »Wer ist
    dafür?« Elf Hände schossen hoch.
    »Dagegen?« Vierzehn Hände wurden gehoben. »Tja, das wäre
    es dann.«
    »Nein, das wäre es nicht«, sagte Fletcher. Alle am Tisch
    hörten auf zu reden und sahen den Kandidaten an. »Ich bin
    dankbar für eure Meinung, aber ich beabsichtige nicht, meine
    politische Karriere von einem Komitee lenken zu lassen, schon

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    gar nicht, wenn das Wahlergebnis so knapp zu werden droht.
    Dan, gib bitte eine Erklärung heraus, dass ich die
    Herausforderung von Mrs Hunter mit Freuden annehme und es
    kaum erwarten kann, über die echten Probleme mit ihr zu
    debattieren, nicht über die politischen Posen, auf die sich die
    Republikaner von Beginn dieses Wahlkampfs an spezialisiert zu
    haben scheinen.« Einen Augenblick herrschte Stille, dann brach
    spontan Applaus aus.
    Harry lächelte. »Wer ist für die Debatte?« Alle Hände
    schossen hoch. »Dagegen?« Niemand meldete sich. »Ich erkläre
    den Antrag für einstimmig angenommen.«
    »Warum haben wir ein zweites Mal abgestimmt?«, fragte
    Fletcher, als er mit Harry den Raum verließ.
    »Damit wir der Presse sagen können, die Entscheidung sei
    einhellig gefallen.«
    Fletcher lächelte, als sie sich auf den Weg zum Bahnhof
    machten. Wieder eine Lektion gelernt.

    *

    Zwölf Leute bearbeiteten jeden Morgen den Bahnhof. Die
    meisten verteilten Flugblätter, während der Kandidat die Hände
    der frühen Pendler schüttelte, die die Stadt verließen. Harry
    hatte ihm gesagt, er solle sich auf die Menschen konzentrieren,
    die den Bahnhof betraten, denn die wohnten bestimmt in
    Hartford, während diejenigen, die aus den Zügen stiegen,
    wahrscheinlich kein Stimmrecht in seinem Wahlkreis hatten.
    »Hallo, ich bin Fletcher Davenport …«
    Urn 8 Uhr 30 ging Fletcher quer über die Straße zu Ma ’s und
    aß ein Sandwich mit Ei und Schinken. Sobald Ma ihre Meinung

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    darüber kundgetan hatte, wie die Wahl verlauten würde, fuhr er
    zum Versicherungsviertel der Stadt und schüttelte die Hände
    ›der Anzüge‹, die in ihre Büros eilten. Im Wagen hatte Fletcher
    seine Yale-Krawatte angelegt, mit der sich, wie er wusste, viele
    der Manager identifizieren konnten.
    »Hallo, ich bin Fletcher Davenport …«
    Um 9 Uhr 30 kehrten alle für die morgendliche
    Pressekonferenz ins Wahlkampfbüro zurück. Barbara Hunter
    hatte ihre bereits eine Stunde früher abgehalten, daher wusste
    Fletcher, dass es an diesem Morgen nur um ein Thema gehen
    würde. Auf dem Rückweg ersetzte er die Yale-Krawatte durch
    etwas Neutraleres und hörte die Topthemen im Radio, um
    sicherzugehen, dass er nicht von den neusten Nachrichten
    überrascht würde. Im Nahen Osten war Krieg ausgebrochen.
    Das würde er Präsident Ford überlassen müssen, denn der Krieg
    würde es nicht auf die Titelseite des Hartford Courant schaffen.
    » Hallo, ich bin Fletcher

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