Die Kandidaten
an der
University of Connecticut studiert. Ist mit einem erfolgreichen
Werbemanager verheiratet und hat drei Kinder, die alle im
Bundesstaat leben. Derzeit gehört sie dem Kongress von
Connecticut an.«
»Irgendwelche schlechten Nachrichten?«, fragte Fletcher.
»Ja, sie trinkt nicht und ist Vegetarierin, darum musst du jede
Bar und jeden Metzger im Wahlkreis aufsuchen. Und wie alle,
die ihr ganzes Leben in der Politik verbracht haben, hat sie sich
unterwegs einen Haufen Feinde gemacht und da sie dieses Mal
nur knapp die republikanische Vorwahl für sich entscheiden
konnte, kannst du sicher sein, dass mehrere Partei-Aktivisten sie
überhaupt nicht wollten. Und was noch wichtiger ist, sie hat die
letzten beiden Wahlen verloren, also können wir sie als
Verliererin darstellen.«
Harry und Fletcher betraten den Hauptsitz der Demokraten in
der Park Street. Die Fensterfront war mit Postern und Fotos des
Kandidaten zugepflastert, etwas, an das sich Fletcher immer
noch nicht gewöhnt hatte. Der richtige Mann für den Job. Er
hatte von diesem Slogan nicht viel gehalten, bis die
Medienexperten ihm erklärten, dass es gut war, die Worte
›richtig‹ und ›Mann‹ in der Botschaft zu haben, wenn die
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Gegnerin
eine
republikanische
Frau
war.
Das
sei
›unterschwellig‹, hatten sie gemeint.
Harry stieg die Treppe zum Konferenzsaal im ersten Stock
hoch und setzte sich ans Kopfende des Tisches. Fletcher gähnte,
als er sich setzte, obwohl sie erst seit sieben Tagen Wahlkampf
führten und immer noch sechsundzwanzig Tage vor sich hatten.
Die Fehler, die du heute machst, sind morgen Geschichte, deine
Triumphe werden in den Abendnachrichten schon nicht mehr
erwähnt. Mach Tempo, das war eine der Maximen, die Harry
häufig wiederholte.
Fletcher sah sich unter den Anwesenden um, eine Mischung
aus Profis und erfahrenen Amateuren. Harry war nicht länger ihr
Kandidat, sondern der Wahlkampfmanager. Das war das einzige
Zugeständnis von Martha, aber sie hatte Fletcher gebeten, Harry
nach Hause zu schicken, sobald auch nur das geringste
Anzeichen zu erkennen war, dass er ermüdete. Die Tage
vergingen und es fiel immer schwerer, sich an Marthas
Anweisung zu halten, da es stets Harry war, der das Tempo
vorgab.
»Gibt es etwas Neues oder gar Vernichtendes?«, fragte Harry
und sah sein Team an. Bei der letzten Wahl hatte er Barbara
Hunter mit über fünftausend Stimmen geschlagen, nun jedoch
sagten die Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraus und sie
würden bald herausfinden, wie viele Stimmen bei der letzten
Wahl nur seiner Person gegolten hatten.
»Allerdings«, sagte eine Stimme vom anderen Ende des
Tisches. Harry lächelte Dan Mason an, der bei sechs seiner
sieben Wahlkämpfe mit von der Partie gewesen war. Dan hatte
seinerzeit am Kopiergerät angefangen und leitete nun die
Presse- und PR-Abteilung.
»Du hast das Wort, Dan.«
»Barbara
Hunter
hat
soeben
eine
Presseerklärung
herausgegeben, in der sie Fletcher zu einem Rededuell
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herausfordert. Wahrscheinlich soll ich ihr sagen, dass sie sich
das Duell an den Hut stecken kann und dass es ein Zeichen von
Verzweiflung ist, weil sie weiß, dass sie verlieren wird. So hast
du es ja immer gehalten.«
Harry schwieg einen Moment lang. »Du hast Recht, Dan, so
habe ich es immer gehalten«, sagte er schließlich, »aber nur,
weil ich der Amtsinhaber war und sie als Emporkömmling
behandelte. Jedenfalls hatte ich bei einem Duell nie etwas zu
gewinnen, aber die Situation hat sich jetzt geändert, weil wir mit
einem unbekannten Kandidaten ins Rennen gehen, darum denke
ich, dass wir erst noch ausführlicher über diese Idee sprechen
sollten, bevor wir eine Entscheidung treffen. Was sind die
Vorteile und Nachteile? Irgendwelche Meinungen?«, fragte er.
Alle redeten gleichzeitig los.
»Dadurch erhält unser Mann mehr Öffentlichkeit.«
»Dabei rückt sie nur in den Mittelpunkt.«
»Wir könnten beweisen, dass wir einen herausragenden
Redner haben, was aufgrund seiner Jugend für eine
Überraschung sorgen wird.«
»Sie kennt die Probleme vor Ort – wir könnten schlecht
informiert und unerfahren wirken.«
»Wir wirken jung, dynamisch und energiegeladen.«
»Sie wirkt erfahren, gerissen und kampferprobt.«
»Wir repräsentieren die Jugend von morgen.«
»Sie repräsentiert die Frau von heute.«
»Fletcher kann mit ihr den Boden wischen.«
»Wenn sie das Rededuell gewinnt, verlieren wir die Wahl.«
»Da wir
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