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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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sein Vater erklärt hatte, die
    Hose sei jeden Cent wert.
    »Beeil dich, Susan, sonst kommen wir zu spät«, rief sein Vater
    und sah zur Treppe hinauf. Trotzdem blieb Michael Cartwright
    noch reichlich Zeit, das Gepäck im Kofferraum zu verstauen
    und den Wagen auf die Straße zu fahren, bevor Susan endlich
    erschien, um ihrem Sohn für seinen ersten Tag alles Gute zu
    wünschen. Sie umarmte Nathaniel innig und er war nur dankbar,
    dass kein anderer Taft-Junge in der Nähe war und diesen Vorfall
    beobachtete. Er hoffte, dass seine Mutter ihre Enttäuschung
    darüber verwunden hätte, dass er sich gegen die Jefferson High
    entschieden hatte, denn ihm kamen bereits erste Zweifel. Wenn
    er die Jefferson High gewählt hätte, würde er wenigstens jeden
    Abend nach Hause gehen können.
    Nathaniel setzte sich auf den Beifahrersitz neben seinen Vater
    und sah auf die Uhr im Armaturenbrett. Es war beinahe sieben.
    »Lass uns losfahren, Dad.« Er wollte auf keinen Fall an seinem

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    ersten Tag zu spät kommen und wegen so einer dummen Sache
    verrufen sein.
    Sobald sie auf dem Highway waren, scherte sein Vater auf die
    Überholspur und ließ den Tacho auf 65 Meilen pro Stunde
    hochschnellen, fünf Meilen schneller als erlaubt. Er ging davon
    aus, dass die Chance, zu so früher Stunde in eine
    Polizeikontrolle zu geraten, gering war. Obwohl Nathaniel Taft
    bereits beim Bewerbungsgespräch kennen gelernt hatte, war es
    dennoch ein schrecklicher Augenblick, als sein Vater den alten
    Studebaker durch die gewaltigen Eisentore lenkte und langsam
    die eine Meile lange Auffahrt hinauffuhr. Nathaniel war
    erleichtert, als er sah, dass sich zwei oder drei Autos hinter
    ihnen einordneten, obwohl er bezweifelte, dass Neulinge darin
    saßen. Sein Vater folgte einer Kolonne aus Cadillacs und Buicks
    zu einem Parkplatz. Er war nicht ganz sicher, wo er parken
    sollte, schließlich war er ein neuer Vater. Nathaniel sprang
    schon aus dem Wagen, noch bevor sein Vater die Handbremse
    angezogen hatte. Doch dann zögerte er. Sollte er dem Strom an
    Jungen folgen, die zur Taft Hall eilten, oder mussten sich neue
    Jungs an anderer Stelle melden?
    Sein Vater zögerte nicht, sich der Masse anzuschließen, und
    blieb erst stehen, als ein großer, selbstsicherer, junger Mann mit
    einem Klemmbrett auf Nathaniel heruntersah und fragte: »Bist
    du ein Neuer?«
    Nathaniel brachte kein Wort heraus, darum antwortete sein
    Vater.
    »Ja.«
    Der Blick des jungen Mannes blieb fest auf Nathaniel
    gerichtet.
    »Name?«, fragte er.
    »Cartwright, Sir«, erwiderte Nathaniel.
    »Ah ja, du gehörst zur unteren Mitte. Man hat dich Mr
    Haskins zugeteilt, also musst du ziemlich schlau sein. Nur die

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    Schlauen fangen bei Mr Haskins an.« Nathaniel senkte den
    Kopf, während sein Vater lächelte. »Wenn du die Taft Hall
    betrittst«, fuhr der junge Mann fort, »kannst du dich in eine der
    ersten drei Reihen auf der linken Seite setzen. Sobald du neun
    Glockenschläge hörst, schweigst du und redest erst wieder,
    wenn der Direktor und der Rest der Lehrerschaft die Halle
    verlassen haben.«
    »Und was mache ich dann?« Nathaniel versuchte die Tatsache
    zu verbergen, dass er zitterte.
    »Dann wirst du von deinem Klassenlehrer instruiert.« Der
    junge Mann wandte seine Aufmerksamkeit dem neuen Vater zu.
    »Nat wird es hier gut gehen, Mr Cartwright. Ich hoffe, Sie haben
    eine gute Heimreise, Sir.«
    Das war der Augenblick, in dem Nathaniel klar wurde, dass er
    in Zukunft nur noch Nat heißen würde, auch wenn das seiner
    Mutter zweifelsohne nicht gefallen würde.
    Nat betrat die Taft Hall, senkte den Kopf und lief rasch den
    Gang entlang. Er hoffte, dass niemand ihn bemerkte. Am Ende
    der zweiten Reihe entdeckte er einen freien Platz. Nathaniel sah
    zu dem Jungen zu seiner Linken, der den Kopf in den Händen
    verborgen hielt. Betete er oder hatte er möglicherweise noch
    mehr Angst als er selbst? »Mein Name ist Nat«, stellte er sich
    mutig vor.
    »Ich heiße Tom«, sagte der Junge, ohne den Kopf zu heben.
    »Was passiert als Nächstes?«
    »Keine Ahnung. Ich wünschte, ich wüsste es«, erwiderte Tom.
    Da schlug die Uhr neun Mal und alle schwiegen.
    Ein Lindwurm aus Lehrern schlängelte sich daraufhin den
    Gang hinunter – keine Lehrerinnen, wie Nat auffiel. Seine
    Mutter hätte das nicht gutgeheißen. Die Männer schritten zur
    Bühne und nahmen ihre Plätze ein. Nur zwei Stühle blieben
    unbesetzt. Die Lehrerschaft unterhielt sich leise, während die
    Jungen unten in

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