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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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sich, ob er die Prüfung überhaupt bestanden
    hatte.
    Am Freitagmorgen wurden die Noten der Schüler am
    Anschlagsbrett ausgehängt und Fletcher Davenport hatte in
    seiner Jahrgangsstufe als Bester abgeschnitten. Sofort lief er

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    zum nächsten Telefon und rief seine Mutter an. Ruth konnte ihre
    Freude nicht verbergen, als sie die Neuigkeit von ihrem Sohn
    erfuhr, aber sie sagte ihm nicht, dass es sie nicht überraschte.
    »Das musst du feiern«, riet sie. Fletcher hätte das auch gern
    getan, aber er brachte es einfach nicht über sich, als er sah, wer
    am schlechtesten abgeschnitten hatte.
    Am Samstagmorgen sprach der Kaplan bei der Morgenandacht
    Gebete für »unser unbesiegtes Footballteam, das nur zum
    Ruhme unseres Herrn spielt«. Dem Herrn wurden anschließend
    die Namen jedes einzelnen Spielers verlesen und man bat ihn,
    seinen Heiligen Geist über sie kommen zu lassen. Der Direktor
    hegte offensichtlich keinen Zweifel daran, welches Team Gott
    am Samstagnachmittag unterstützen würde.
    In Hotchkiss wurde alles nach Alter entschieden, sogar der
    Platz eines Jungen auf den Zuschauertribünen am Spielfeld.
    Während des ersten Jahres bekamen die Jungen das hintere Ende
    des Feldes zugeteilt, darum saßen Fletcher und Jimmy jeden
    zweiten Samstag in der rechten Ecke und sahen ihren Helden zu,
    wie sie ihre Siegesserie in dieser Saison fortsetzten, ein Rekord,
    den allerdings auch Taft hielt, wie sie wussten.
    Da das Spiel gegen Taft auf ein Wochenende fiel, an dem die
    Jungen nach Hause durften, luden Jimmys Eltern Fletcher vor
    dem Anpfiff zu einem provisorischen Picknick aus dem
    Kofferraum ein. Fletcher erzählte den anderen Jungen seines
    Jahrgangs nichts davon, da er glaubte, es würde sie nur
    eifersüchtig machen. Es war schlimm genug, der Klassenbeste
    zu sein, und nun wurde er auch noch eingeladen, das Taft-Spiel
    mit einem Ehemaligen anzuschauen, der reservierte Plätze an
    der Mittellinie hatte.
    »Wie ist dein Dad so?«, erkundigte sich Jimmy, nachdem es in
    der Nacht vor dem Spiel ›Licht aus‹ hieß.

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    »Er ist toll«, sagte Fletcher. »Aber ich muss dich warnen: Er
    ist ein Taft-Mann und Republikaner. Was ist mit deinem Dad?
    Ich bin noch nie einem Senator begegnet.«
    »Er ist mit Leib und Seele Politiker. Das schreibt zumindest
    die Presse«, meinte Jimmy. »Ich bin mir gar nicht sicher, was
    das heißen soll.«
    Am Morgen des Spiels konnte sich, trotz Mr Baileys
    Begeisterung angesichts der Wirkung von Säure auf Zink, keiner
    auf den Chemie-Unterricht konzentrieren, nicht zuletzt deshalb,
    weil Jimmy den Hauptgashahn abgedreht hatte, so dass Mr
    Bailey nicht einmal den Bunsenbrenner entzünden konnte.
    Um zwölf Uhr läutete die Schulglocke und 380 tobende
    Jungen strömten in den Schulhof. Sie rotteten sich wie ein
    Eingeborenenstamm, der in den Krieg ziehen will, zusammen
    und brüllten ihren Schlachtruf: »Hotchkiss, Hotchkiss,
    Hotchkiss wird gewinnen! Tod allen Taftlern!«
    Fletcher rannte zu der Stelle, wo er sich mit seinen Eltern
    treffen wollte, während Autos und Taxis am See entlang
    einfuhren.
    »Andrew, mein Liebling, wie geht es dir?«, waren die ersten
    Worte seiner Mutter, als sie aus dem Wagen stieg.
    »Fletcher. In Hotchkiss heiße ich Fletcher«, flüsterte er und
    hoffte, dass keiner der anderen Jungen das ›Liebling‹ gehört
    hatte. Er schüttelte seinem Vater die Hand und sagte: »Wir
    müssen sofort in Richtung Spielfeld, weil wir von Senator und
    Mrs Gates zu einem Picknick eingeladen wurden.«
    Fletchers Vater hob eine Augenbraue. »Wenn ich mich recht
    erinnere, ist Senator Gates Demokrat«, sagte er mit gespielter
    Verachtung.
    »Und ein ehemaliger Kapitän des Footballteams von
    Hotchkiss«, fügte Fletcher hinzu. »Sein Sohn Jimmy und ich
    sind in derselben Klasse und er ist mein bester Freund, darum
    sollte Mom neben dem Senator sitzen, und wenn du dich dem

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    nicht gewachsen fühlst, Dad, kannst du gern auf der anderen
    Seite des Spielfelds bei den Taft-Leuten Platz nehmen.«
    »Nein, ich denke, ich werde mich schon mit dem Senator
    abfinden. Es wird mir eine Freude sein, neben ihm zu sitzen,
    wenn Taft mit einem furiosen Touchdown den Sieg erringt.«
    Es war ein klarer Herbsttag und die drei schlenderten durch
    einen goldenen Blätterteppich zur Sportstätte. Ruth versuchte,
    ihren Sohn bei der Hand zu nehmen, aber Fletcher ging gerade
    so weit von ihr entfernt, dass es ihr nicht möglich war. Lange
    bevor sie an das Spielfeld gelangten, hörten

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