Die Kandidaten
sie schon die
typischen Anfeuerungsrufe der Menge vor einem Spiel.
Fletcher entdeckte Jimmy hinter einem geparkten Oldsmobile,
auf dessen offener Kofferraumklappe weitaus üppigere
Mahlzeiten standen als alles, was er in den letzten zwei Monaten
gesehen hatte. Ein großer, eleganter Mann trat auf sie zu.
»Hallo, ich bin Harry Gates.«
Der Senator streckte seine Politikerhand aus und begrüßte
Fletchers Eltern.
Fletchers Vater ergriff die ausgestreckte Hand. »Guten Tag,
Senator. Ich bin Robert Davenport und das ist meine Frau
Ruth.«
»Nennen Sie mich Harry. Das ist Martha, meine erste Frau.«
Mrs Gates hieß beide willkommen. »Ich nenne sie meine erste
Frau – na ja, so strengt sie sich mehr an.«
»Möchten Sie einen Drink?«, fragte Martha, die über seinen
Witz, den sie schon so oft gehört hatte, nicht mehr lachen
konnte.
»Dann aber hurtig«, meinte der Senator und sah auf seine Uhr.
»Wir wollen ja vor dem Anpfiff auch noch essen. Darf ich
Ihnen etwas anbieten, Ruth? Ihr Mann kann für sich selbst
sorgen – ich rieche einen Republikaner schon auf hundert
Schritte.«
50
»Ich fürchte, es ist noch viel schlimmer«, seufzte Ruth.
»Sagen Sie mir nicht, dass er ein Taft-Mann ist, denn ich plane
gerade, das in diesem Bundesstaat zu einem Kapitalverbrechen
zu erklären.«
Ruth nickte.
»Fletcher, komm du zu mir und unterhalte dich mit mir, denn
ich habe vor, deinen Vater zu ignorieren.«
Fletcher fühlte sich von der Aufforderung geschmeichelt und
fragte den Senator kurz darauf über die Arbeit der Legislative
von Connecticut aus.
»Andrew«, mahnte Ruth.
»Fletcher, Mutter.«
»Fletcher, denkst du nicht, der Senator würde sich gern über
etwas anderes als Politik unterhalten?«
»Nein, ist schon gut, Ruth«, versicherte Harry. »Die Wähler
stellen mir nur selten so aufschlussreiche Fragen und außerdem
hoffe ich, dass ein wenig davon auf Jimmy abfärbt.«
Nach dem Essen spazierte die Gruppe schweigend zu den
Tribünen und setzte sich nur wenige Augenblicke vor
Spielbeginn. Die Plätze waren besser, als es sich ein Erstklässler
jemals erträumen konnte, aber Senator Gates hatte seit seinem
Abschluss ja auch kein einziges Spiel gegen Taft verpasst.
Fletcher konnte seine Aufregung kaum zügeln, als sich die
Zeiger der Uhr über der Anzeigetafel auf vierzehn Uhr
zubewegten. Er starrte auf die gegenüberliegende Tribüne und
wurde von den Schreien der Gegner begrüßt. »Gebt mir ein T,
gebt mir ein A, gebt mir ein …«
Und da verliebte er sich.
*
51
Nats Blick heftete sich auf das Gesicht über dem Buchstaben A.
»Nat ist der klügste Junge in unserer Klasse«, teilte Tom Nats
Vater mit. Michael lächelte.
»Aber nur gerade so«, ging Nat in die Defensive. »Vergiss
nicht, dass ich Ralph Elliot nur um einen Punkt geschlagen
habe.«
»Ich frage mich, ob das der Sohn von Max Elliot ist«, sagte
Nats Vater leise, fast zu sich selbst.
»Wer ist Max Elliot?«
»In meinem Geschäft nennt man jemanden wie ihn ein nicht
akzeptables Risiko.«
»Warum?«, wollte Nat wissen, aber sein Vater führte diese
unverbindliche Erklärung nicht weiter aus und war erleichtert,
als sein Sohn von den Cheerleadern abgelenkt wurde, die blaue
und weiße Pompons an den Handgelenken trugen und ihren
rituellen Kriegstanz aufführten. Nats Blick heftete sich auf das
zweite Mädchen von links, das zu ihm hochzulächeln schien,
obwohl ihm klar war, dass er für sie nur ein Fleck am hinteren
Ende der Tribüne war.
»Du bist gewachsen, wenn ich mich nicht irre«, sagte Nats
Vater. Ihm fiel auf, dass die Hosenbeine seines Sohnes beinahe
drei Zentimeter von dessen Schuhen entfernt waren. Er fragte
sich, wie oft er ihm wohl neue Kleidung kaufen musste.
»Tja, an dem Essen der Schule kann’s nicht liegen«, erklärte
Tom, der immer noch der Kleinste in der Klasse war. Nat
erwiderte nichts. Sein Blick blieb auf die Cheerleader gerichtet.
»In welche von denen hast du dich verknallt?«, wollte Tom
wissen und stieß seinen Freund mit dem Ellbogen an.
»Wie bitte?«
»Du hast mich schon verstanden.«
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Nat drehte sich um, damit sein Vater die Antwort nicht hören
konnte. »Die Zweite von links, mit dem A auf dem Sweater.«
»Diane Coulter.« Es freute Tom, dass er ausnahmsweise
einmal mehr wusste als sein Freund.
»Woher kennst du ihren Namen?«
»Sie ist Dan Coulters Schwester.«
»Aber er ist der hässlichste Spieler im Team.« Nat war
entsetzt. »Er
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