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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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noch, er besaß
    keine Freizeitkleidung, nur ein kariertes Hemd, das er eine halbe
    Stunde, nachdem er es gekauft hatte, in einer Schublade
    versteckte. Nat sah nach, wie viel Geld er vom
    Zeitungsaustragen noch gespart hatte – sieben Dollar und
    zwanzig Cent –, und fragte sich, ob das reichen würde, um ein
    neues Hemd und ein paar Freizeithosen zu kaufen. Wenn er
    doch nur einen älteren Bruder hätte!
    Nat beendete seinen Aufsatz nur wenige Stunden, bevor ihn
    sein Vater nach Simsbury fuhr.
    Während sie in Richtung Norden unterwegs waren, fragte sich
    Nat ständig, warum er Diane nicht noch einmal angerufen und
    Ort und Zeit ausgemacht hatte, wo sie sich treffen konnten.
    Möglicherweise war sie zwischenzeitlich fortgefahren – hatte
    beschlossen, eine Freundin oder gar einen Freund zu besuchen.
    Ob es Toms Eltern etwas ausmachen würde, wenn er sie gleich
    bei seiner Ankunft bat, ihr Telefon benützen zu dürfen?
    »Oh mein Gott«, rief Nat aus, als sein Vater auf eine lange
    Auffahrt bog und an einer Koppel voller Pferde vorüberkam.
    Nats Vater hätte ihn wegen Gotteslästerung gescholten, war aber
    selbst ein wenig verblüfft. Die Auffahrt zog sich über eine Meile
    hin, dann führte sie auf ein mit Kies ausgelegtes Rondell, hinter
    dem eine herrliche Villa im Kolonialstil mit weißen Säulen
    stand, umgeben von Nadelbäumen.
    »Oh mein Gott«, rief Nat ein zweites Mal. Dieses Mal schalt
    ihn sein Vater.
    »Tut mir Leid, Dad, aber Tom hat nie erwähnt, dass er in
    einem Palast lebt.«

    65
    »Warum sollte er auch?«, erwiderte sein Vater. »Etwas
    anderes hat er ja nie kennen gelernt. Übrigens ist er nicht wegen
    der Größe seines Elternhauses dein bester Freund, und wenn er
    das Gefühl gehabt hätte, dich beeindrucken zu müssen, hätte er
    es schon vor langer Zeit erwähnt. Weißt du, was sein Vater von
    Beruf
    ist?
    Eines
    ist
    sicher:
    er
    verkauft
    keine
    Lebensversicherungen.«
    »Ich glaube, er ist Bankier.«
    »Tom Russell, natürlich. Russell’s Bank«, rief sein Vater, als
    sie vor dem Haus vorfuhren.
    Tom wartete zur Begrüßung schon am Kopf der
    Eingangstreppe.
    »Guten Tag, Sir. Wie geht es Ihnen?«, fragte er, als er die Tür
    auf der Fahrerseite öffnete.
    »Danke, gut, Tom«, erwiderte Michael Cartwright, während
    sein Sohn aus dem Wagen stieg und sich dabei an einen kleinen
    Koffer mit den Initialen M.C. neben dem Schloss klammerte.
    »Möchten Sie auf einen Drink hereinkommen, Sir?«
    »Das ist sehr nett«, erwiderte Nats Vater, »aber meine Frau
    erwartet mich rechtzeitig zum Abendessen zurück, darum sollte
    ich mich besser gleich wieder auf den Weg machen.«
    Nat winkte, während sein Vater das Rondell umkreiste und die
    Rückfahrt nach Cromwell antrat.
    Nat sah zum Haus auf und entdeckte einen Butler am
    Treppenkopf. Dieser bot an, den Koffer zu nehmen, aber Nat
    klammerte sich fest an ihn. Man führte ihn über eine herrliche,
    breite Rundtreppe in den ersten Stock und in das Gästezimmer.
    In Nats Elternhaus gab es nur ein einziges Gästezimmer, das in
    diesem Haus wohl als Besenkammer durchgegangen wäre.
    Sobald der Butler sie verlassen hatte, sagte Tom: »Wenn du
    ausgepackt hast, komm nach unten. Dann lernst du meine
    Mutter kennen. Wir sind in der Küche.«

    66
    Nat setzte sich ans Fußende eines der beiden Betten. Ihm war
    schmerzlich bewusst, dass er Tom niemals zu sich nach Hause
    einladen konnte.
    Nat brauchte nicht mehr als drei Minuten, um auszupacken, da
    er nur zwei Hemden, eine Ersatzhose und eine Krawatte
    mitgebracht hatte. Einen beträchtlichen Zeitraum verbrachte er
    anschließend mit der Begutachtung des Badezimmers, bevor er
    schließlich auf das Bett und wieder hinuntersprang. Es federte
    prächtig. Er wartete noch zwei Minuten, erst dann verließ er das
    Zimmer, stieg die breite Treppe hinunter und fragte sich, ob er
    jemals die Küche finden würde. Doch der Butler wartete am
    Fußende der Treppe und begleitete ihn durch den Flur. Nat
    blickte verstohlen in jedes Zimmer, an dem sie vorbeikamen.
    »Hallo«, begrüßte ihn Tom. »Ist dein Zimmer in Ordnung?«
    »Ja, es ist toll.« Nat war klar, dass sein Freund nicht
    sarkastisch sein wollte.
    »Mom, das ist Nat. Er ist der klügste Junge in der Klasse, Gott
    sei’s geklagt.«
    »Bitte fluche nicht, Tom«, mahnte Mrs Russell. »Hallo Nat, es
    ist schön, dich kennen zu lernen.«
    »Guten Abend, Mrs Russell. Es ist auch schön, Sie kennen zu
    lernen. Sie haben ein wunderschönes Haus.«
    »Danke, Nat.

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