Die Kandidaten
noch, er besaß
keine Freizeitkleidung, nur ein kariertes Hemd, das er eine halbe
Stunde, nachdem er es gekauft hatte, in einer Schublade
versteckte. Nat sah nach, wie viel Geld er vom
Zeitungsaustragen noch gespart hatte – sieben Dollar und
zwanzig Cent –, und fragte sich, ob das reichen würde, um ein
neues Hemd und ein paar Freizeithosen zu kaufen. Wenn er
doch nur einen älteren Bruder hätte!
Nat beendete seinen Aufsatz nur wenige Stunden, bevor ihn
sein Vater nach Simsbury fuhr.
Während sie in Richtung Norden unterwegs waren, fragte sich
Nat ständig, warum er Diane nicht noch einmal angerufen und
Ort und Zeit ausgemacht hatte, wo sie sich treffen konnten.
Möglicherweise war sie zwischenzeitlich fortgefahren – hatte
beschlossen, eine Freundin oder gar einen Freund zu besuchen.
Ob es Toms Eltern etwas ausmachen würde, wenn er sie gleich
bei seiner Ankunft bat, ihr Telefon benützen zu dürfen?
»Oh mein Gott«, rief Nat aus, als sein Vater auf eine lange
Auffahrt bog und an einer Koppel voller Pferde vorüberkam.
Nats Vater hätte ihn wegen Gotteslästerung gescholten, war aber
selbst ein wenig verblüfft. Die Auffahrt zog sich über eine Meile
hin, dann führte sie auf ein mit Kies ausgelegtes Rondell, hinter
dem eine herrliche Villa im Kolonialstil mit weißen Säulen
stand, umgeben von Nadelbäumen.
»Oh mein Gott«, rief Nat ein zweites Mal. Dieses Mal schalt
ihn sein Vater.
»Tut mir Leid, Dad, aber Tom hat nie erwähnt, dass er in
einem Palast lebt.«
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»Warum sollte er auch?«, erwiderte sein Vater. »Etwas
anderes hat er ja nie kennen gelernt. Übrigens ist er nicht wegen
der Größe seines Elternhauses dein bester Freund, und wenn er
das Gefühl gehabt hätte, dich beeindrucken zu müssen, hätte er
es schon vor langer Zeit erwähnt. Weißt du, was sein Vater von
Beruf
ist?
Eines
ist
sicher:
er
verkauft
keine
Lebensversicherungen.«
»Ich glaube, er ist Bankier.«
»Tom Russell, natürlich. Russell’s Bank«, rief sein Vater, als
sie vor dem Haus vorfuhren.
Tom wartete zur Begrüßung schon am Kopf der
Eingangstreppe.
»Guten Tag, Sir. Wie geht es Ihnen?«, fragte er, als er die Tür
auf der Fahrerseite öffnete.
»Danke, gut, Tom«, erwiderte Michael Cartwright, während
sein Sohn aus dem Wagen stieg und sich dabei an einen kleinen
Koffer mit den Initialen M.C. neben dem Schloss klammerte.
»Möchten Sie auf einen Drink hereinkommen, Sir?«
»Das ist sehr nett«, erwiderte Nats Vater, »aber meine Frau
erwartet mich rechtzeitig zum Abendessen zurück, darum sollte
ich mich besser gleich wieder auf den Weg machen.«
Nat winkte, während sein Vater das Rondell umkreiste und die
Rückfahrt nach Cromwell antrat.
Nat sah zum Haus auf und entdeckte einen Butler am
Treppenkopf. Dieser bot an, den Koffer zu nehmen, aber Nat
klammerte sich fest an ihn. Man führte ihn über eine herrliche,
breite Rundtreppe in den ersten Stock und in das Gästezimmer.
In Nats Elternhaus gab es nur ein einziges Gästezimmer, das in
diesem Haus wohl als Besenkammer durchgegangen wäre.
Sobald der Butler sie verlassen hatte, sagte Tom: »Wenn du
ausgepackt hast, komm nach unten. Dann lernst du meine
Mutter kennen. Wir sind in der Küche.«
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Nat setzte sich ans Fußende eines der beiden Betten. Ihm war
schmerzlich bewusst, dass er Tom niemals zu sich nach Hause
einladen konnte.
Nat brauchte nicht mehr als drei Minuten, um auszupacken, da
er nur zwei Hemden, eine Ersatzhose und eine Krawatte
mitgebracht hatte. Einen beträchtlichen Zeitraum verbrachte er
anschließend mit der Begutachtung des Badezimmers, bevor er
schließlich auf das Bett und wieder hinuntersprang. Es federte
prächtig. Er wartete noch zwei Minuten, erst dann verließ er das
Zimmer, stieg die breite Treppe hinunter und fragte sich, ob er
jemals die Küche finden würde. Doch der Butler wartete am
Fußende der Treppe und begleitete ihn durch den Flur. Nat
blickte verstohlen in jedes Zimmer, an dem sie vorbeikamen.
»Hallo«, begrüßte ihn Tom. »Ist dein Zimmer in Ordnung?«
»Ja, es ist toll.« Nat war klar, dass sein Freund nicht
sarkastisch sein wollte.
»Mom, das ist Nat. Er ist der klügste Junge in der Klasse, Gott
sei’s geklagt.«
»Bitte fluche nicht, Tom«, mahnte Mrs Russell. »Hallo Nat, es
ist schön, dich kennen zu lernen.«
»Guten Abend, Mrs Russell. Es ist auch schön, Sie kennen zu
lernen. Sie haben ein wunderschönes Haus.«
»Danke, Nat.
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