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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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erschien.
    Susan erkannte ihren alten Rivalen nicht gleich wieder, unter
    anderem deshalb, weil er zehn Zentimeter gewachsen und somit
    zum ersten Mal größer war als sie. Erst als sie ihm ein Glas
    Wein anbot und Michael erwiderte: »Wenigstens gießt du es
    dieses Mal nicht über mich«, wurde ihr klar, wer der große, gut
    aussehende Mann war.
    »Mein Gott, ich habe mich grässlich verhalten«, sagte Susan
    und erwartete, dass er es leugnete.
    »Ja, hast du«, meinte er. »Aber vermutlich habe ich es
    verdient.«
    »Ja, allerdings«, entfuhr es ihr, dann biss sie sich auf die
    Zunge.
    Sie plauderten wie alte Freunde und es überraschte Susan, wie
    groß ihre Enttäuschung war, als sich ihnen eine Kommilitonin
    aus Georgetown anschloss und mit Michael flirtete. An diesem
    Abend sprachen sie nicht mehr miteinander.
    Am nächsten Tag rief Michael an und lud sie ins Kino ein:
    Ehekrieg mit Spencer Tracy und Katharine Hepburn. Susan
    kannte den Film bereits, hörte sich aber zusagen und konnte
    nicht glauben, wie viel Zeit sie damit zubrachte, verschiedene
    Kleider anzuprobieren, bevor Michael zu ihrer ersten
    Verabredung eintraf.
    Susan gefiel der Film auch noch beim zweiten Mal. Sie fragte
    sich, ob Michael den Arm um ihre Schulter legen würde, wenn
    Spencer Tracy Katharine Hepburn küsste. Er tat es nicht. Aber
    als sie das Kino verließen, nahm er sie beim Überqueren der
    Straße an der Hand und ließ sie erst los, als sie das Café
    erreichten. Das war auch der Moment, in dem sie ihren ersten
    Streit hatten. Nun ja, ihre erste Meinungsverschiedenheit.

    9
    Michael tat kund, dass er im November für Thomas Dewey
    stimmen würde, woraufhin Susan klarstellte, dass sie sich
    weiterhin Harry Truman im Weißen Haus wünschte. Der
    Kellner stellte eine Eiscreme vor Susan ab. Sie starrte das Eis
    an.
    »Denk nicht mal daran«, warnte Michael.
    Susan war nicht überrascht, als er sie am nächsten Tag anrief,
    obwohl sie über eine Stunde neben dem Telefon gesessen und so
    getan hatte, als würde sie lesen.
    Michael gestand seiner Mutter beim Frühstück, dass es Liebe
    auf den ersten Blick sei.
    »Du kennst Susan doch schon seit Jahren«, erwiderte seine
    Mutter.
    »Nein, das stimmt nicht, Mom«, sagte er. »Ich habe sie gestern
    zum ersten Mal getroffen.«
    Beide Elternpaare waren entzückt und kein bisschen
    überrascht, als sich Susan und Michael ein Jahr später verlobten,
    hatten sie doch seit Susans Abschlussfeier so gut wie jeden Tag
    zusammen verbracht. Beide hatten innerhalb weniger Tage nach
    ihrem Abschluss am College eine Stelle gefunden, Michael als
    Trainee bei der Hartford-Lebensversicherungsgesellschaft und
    Susan als Geschichtslehrerin an der Jefferson High School. Sie
    beschlossen, in den Sommerferien zu heiraten.
    Es war allerdings nicht geplant, dass Susan schon während der
    Flitterwochen schwanger würde. Michael konnte seine Freude
    angesichts der Vorstellung, Vater zu werden, nicht verhehlen,
    und als ihnen Dr. Greenwood im sechsten Monat mitteilte, dass
    es Zwillinge würden, war er doppelt begeistert.
    »Das wird wenigstens ein Problem lösen«, war Michaels erste
    Reaktion.
    »Als da wäre?«, wollte Susan wissen.
    »Einer kann Republikaner werden und der andere Demokrat.«

    10
    »Nicht, solange ich noch ein Wörtchen mitzureden habe«,
    erklärte Susan und rieb sich den Bauch.
    Susan unterrichtete bis in den achten Monat, der zufällig auf
    die Osterferien fiel. Am achtundzwanzigsten Tag ihres neunten
    Monats suchte sie mit einem kleinen Köfferchen das
    Krankenhaus auf. Michael verließ seine Arbeitsstelle vorzeitig
    und schloss sich ihr wenige Minuten später mit der guten
    Nachricht an, dass er zum Policen-Manager befördert worden
    war.
    »Was bedeutet das?«, fragte Susan.
    »Es
    ist
    ein
    hochtrabender
    Titel
    für
    einen
    Versicherungsvertreter«, erklärte Michael. »Aber es gibt eine
    kleine Gehaltserhöhung und das kommt gerade recht, wo wir
    doch jetzt zwei weitere Mäuler zu stopfen haben.«
    Sobald Susan auf ihrem Zimmer lag, schlug Dr. Greenwood
    Michael vor, er solle während der Geburt draußen warten, da es
    bei Zwillingen leicht zu Komplikationen kommen könnte.
    Michael lief den Flur auf und ab. Vor dem Porträt von Josiah
    Preston, das am anderen Ende des Flures hing, drehte er sich
    jedes Mal um und ging wieder zurück. Während der ersten
    Runden seines Gewaltmarsches blieb Michael nicht stehen, um
    die ausführliche Biografie zu lesen, die unter dem Porträt

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