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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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des
    Krankenhausgründers angebracht war. Doch als der Arzt
    schließlich durch die Doppeltüren trat, kannte Michael Prestons
    gesamte Lebensgeschichte auswendig.
    Die grün gekleidete Gestalt ging langsam auf ihn zu, bevor sie
    ihre Maske vom Gesicht nahm. Michael versuchte, den
    Gesichtsausdruck zu lesen. In seinem Beruf war es von Vorteil,
    wenn man Gesichtsausdrücke enträtseln und Hintergedanken
    erkennen konnte, denn beim Verkauf von Lebensversicherungen
    musste man alle Ängste vorhersehen, die ein potenzieller Kunde
    haben mochte. Doch der Arzt verriet in seinem Gesicht absolut
    nichts. Als sie einander gegenüberstanden, lächelte er plötzlich

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    und sagte: »Ich gratuliere, Mr Cartwright, Sie haben zwei
    gesunde Söhne.«
    Susan war mit zwei Jungen niedergekommen – um 16 Uhr 37
    mit Nathaniel und um 16 Uhr 43 mit Peter. In der folgenden
    Stunde herzten die Eltern ihre Söhne abwechselnd, bis
    Dr. Greenwood vorschlug, Mutter und Kinder sollten sich etwas
    ausruhen. »Zwei Kinder stillen zu müssen wird mehr als
    anstrengend für Sie sein. Ich gebe die beiden Kleinen über
    Nacht auf unsere Säuglingsstation«, fügte er hinzu. »Sie müssen
    sich keine Sorgen machen. Das tun wir bei Zwillingen immer.«
    Michael begleitete seine Söhne auf die Säuglingsstation, wo
    man ihn erneut bat, auf dem Flur zu warten. Der stolze Vater
    presste die Nase gegen die Glasscheibe, die den Flur von den
    Reihen
    der
    Kinderbettchen
    trennte.
    Er
    starrte
    die
    schlummernden Jungen an und wollte jedem, der vorüberging,
    zurufen: »Das sind meine zwei!« Er lächelte die
    Krankenschwester
    an,
    die
    neben
    den
    Wiegen
    der
    Neuankömmlinge stand und aufmerksam über sie wachte. Sie
    band Namensschilder um ihre winzigen Handgelenke.
    Michael konnte sich nicht erinnern, wie lange er dort stand, bis
    er schließlich wieder an das Bett seiner Frau zurückkehrte. Als
    er die Türen öffnete, stellte er zu seiner großen Freude fest, dass
    Susan tief schlief. Er küsste sie sanft auf die Stirn. »Ich sehe
    dich dann morgen früh, mein Schatz, bevor ich zur Arbeit
    gehe.« Michael ignorierte die Tatsache, dass sie kein Wort
    hörte. Er verließ das Zimmer, marschierte den Flur entlang und
    trat in den Aufzug, wo er auf Dr. Greenwood traf, der seinen
    grünen OP-Kittel gegen eine Freizeitjacke und graue
    Flanellhosen getauscht hatte.
    »Ich wünschte, es wäre immer so einfach«, sagte er zu dem
    stolzen Vater, als der Aufzug im Erdgeschoss hielt. »Trotzdem
    komme ich heute Abend noch einmal vorbei, Mr Cartwright, um
    nach Ihrer Frau und Ihren Zwillingen zu schauen. Obwohl ich
    nicht mit Problemen rechne.«

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    »Danke, Doktor«, sagte Michael. »Vielen Dank.«
    Dr. Greenwood lächelte. Er hätte das Krankenhaus verlassen,
    um nach Hause zu fahren, hätte er nicht in diesem Augenblick
    eine elegante Dame entdeckt, die durch die Schwingtüren trat.
    Rasch ging er zu Ruth Davenport hinüber.
    Michael Cartwright sah sich noch einmal um. Der Arzt hielt
    gerade die Aufzugstüren für zwei Frauen auf, von denen eine
    hochschwanger war. Ein ängstlicher Gesichtsausdruck hatte das
    warme Lächeln von Dr. Greenwood abgelöst. Michael hoffte,
    dass der Neuzugang eine ebenso unkomplizierte Geburt haben
    würde, wie Susan sie zuwege gebracht hatte. Er schlenderte zu
    seinem Wagen, versuchte sich klar zu machen, was er als
    Nächstes tun müsse, immer noch unfähig, das breite Grinsen aus
    seinem Gesicht zu verbannen.
    Als Erstes musste er seine Eltern anrufen … die Großeltern.

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2
    RUTH DAVENPORT HATTE SICH bereits damit abgefunden,
    dass dies ihre letzte Chance sein würde. Dr. Greenwood hatte es
    ihr aus professionellen Gründen nicht mit dieser Deutlichkeit
    gesagt, obwohl er nach zwei Fehlgeburten binnen zweier Jahre
    seiner Patientin nicht raten konnte, noch einmal schwanger zu
    werden.
    Robert Davenport kannte solch professionelle Etikette dagegen
    nicht und als er erfuhr, dass seine Frau zum dritten Mal
    schwanger war, äußerte er sich auf typisch plumpe Art dazu. Er
    stellte ihr schlicht und einfach ein Ultimatum: »Dieses Mal
    gehst du es gefälligst locker an« – eine beschönigende
    Umschreibung für den Befehl: Tu nichts, was der Geburt
    unseres Sohnes schaden könnte. Robert Davenport ging
    selbstredend davon aus, dass sein Erstgeborenes ein Junge sein
    würde. Er wusste allerdings, dass es seiner Frau schwer fallen
    würde, wenn es ihr nicht gar unmöglich war, es ›locker
    anzugehen‹. Schließlich war sie

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