Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
Soldaten mit den
    vietnamesischen Frauen alles anstellen durften«, legte Tom
    nach.
    »So viel Glück hätte ich haben sollen. Wenn Mollie nicht
    gewesen wäre, hätte ich zölibatär leben müssen.«
    »Tja, mein Rat lautet, sie nicht zu desillusionieren«, meinte
    Tom.
    »Ich wette, die Männer sind neidisch und die Frauen fasziniert.
    Du willst doch nicht, dass sie herausfinden, was für ein
    stinknormaler, gesetzestreuer Bürger du bist.«
    »Manchmal wünschte ich, sie würden sich daran erinnern, dass
    ich auch erst neunzehn Jahre alt bin«, klagte Nat.

    183
    »Das Problem ist«, diagnostizierte Tom, »dass Captain
    Cartwright, Träger der Tapferkeitsmedaille, nicht nach einem
    Neunzehnjährigen klingt und ich fürchte, dein Hinken ruft ihnen
    das auch immer wieder ins Gedächtnis.«
    Nat befolgte den Rat seines Freundes und beschloss, seine
    überschüssige Energie im Vorlesungssaal, in der Sporthalle und
    bei Querfeldeinläufen loszuwerden. Die Ärzte hatten ihn
    gewarnt, es würde mindestens ein Jahr dauern, bevor er wieder
    laufen könnte – falls überhaupt jemals. Aufgrund ihrer
    pessimistischen Vorhersage verbrachte Nat nie weniger als eine
    Stunde pro Tag in der Sporthalle, kletterte Seile hoch, hob
    Gewichte und spielte sogar gelegentlich Tischtennis. Am Ende
    des Semesters war er schon wieder in der Lage, langsam den
    Rundkurs abzulaufen – auch wenn er für die sechs Meilen eine
    Stunde und zwanzig Minuten brauchte. Er sah in seinem alten
    Trainingsplan nach und stellte fest, dass sein Rekord als
    Erstsemestler bei vierunddreißig Minuten und achtzehn
    Sekunden gelegen hatte. Er versprach sich, diesen Rekord am
    Ende des nächsten Semesters gebrochen zu haben.
    Das nächste Problem, dem Nat sich stellen musste, waren die
    Antworten, die er bekam, wann immer er eine Frau bat, mit ihm
    auszugehen. Entweder wollten sie sofort mit ihm ins Bett oder
    sie lehnten kurzerhand ab. Tom hatte ihn gewarnt, dass sein
    Skalp im Bett wahrscheinlich ein Preis war, den viele
    Studentinnen ergattern wollten, und Nat entdeckte rasch, dass
    einige, die er noch nie getroffen hatte, das bereits von sich
    behaupteten.
    »So ein Ruf hat seine Nachteile«, beschwerte sich Nat.
    »Ich tausche mit dir, wenn du möchtest«, meinte Tom.
    Die einzige Ausnahme war Rebecca, die gleich am ersten Tag,
    als Nat auf den Campus zurückgekehrt war, klargestellt hatte,
    dass sie sich eine zweite Chance wünschte. Nat war vorsichtig,
    was das neuerliche Entfachen gerade dieser alten Flamme

    184
    anging, und kam zu dem Schluss, wenn sie überhaupt wieder
    eine Beziehung aufbauen wollten, dann müsste es langsam
    vonstatten gehen. Rebecca hatte jedoch andere Pläne.
    Nach ihrer zweiten Verabredung lud sie ihn zum Kaffee auf
    ihr Zimmer ein und begann nur Augenblicke, nachdem sie die
    Tür geschlossen hatte, damit, ihn auszuziehen. Nat riss sich los
    und brachte die lahme Ausrede vor, dass er am nächsten Tag
    einen Zeitlauf habe. Sie ließ sich nicht so leicht abschrecken und
    als sie ein paar Minuten später mit zwei Tassen Kaffee
    zurückkehrte, war sie in ein Seidenkleid geschlüpft, das zeigte,
    wie wenig sie darunter trug – falls sie überhaupt etwas darunter
    trug. Plötzlich wurde Nat klar, dass er gar nichts mehr für sie
    empfand. Schnell trank er seinen Kaffee und wiederholte, dass
    er früh ins Bett müsse.
    »So ein Zeitlauf hat dich früher nie abgehalten«, neckte
    Rebecca.
    »Damals hatte ich auch noch zwei gute Beine«, erwiderte Nat.
    »Vielleicht bin ich nicht mehr gut genug für dich«, meinte
    Rebecca, »wo doch jetzt jeder denkt, dass du eine Art Held
    bist.«
    »Damit hat es gar nichts zu tun. Es ist nur …«
    »Es ist nur, dass Ralph von Anfang an Recht hatte, was dich
    betrifft.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Nat scharf.
    »Du hast einfach nicht seine Klasse.« Sie zögerte kurz.
    »Weder im Bett noch sonst wo.«
    Nat wollte etwas erwidern, beschloss aber, dass es das nicht
    wert war. Er ging ohne ein weiteres Wort. In dieser Nacht lag er
    wach und erkannte, dass Rebecca wie so viele andere Dinge nur
    noch ein Teil seines früheren Lebens war.
    Eine von Nats überraschenden Entdeckungen bei seiner
    Rückkehr an die Universität war die, wie viele Studenten ihn

    185
    drängten, als Präsident des Studentenausschusses gegen Elliot
    anzutreten. Aber Nat machte deutlich, dass er kein Interesse
    daran hatte, einen Wahlkampf zu führen, während er immer
    noch die verlorene Zeit aufholen musste.
    Als Nat am Ende

Weitere Kostenlose Bücher