Die Kandidaten
des zweiten Jahres nach Hause zurückkehrte,
teilte er seinem Vater mit, dass er sich ebenso sehr darüber
freute, im Querfeldeinlauf jetzt unter einer Stunde zu liegen, wie
darüber, dass er zu den besten sechs seines Jahrgangs gehörte.
*
Im Sommer reisten Nat und Tom nach Europa. Einer der vielen
Vorteile, die die Besoldung eines Captains mit sich brachte, war
die Tatsache, dass Nat seinen besten Freund jetzt begleiten
konnte, ohne das Gefühl zu haben, sich das eigentlich gar nicht
leisten zu können.
Ihr erster Aufenthalt führte sie nach London, wo sie die
Wachen an Whitehall vorbeimarschieren sahen. Nat hegte
keinen Zweifel daran, dass sie in Vietnam eine beeindruckende
Einheit abgeben würden. In Paris schlenderten sie über die
Champs-Elysees und bedauerten es, jedes Mal, wenn sie eine
schöne Frau ansprechen wollten, erst in einem Wörterbuch
blättern zu müssen. Dann reisten sie weiter nach Rom und
entdeckten in winzigen Cafes in dunklen Nebenstraßen zum
ersten Mal, wie Pasta wirklich schmecken sollte. Sie schworen
sich, nie wieder bei McDonald’s zu essen.
Doch erst als sie nach Venedig kamen, verliebte sich Nat und
wurde über Nacht promisk. Sein Geschmack reichte von nackten
Frauen bis zu Jungfrauen. Es begann mit einem Quickie – da
Vinci, gefolgt von Bellini und dann Luini. Die Intensität dieser
Affären war so heftig, dass Tom sich einverstanden erklärte, ein
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paar Tage länger in Italien zu bleiben und sogar Florenz auf
ihren Reiseplan zu setzen. Neue Liebesobjekte fanden sich an
jeder Straßenecke – Michelangelo, Caravaggio, Canaletto,
Tintoretto. Fast jeder mit einem o am Namensende war für Nats
Harem geeignet.
*
Professor Karl Abrahams stand während seiner fünften
Vorlesung in diesem Semester vor dem Pult und starrte auf den
Halbkreis der Bankreihen, die sich vor ihm erhoben.
Ohne ein Buch, ohne Aktenordner, nicht einmal mit einem
Blatt Papier vor sich, eröffnete er die Vorlesung und führte sie
durch einen bedeutenden Fall: Carter gegen Amalgamated Steel.
»Mr Carter verlor 1923 bei einem Arbeitsunfall einen Arm«,
fing der Professor an. »Er wurde ohne einen Cent Abfindung
entlassen. Es war ihm nicht möglich, eine neue Anstellung zu
finden, da keine andere Stahlfirma einem Einarmigen eine Stelle
anbieten wollte. Als ihm sogar ein örtliches Hotel den Job als
Türsteher verweigerte, wurde ihm klar, dass er nie wieder Arbeit
finden würde. Vor 1927 gab es kein Gesetz zur Kompensation
bei Arbeitsunfällen, daher entschloss sich Mr Carter zu dem
seltenen und in jener Zeit beinahe unerhörten Schritt, seinen
Arbeitgeber zu verklagen. Er konnte sich keinen Anwalt leisten
– das hat sich im Laufe der Jahre auch nicht geändert –, doch ein
junger Jurastudent, der das Gefühl hatte, Mr Carter habe keine
faire Entschädigung erhalten, bot sich an, ihn vor Gericht zu
vertreten. Er gewann den Fall und Carter bekam eine
Entschädigung von einhundert Dollar – keine große Summe für
einen solchen Verlust, könnten Sie nun denken. Doch ist es
überhaupt nur diesen beiden Männern zu verdanken, dass es
eine entsprechende Gesetzesänderung gab. Lassen Sie uns
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hoffen, dass einer von Ihnen irgendwann in der Zukunft das
Gesetz zu ändern vermag, wenn er auf eine solche
Ungerechtigkeit stößt. Nachbemerkung: Der Name des jungen
Anwalts lautete Theo Rampleiri. Es gelang ihm nur mit Mühe,
nicht von der Uni zu fliegen, die argumentierte, er habe zu viel
Zeit mit dem Carter-Fall verbracht. Später, sehr viel später
wurde er an den obersten Gerichtshof berufen.«
Der Professor runzelte die Stirn. »Letztes Jahr bezahlte
General Motors einem Mr Cameron fünf Millionen Dollar für
den Verlust eines Beines. Und das, obwohl General Motors
nachweisen konnte, dass Mr Camerons eigene Fahrlässigkeit zu
dem Unfall geführt hatte.«
Abrahams erläuterte diesen Fall ausführlich und fügte dann
hinzu:
»Wie Charles Dickens uns wissen ließ, ist das Gesetz häufig
ein Esel – und noch häufiger ist es von unterschiedsloser
Unvollkommenheit. Ich habe keine Tipps für Anwälte, die nur
nach einem Weg suchen, das Gesetz zu umgehen, schon gar
nicht, wenn sie genau wissen, was der Senat und der Kongress
mit dem Gesetz ursprünglich erreichen wollten. Es wird unter
Ihnen einige geben, die diese Worte vergessen, sobald sie in
irgendeine renommierte Kanzlei eingetreten sind, deren einziges
Interesse darin besteht, unter allen
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