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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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braucht schon Wasser?«
    Das Boot ruckte und erhob sich in den Himmel.
    Falls Amos es je leid wurde, Magier zu sein, konnte er einen Job als Reiseveranstalter für Bootstouren im Himmel annehmen. Der Ausblick, als wir über die Berge flogen, war wirklich der Hammer.
    Zuerst war mir die Wüste im Vergleich zum üppigen Grün Englands öde und hässlich vorgekommen, doch allmählich begriff ich, dass die Wüste ihre eigene karge Schönheit besaß, vor allem bei Dunkelheit. Die Berge erhoben sich wie dunkle Inseln in einem Meer aus Licht. Ich hatte noch nie so viele Sterne gesehen und der Wind duftete nach Salbei und Pinien. Unter uns im Tal erstreckte sich Las Cruces – ein leuchtender Flickenteppich aus Straßen und Häusern.
    Aus der Nähe betrachtet, war der größte Teil der Stadt allerdings nicht besonders bemerkenswert. Es hätte ebenso gut Manchester oder Swindon oder sonst irgendein Ort sein können, doch Amos steuerte unser Boot in den Süden der Stadt, in ein Viertel, das offensichtlich sehr alt war – mit Häusern aus Lehmziegeln und von Bäumen gesäumten Straßen.
    Als wir zur Landung ansetzten, wurde ich immer nervöser.
    »Sind wir in einem fliegenden Boot nicht ziemlich auffällig?«, erkundigte ich mich. »Ich weiß, Magie kann man nur schwer sehen, aber –«
    »Wir sind hier in New Mexico«, sagte Amos. »Hier werden ständig Ufos gesichtet.«
    Und damit landeten wir auf dem Dach einer kleinen Kirche.
    Es war wie eine Zeitreise in die Vergangenheit oder in die Kulisse eines Westerns. Um den Marktplatz standen verputzte Häuser, die an ein indianisches Pueblo erinnerten. Die Straßen waren hell erleuchtet und voller Menschen – als würde ein Fest stattfinden – und es gab Verkaufsstände mit aufgefädelten Chilischoten, indianischen Decken und anderen ungewöhnlichen Dingen. Neben einer Kakteengruppe stand eine alte Postkutsche. Auf der Bühne auf dem Platz spielten Männer mit großen Gitarren Mariachimusik und sangen laut dazu.
    »Das ist das historische Viertel«, erklärte Amos. »Ich glaube, es heißt Mesilla.«
    »Die haben einen Haufen ägyptischen Krempel hier, oder?«, fragte ich nachdenklich.
    »Weißt du, die alten Kulturen in Mexiko haben viel mit Ägypten gemeinsam«, antwortete Amos und holte seinen Mantel vom Ruder. »Aber darüber reden wir ein anderes Mal.«
    »Zum Glück«, brummte ich. Dann schnupperte ich und roch etwas Fremdes, aber Wundervolles – es roch wie frisches Brot und geschmolzene Butter, nur würziger, leckerer. »Ich – sterbe – vor – Hunger.«
    Es dauerte nicht lange, bis wir einen Stand mit selbst gemachten Tortillas entdeckten. Mann, waren die lecker! Bestimmt gibt es in London mexikanische Restaurants. Es gibt ja auch sonst alles. Aber ich war noch nie in einem gewesen und ich bezweifle, dass die Tortillas dort so himmlisch schmecken.
    Eine dicke Frau rollte Teigklumpen in ihren mehlbestäubten Händen, klopfte sie flach und backte die Tortillas auf einer heißen Platte, dann reichte sie uns die Maisfladen auf Papierservietten. Sie schmeckten ohne Butter oder Marmelade oder irgendwas. Sie waren so luftig, dass sie auf der Zunge zergingen. Ich aß allein ungefähr ein Dutzend davon.
    Bis er die Chili-Tamales an einem anderen Stand probierte, hatte auch Carter seinen Spaß. Ich dachte, sein Gesicht würde explodieren. »Scharf!«, stieß er hervor. »Ich brauche was zu trinken!«
    »Iss noch ein paar Tortillas«, riet Amos und versuchte ein Lachen zu unterdrücken. »Gegen die Schärfe ist Brot besser als Wasser.«
    Ich probierte die Tamales ebenfalls und fand sie superlecker, nicht mal so scharf wie ein gutes Curry. Carter stellte sich nur wieder zimperlich an, wie üblich.
    Irgendwann hatten wir genug gegessen, spazierten durch die Straßen und suchten nach … na ja, ich hatte keine Ahnung, wonach. Die Zeit verstrich, ohne dass wir unserem Ziel näher kamen. Ich wusste, wenn wir Seth nicht aufhalten konnten, war das die letzte Nacht unseres Lebens, aber ich hatte keinen blassen Schimmer, warum Geb mich an diesen Ort geschickt hatte. Außerdem wirst du das finden, was du ganz dringend brauchst. Was sollte das bedeuten?
    Ich suchte die Menge ab und sah kurz einen großen jungen Typen mit dunklen Haaren. Ich spürte ein Kribbeln die Wirbelsäule hinauf – Anubis? Ob er mir gefolgt war, um zu sehen, ob ich in Sicherheit war? Ob er das war, was ich ganz dringend brauchte?
    Schöner Gedanke, allerdings war es nicht Anubis. Wie konnte ich mir bloß

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