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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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einbilden, ich könnte solches Glück haben? Außerdem hatte Carter Anubis als schakalköpfiges Ungeheuer gesehen. Vielleicht war diese Erscheinung bloß ein Trick, um mich völlig konfus zu machen – der Trick funktionierte jedoch ziemlich gut.
    Während ich Tagträumen darüber nachhing und überlegte, ob es im Land der Toten Tortillas gab oder nicht, begegnete mein Blick dem eines Mädchens auf der anderen Seite des Platzes.
    »Carter.« Ich packte ihn am Arm und deutete mit einem Kopfnicken in die Richtung von Zia Rashid. »Hier ist jemand, der dich sehen will.«
    In ihren lockeren schwarzen Leinenklamotten wirkte Zia zum Kampf bereit, sie hielt Zauberstab und Zaubermesser in der Hand. Ihre dichten zerzausten Haare lagen auf einer Seite, als wäre sie auf einer starken Windböe hergeflogen. Ihre Bernsteinaugen sahen ungefähr so freundlich aus wie die eines Jaguars.
    An dem Verkaufsstand hinter ihr gab es Souvenirs und ein Plakat warb mit dem Slogan: NEW MEXICO – LASSEN SIE SICH VERZAUBERN. Ich bezweifelte, dass dem Straßenverkäufer bewusst war, wie nah er daran war, verzaubert zu werden.
    »Du bist gekommen«, bemerkte Zia, auch wenn das ja nicht zu übersehen war. Bildete ich es mir ein oder sah sie Amos mit Besorgnis an – oder sogar Angst?
    »Ja«, antwortete Carter nervös. »Du, äh, erinnerst dich an Sadie. Und das ist –«
    »Amos«, vollendete Zia den Satz mit sichtlichem Unbehagen.
    Amos verbeugte sich. »Zia Rashid, es ist Jahre her. Wie ich sehe, schickt Iskander seine beste Schülerin.«
    Zia sah aus, als hätte er ihr eine runtergehauen, und mir wurde klar, dass Amos ja noch nicht Bescheid wusste.
    »Ähm, Amos«, mischte ich mich ein. »Iskander ist tot.«
    Als wir ihm die Geschichte erzählten, starrte er uns ungläubig an.
    »Ich verstehe«, sagte er schließlich. »Dann ist der neue Oberste Vorlesepriester also –«
    »Desjardins«, sagte ich.
    »Aha. Ganz schlecht.«
    Zia sah ihn missbilligend an. Statt Amos zu antworten, wandte sie sich an mich.
    »Ihr dürft Desjardins nicht geringschätzen. Er hat große Macht. Ihr werdet seine Hilfe – unsere Hilfe – brauchen, wenn ihr es mit Seth aufnehmen wollt.«
    »Ist dir schon mal durch den Kopf gegangen«, gab ich zurück, »dass Desjardins möglicherweise Seth hilft?«
    Zia sah mich böse an. »Niemals. Andere würden das vielleicht tun. Aber Desjardins niemals.«
    Ganz sicher meinte sie Amos damit. Eigentlich hätte mich das ihm gegenüber noch misstrauischer machen sollen, stattdessen wurde ich sauer.
    »Du bist blind«, erklärte ich Zia. »Der erste Befehl, den Desjardins als Oberster Vorlesepriester gegeben hat, lautete, uns umzubringen. Er versucht uns aufzuhalten, obwohl er weiß, dass Seth den Kontinent zerstören will. Und Desjardins war in jener Nacht im British Museum. Wenn Seth einen Gastkörper brauchte –«
    Die Spitze von Zias Zauberstab fing zu brennen an.
    Carter stellte sich schnell zwischen uns. »Hey, kommt runter, alle beide. Wir sind hier, um zu reden.«
    » Ich rede ja«, entgegnete Zia. »Ihr braucht das Lebenshaus, sie müssen auf eurer Seite sein. Überzeugt Desjardins, dass ihr keine Bedrohung darstellt.«
    »Indem wir uns ergeben?«, fragte ich. »Nein, vielen Dank. Ich ziehe es vor, nicht in Ungeziefer verwandelt und zertreten zu werden.«
    Amos räusperte sich. »Ich befürchte, Sadie hat Recht. Falls sich Desjardins nicht grundlegend geändert hat, seit ich ihn zum letzten Mal gesehen habe, ist er vernünftigen Argumenten nicht gerade zugänglich.«
    Zia war auf hundertachtzig. »Carter, können wir unter vier Augen reden?«
    Er trat von einem Fuß auf den anderen. »Zia, ich – du hast ja Recht, wir müssen zusammenarbeiten. Aber wenn du mich davon überzeugen willst, dass wir uns dem Lebenshaus ergeben sollen –«
    »Ich muss dir etwas sagen«, beharrte sie. »Etwas wirklich Wichtiges.«
    Bei der Art, wie sie das sagte, sträubten sich mir die Nackenhaare. Konnte Geb das gemeint haben? Hatte Zia möglicherweise den Schlüssel zum Sieg über Seth in der Hand?
    Plötzlich erstarrte Amos. Er holte seinen Zauberstab aus dem Nichts und sagte: »Es ist eine Falle.«
    Zia sah verdattert aus. »Was? Nein!«
    Dann sahen wir alle, was Amos gespürt hatte. Vom östlichen Ende des Platzes kam Desjardins direkt auf uns zumarschiert. Er trug ein cremefarbenes Gewand und den Leopardenumhang des Obersten Vorlesepriesters um die Schultern. Sein Zauberstab leuchtete purpurfarben. Touristen und Fußgänger

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