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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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dich angewiesen.«
    Die Götter versammelten sich im Kreis um mich und starrten mich erwartungsvoll an. Sie drängten näher, pressten sich so dicht an mich, dass ich keine Luft mehr bekam, packten mich an den Armen, schüttelten mich …
    Ich wachte auf, als Zia mich an der Schulter rüttelte. »Sadie, wir haben angehalten.«
    Automatisch langte ich nach meinem Zaubermesser. »Was? Wo?«
    Zia zog die Vorhänge der Schlafkoje beiseite und beugte sich nervenderweise vom Vordersitz wie ein Geier über mich. »Amos und Carter sind in der Tankstelle. Du musst wach werden.«
    »Warum?« Ich setzte mich auf und sah durch die Windschutzscheibe, direkt in den tobenden Sandsturm hinein. »Oh …«
    Da der Himmel schwarz war, konnte man nicht erkennen, ob es Tag oder Nacht war. Durch den Orkan aus Wind und Sand sah ich, dass wir vor einer erleuchteten Tankstelle standen.
    »Wir sind in Phoenix«, sagte Zia, »doch der größte Teil der Stadt ist abgeriegelt. Die Bewohner bringen sich in Sicherheit.«
    »Uhrzeit?«
    »Halb fünf Uhr morgens«, erklärte Zia. »Mit der Magie funktioniert es hier nicht besonders gut. Je näher wir dem Berg kommen, umso schlimmer wird es. Das Navi des Lastwagens hat ebenfalls den Geist aufgegeben. Amos und Carter sind reingegangen, um nach dem Weg zu fragen.«
    Das klang nicht vielversprechend. Wenn zwei männliche Magier verzweifelt genug waren, um anzuhalten und nach dem Weg zu fragen, musste uns das Wasser wirklich bis zum Hals stehen.
    Der Laster schaukelte im Wind. Nach allem, was wir erlebt hatten, kam es mir albern vor, mich vor einem Sturm zu fürchten. Trotzdem kletterte ich nach vorn zu Zia, damit ich nicht allein war. »Wie lange sind sie schon da drin?«, fragte ich.
    »Nicht lange«, antwortete Zia. »Aber ich wollte mit dir reden, bevor sie zurückkommen.«
    Ich sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. »Über Carter? Also, falls du dich fragen solltest, ob er dich mag – dann nimm doch einfach sein Gestotter als Hinweis.«
    Zia sah mich stirnrunzelnd an. »Nein, ich –«
    »Willst du von mir wissen, ob es mir was ausmacht? Sehr rücksichtsvoll. Ich muss zugeben, zuerst hatte ich meine Zweifel. Wegen deiner Drohung, uns umzubringen, und dem ganzen Kram, aber ich habe beschlossen, dass du ganz in Ordnung bist, und Carter ist hin und weg von dir, also –«
    »Es geht nicht um Carter.«
    Ich zog die Nase kraus. »Ups. Kannst du dann einfach vergessen, was ich gesagt habe?«
    »Es geht um Seth.«
    »Oh Mann«, seufzte ich. »Nicht schon wieder. Hast du immer noch Amos in Verdacht?«
    »Du bist blind, wenn du es nicht siehst«, erwiderte Zia. »Seth liebt es, zu täuschen und Fallen zu stellen. So mordet er am liebsten.«
    Ein Teil von mir wusste, dass sie Recht hatte. Bestimmt haltet ihr mich für dämlich, dass ich nicht auf sie hörte. Aber habt ihr je neben jemandem gesessen, der schlecht über ein Mitglied eurer Familie geredet hat? Selbst wenn es nicht der Lieblingsverwandte ist, verteidigt man ihn trotzdem automatisch – zumindest reagiere ich so. Vielleicht, weil ich sowieso nicht viel Familie habe. »Versteh doch, Zia, ich glaube einfach nicht, dass Amos –«
    »Würde er auch nicht«, sagte Zia. »Doch Seth kann den Verstand gefügig machen und den Körper kontrollieren. Ich bin keine Spezialistin, wenn es um Götter geht, die von jemandem Besitz ergreifen, aber in alten Zeiten war das ganz normal. Es ist schon schwierig, unbedeutende Dämonen loszuwerden, aber einen der Hauptgötter –«
    »Seth hat nicht von Amos Besitz ergriffen. Es kann nicht sein.« Ich fuhr zusammen. Genau an der Stelle auf meiner Handfläche, wo zuletzt die Feder der Wahrheit gelegen hatte, durchzuckte mich ein brennender Schmerz. Aber ich log doch nicht! Ich glaubte wirklich , dass Amos unschuldig war … oder nicht?
    Zia beobachtete meinen Gesichtsausdruck. »Du willst Amos unbedingt vertrauen. Er ist euer Onkel. Ihr habt zu viele Familienmitglieder verloren. Ich kann das verstehen.«
    Ich wollte sie schon anschnauzen, dass sie überhaupt nichts verstand, aber ihr Tonfall verriet, dass sie wusste, was Schmerz war – vielleicht sogar noch besser als ich.
    »Wir haben keine Wahl«, sagte ich. »Wie viele Stunden sind es noch bis Sonnenaufgang – drei? Amos weiß am besten, wie wir in den Berg hineinkommen. Falle hin oder her, wir müssen versuchen, Seth aufzuhalten.«
    Fast konnte ich sehen, wie sich die Zahnrädchen in ihrem Kopf drehten, als sie nach einem Weg, irgendeinem Weg suchte,

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