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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Stelle trat ein schwarzer Staubwirbel.
    Amos wandte sich zu mir.
    »Oh nein«, wehrte ich ab. »Danke, aber –«
    Pffh. Und schon war ich eine Sturmwolke. Das klingt vielleicht beeindruckend, aber stellt euch vor, eure Hände und Füße sind plötzlich weg und verwandeln sich in einen Lufthauch. Stellt euch vor, euer Körper wird durch Staub und Dunst ersetzt und ihr habt ein komisches Gefühl im Magen, ohne überhaupt einen Magen zu haben. Stellt euch vor, ihr müsstet euch darauf konzentrieren, euch nicht in nichts aufzulösen.
    Ich war so sauer, dass ein Blitz in mir zuckte.
    »Stell dich nicht so an«, schalt Amos. »Es ist nur für ein paar Minuten. Flieg hinter mir her.«
    Er verband sich mit einem heftigeren, dunkleren Teil des Sturms und raste auf den Berg zu. Ihm zu folgen war nicht einfach. Zuerst konnte ich mich nur treiben lassen. Mit jedem Windzug drohte ein Teil von mir davonzufliegen. Als ich es mit Drehen versuchte, stellte ich fest, dass ich meine Teilchen so leichter zusammenhalten konnte. Kurz darauf stellte ich mir vor, ich wäre mit Helium gefüllt, und plötzlich wehte ich davon.
    Ich konnte nicht sicher sein, ob Carter und Zia hinterherkamen oder nicht. Als Sturm verliert man sein menschliches Sehvermögen. Ich spürte einigermaßen, was um mich herum war, doch was ich »sah«, war bruchstückhaft und verschwommen, wie bei einer starken Bildstörung.
    Ich flog auf den Berg zu, der für mein Sturm-Ich ein fast unwiderstehlicher Leitstern war. Er glühte vor Hitze, Druck und Unruhe – all das konnte sich ein kleiner Wirbelsturm wie ich nur wünschen.
    Ich folgte Amos zu einem seitlichen Bergkamm, allerdings nahm ich ein bisschen zu früh wieder meine menschliche Gestalt an. Als ich vom Himmel fiel, nietete ich Carter um.
    »Autsch«, stöhnte er.
    »Tut mir leid«, sagte ich, auch wenn ich vor allem damit beschäftigt war, den Brechreiz zu unterdrücken. In meinem Magen tobte nämlich immer noch ein ziemlicher Sturm.
    Neben uns standen Zia und Amos und spähten in einen Spalt zwischen zwei großen Sandsteinbrocken. Aus dem Inneren drang rotes Licht, das ihren Gesichtern etwas Teuflisches verlieh.
    Zia drehte sich zu uns. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte sie nichts Gutes entdeckt. »Es fehlt nur noch das Pyramidion.«
    »Das was?« Ich sah durch den Spalt und der Anblick war fast so verwirrend wie das, was ich gerade als Sturmwolke wahrnahm. Genau wie Carter es nach seiner Vision beschrieben hatte, war der gesamte Berg ausgehöhlt. Der Höhlenboden befand sich ungefähr sechshundert Meter unter uns. Überall brannten Feuer und tauchten die Felswände in blutfarbenes Licht. Den größten Teil der Höhle nahm eine gewaltige blutrote Pyramide ein, um die massenhaft Dämonen herumwuselten, als würden sie auf den Beginn eines Rockkonzerts warten. Hoch über ihnen, auf einer Höhe mit uns, trieben langsam und feierlich zwei magische, mit Dämonen bemannte Barken auf die Pyramide zu. Zwischen den beiden Booten hing in einem Seilgeflecht der letzte Teil der Pyramide, der noch eingesetzt werden musste – ein goldener Schlussstein, der das Bauwerk krönen würde.
    »Sie wissen, dass sie gewonnen haben«, vermutete Carter. »Sie machen eine Show daraus.«
    »Ja«, sagte Amos.
    »Na gut, dann jagen wir eben die Boote in die Luft oder so!«, schlug ich vor.
    Amos sah mich an. »Das ist nicht dein Ernst, oder?«
    Ich kam mir total blöd vor, als er das sagte. Wenn ich auf die Dämonenarmee hinuntersah, auf die gewaltige Pyramide … Was hatte ich mir bloß eingebildet? Dagegen kam ich nicht an. Ich war doch nur eine Zwölfjährige.
    »Wir müssen es versuchen«, sagte Carter. »Dad steckt da drin.«
    Dieser Satz rüttelte mich auf: Ich durfte nicht in Selbstmitleid versinken. Wenn wir schon sterben mussten, konnten wir zumindest versuchen, unseren Vater zu retten (ach ja, und vermutlich auch mal eben Nordamerika).
    »Genau«, bekräftigte ich. »Wir fliegen zu diesen Booten. Wir halten sie davon ab, den Schlussstein –«
    »Das Pyramidion«, verbesserte Zia.
    »Ist doch egal. Danach fliegen wir in die Pyramide und suchen Dad.«
    »Und wenn Seth versucht, euch aufzuhalten?«, fragte Amos.
    Ich sah zu Zia, die mich schweigend ermahnte, nicht weiterzureden.
    »Eins nach dem anderen«, sagte ich. »Wie fliegen wir zu den Booten?«
    »Als Sturm«, schlug Amos vor.
    »Nein!«, widersprachen wir anderen.
    »Ich will nicht Teil von noch mehr Chaosmagie sein«, erklärte Zia. »Das ist gegen die

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