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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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zurückbringen und Maat wiederherstellen. Er sah sich als Hohepriester eines prächtigen neuen Tempels und glaubte, er würde sogar noch mächtiger als seine Vorfahren werden. In seiner Verblendung bildete er sich ein, er könne die Sonnenlitanei aus der einen Rolle wiederherstellen, die sich in seinem Besitz befand. Das war ein Trugschluss. Re hat große Anstrengungen unternommen, um nicht aufgeweckt zu werden. Die Flüche auf der Schriftrolle verbrannten Menschikows Augen. Weil er es wagte, die Worte des Zaubers laut zu lesen, versengte Sonnenfeuer seine Kehle. Danach wurde er immer verbitterter. Zuerst schmiedete er Pläne, die Sonnenlitanei zu zerstören, doch dazu fehlte ihm die Macht. Da ersann er einen neuen Plan. Er würde Re aufwecken, allerdings nur, um sich zu rächen. Darauf hat er all die Jahre gewartet. Aus diesem Grund will er, dass ihr die Schriftrollen findet und die Sonnenlitanei wieder zusammensetzt. Menschikow will sehen, wie Apophis den alten Gott verschluckt. Er will sehen, wie die Welt in Dunkelheit und Chaos versinkt. Er ist ziemlich wahnsinnig.«
    »Oh.«
    [Tolle Reaktion, ich weiß. Aber was soll man auf eine solche Geschichte erwidern?]
    Auf dem Podest neben Horus schien sich der leere Thron des Pharaos in dem violetten Licht fortzubewegen. Dieser Sessel hatte mich immer eingeschüchtert. Vor langer Zeit war der Pharao der mächtigste Herrscher der Welt gewesen. Er hatte über ein Reich geherrscht, das zwanzigmal länger existierte als meine Heimat, die Vereinigten Staaten von Amerika. Wie sollte ich dieses Thrones würdig sein?
    »Du schaffst das, Carter«, drängte Horus. »Du kannst die Herrschaft übernehmen. Warum das Risiko eingehen, Re herbeizurufen? Du weißt, dass deine Schwester die Litanei vorlesen muss. Du hast gesehen, was mit Menschikow passiert ist, als bloß eine Schriftrolle entflammt ist. Kannst du dir vorstellen, dass dreimal so viel Kraft auf deine Schwester losgelassen wird?«
    Ich bekam einen trockenen Mund. Schlimm genug, dass ich Sadie allein nach der letzten Rolle hatte suchen lassen. Wie konnte ich zulassen, dass sie möglicherweise Narben wie Wlad der Inhalator davontrug oder noch Schlimmeres?
    »Du kennst nun die Wahrheit«, fuhr Horus fort. »Beanspruche den Krummstab und die Geißel für dich selbst. Besteige den Thron. Gemeinsam können wir Apophis schlagen. Wir können nach Brooklyn zurückkehren und deine Freunde und dein Zuhause schützen.«
    Zuhause . Das klang so verlockend. Und unsere Freunde waren in schrecklicher Gefahr. Ich hatte am eigenen Leib erfahren, wozu Wlad Menschikow in der Lage war. Ich stellte mir den kleinen Felix oder die ängstliche Clio vor, wie sie gegen diese Art Magie anzukämpfen versuchten. Ich stellte mir vor, wie Menschikow unsere jungen Initianden in hilflose Schlangen verwandelte. Ich war mir nicht einmal sicher, ob Amos ihm gewachsen war. Mit Res Waffen konnte ich das Brooklyn House beschützen.
    Plötzlich sah ich auf die violetten Bilder, die über die Wand flackerten – zwei Gestalten, die vor dem glutroten Thron miteinander kämpften. Das war unsere Zukunft. Der Schlüssel zum Erfolg waren weder Horus noch ich – es war Re, der wirkliche König der ägyptischen Götter. Neben dem glutroten Thron Res schien der Sitz des Pharaos ungefähr so bedeutend wie ein Polstersessel.
    »Wir schaffen es nicht allein«, erklärte ich Horus. »Wir brauchen Re.«
    Der Gott durchbohrte mich mit seinem goldenen und silbernen Auge, als wäre ich kilometerweit unter ihm ein Häppchen Beute und als überlegte er, ob ich den Sturzflug wert wäre oder nicht.
    »Du begreifst nicht, wie groß die Bedrohung ist«, sagte er. »Bleib, Carter. Und hör dir an, wie deine Feinde deinen Tod planen.«
    Horus verschwand.
    Im Schatten hinter dem Thron hörte ich Schritte, danach ein vertrautes krächzendes Atmen. Hoffentlich war mein Ba unsichtbar! Wladimir Menschikow trat ins Licht und schleppte seinen Chef, Desjardins, halb hinter sich her.
    »Wir haben es gleich geschafft, mein Gebieter«, sagte Menschikow.
    Der Russe sah sehr ausgeruht aus und trug einen sauberen weißen Anzug. Der einzige Hinweis auf unseren kürzlichen Kampf war der Verband um seinen Hals, wo ich ihn mit dem Krummstab gewürgt hatte. Desjardins hingegen sah aus, als wäre er in wenigen Stunden um zehn Jahre gealtert. Er wankte und stützte sich auf Menschikow. Sein Gesicht war eingefallen, sein Haar schneeweiß, und das vermutlich nicht nur, weil er Bes in Badehose gesehen

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