Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron
Aufdruck ICH BIN DER GRÖSSTE . Der Anblick hätte echt nicht sein müssen.
Menschikow brachte gerade noch »Wie –?« heraus.
Da brüllte Bes schon: » BUH !«
Der Schrei klang wie die Explosion einer H-Bombe – wobei das H auch für »hässlich« hätte stehen können. Die Erde bebte. Der Fluss schlug Wellen. Mein Avatar brach zusammen und mit ihm löste sich Menschikows Zauber auf – der Giftgeschmack in meinem Mund verflüchtigte sich, der Druck ließ nach und ich konnte wieder atmen. Sadie und Walt lagen sowie schon auf der Erde, Zia war blitzschnell zurückgewichen. Menschikow und Desjardins jedoch kriegten eine Frontalladung »hässlich« ins Gesicht.
Ihr Gesichtausdruck wechselte zu Erstaunen, kurz darauf lösten sie sich auf.
Nach einem Schockmoment keuchte Zia: »Du hast sie umgebracht!«
»Ach was.« Bes rieb den Staub von seinen Fingern. »Hab sie nur ein bisschen erschreckt und nach Hause geschickt. Sie sind vielleicht noch ein paar Stunden bewusstlos, während sich ihr Hirn an meinen Astralkörper zu erinnern versucht, aber sie werden es überleben. Was viel wichtiger ist –« Er warf Sadie und Walt einen finsteren Blick zu. »Ihr zwei habt die Frechheit besessen, ein Portal an mir zu verankern? Seh ich vielleicht wie ein Relikt aus dem alten Ägypten aus?«
Klugerweise ließen Sadie und Walt diese Frage unbeantwortet. Sie standen auf und klopften sich den Sand ab.
»Es war nicht unsere Idee!«, protestierte Sadie. »Ptah hat uns hergeschickt, um euch zu helfen.«
»Ptah?«, fragte ich. »Ptah, der Gott ?«
»Nein, Ptah, der Dattelbauer. Erzähl ich dir später.«
»Was ist denn mit deinen Haaren passiert?«, fragte ich. »Die sehen aus, als hätte ein Kamel daran herumgeschlabbert.«
»Halt die Klappe.« In diesem Moment bemerkte sie Zia. »Mein Gott, ist sie das? Die echte Zia?«
Zia taumelte zurück und versuchte, ihren Zauberstab zu entzünden. »Geh weg!« Das Feuer flackerte schwach auf.
»Wir tun dir nichts«, versprach Sadie.
Zias Beine wackelten. Ihre Hände zitterten. Dann tat sie das einzig Logische für jemanden, der nach drei Monaten Koma einen solchen Tag erlebt hatte: Sie verdrehte die Augen und fiel in Ohnmacht.
Bes grunzte: »Starkes Mädchen. Sie ist trotz eines vollen frontalen BUH! nicht umgekippt. Trotzdem … wir heben sie wohl besser auf und machen, dass wir hier wegkommen. Desjardins wird nicht ewig verschwunden bleiben.«
»Sadie«, fragte ich, »hast du die Schriftrolle gefunden?«
Sie zog alle drei Rollen aus ihrer Tasche. Ein Teil von mir war erleichtert. Ein Teil von mir hatte Angst.
»Wir müssen zur Cheops-Pyramide«, erklärte sie. »Bitte sag mir, dass ihr ein Auto habt.«
Wir hatten nicht nur ein Auto, wir hatten auch eine ganze Truppe Beduinen. Wir gaben ihnen den Wagen kurz nach Einbruch der Dunkelheit zurück, und obwohl wir drei Personen mehr mitbrachten, von denen eine bewusstlos war, schienen die Beduinen sich zu freuen, uns zu sehen. Bes schloss irgendeinen Handel mit ihnen ab, dass sie uns nach Kairo fahren würden. Nachdem er sich ein paar Minuten mit ihnen in ihrem Zelt besprochen hatte, kam er in einem neuen Gewand heraus. Die Beduinen folgten. Sie rissen die Überreste seines Hawaiihemds in Streifen und wickelten diese sorgfältig als Glücksbringer um ihre Arme, die Autoantenne und den Rückspiegel.
Wir quetschten uns auf die Ladefläche des Lasters. Auf der Fahrt nach Kairo war es zu eng und zu laut, um sich großartig zu unterhalten. Bes befahl uns, ein wenig zu schlafen, während er Wache hielt. Er versprach, nett zu Zia zu sein, wenn sie aufwachte.
Sadie und Walt schliefen auf der Stelle ein, doch ich starrte zu den Sternen hoch. Mir war schmerzhaft bewusst, dass Zia – die echte Zia – unruhig neben mir schlief und dass Res magische Waffen, der Krummstab und die Geißel, nun in meiner Tasche steckten. Mein Körper pochte noch immer von dem Kampf. Menschikows Zauber war zwar unterbrochen worden, trotzdem hörte ich weiterhin seine Stimme in meinem Kopf, die versuchte, mich in ein kaltblütiges Reptil zu verwandeln – wie er selbst eines war.
Schließlich schaffte ich es, die Augen zu schließen. Ohne magischen Schutz schwebte mein Ba sofort davon, als ich eingeschlafen war.
Ich befand mich im Gang der Zeitalter, vor dem Thron des Pharaos. Zwischen den Säulen links und rechts schimmerten holografische Bilder. Genau wie Sadie es beschrieben hatte, verfärbte sich die Kante des magischen Vorhangs von Rot zu dunklem
Weitere Kostenlose Bücher