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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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hatte.
    Menschikow versuchte, ihn auf den Thron des Pharaos zu setzen, aber Desjardins protestierte: »Niemals, Wladimir. Die Treppe. Die Treppe.«
    »Aber doch, mein Gebieter, in Eurer Verfassung –«
    »Niemals!« Desjardins ließ sich auf der Treppe am Fuße des Throns nieder. Ich war erschüttert, wie elend er aussah.
    »Maat schafft es nicht mehr.« Desjardins streckte die Hand aus. Von seinen Fingerspitzen erhob sich eine blasse Wolke Hieroglyphen und schwebte davon. »Einst hat mich Maats Kraft aufrechterhalten, Wladimir. Nun scheint sie meine Lebenskraft auszuhöhlen. Mehr kann ich nicht tun …« Seine Stimme versagte.
    »Fürchtet Euch nicht, mein Gebieter«, sagte Menschikow. »Sobald wir mit den Kanes fertig sind, wird alles gut.«
    »Meinst du?« Desjardins blickte auf und für einen Moment blitzte wie früher Wut in seinen Augen auf. »Hast du niemals Zweifel, Wladimir?«
    »Nein, Herr«, erwiderte der Russe. »Ich habe mein Leben dem Kampf gegen die Götter gewidmet. Und diesen Kampf werde ich fortsetzen. Wenn ich mir die Freiheit herausnehmen darf, Oberster Vorlesepriester, Ihr hättet Amos Kane nicht in Eure Nähe lassen sollen. Seine Worte wirken wie Gift.«
    Desjardins fing eine Hieroglyphe aus der Luft und betrachtete sie, als sie sich auf seiner Handfläche drehte. Ich erkannte das Symbol nicht, aber es erinnerte mich an eine Ampel mit einem Strichmännchen daneben.

    »Menhed«, sagte Desjardins. »Die Schreiberpalette.«
    Als ich auf das blass flackernde Symbol sah, erkannte ich die Ähnlichkeit mit den Schreibutensilien in meiner Zaubertasche. Das Rechteck stellte die Palette dar, mit Vertiefungen für schwarze und rote Tinte. Das Strichmännchen daneben war eine Schreibbinse, die mit einer Schnur an der Palette befestigt war.
    »Ja, mein Gebieter«, bestätigte Menschikow. »Wie … interessant.«
    »Es war das Lieblingszeichen meines Großvaters«, sagte Desjardins nachdenklich. »Jean-François Champollion. Mit Hilfe des Rosettasteins knackte er den Code der Hieroglyphen – der erste Mann außerhalb des Lebenshauses, dem dies gelang.«
    »In der Tat, mein Gebieter. Ich habe die Geschichte gehört.« Schon tausendmal , schien sein Tonfall anzudeuten.
    »Er arbeitete sich aus dem Nichts zu einem großen Wissenschaftler hoch«, fuhr Desjardins fort, » und zu einem großen Magier – den Sterbliche und Magier gleichermaßen achteten.«
    Menschikow lächelte, als wolle er ein quengeliges Kind bei Laune halten. »Und nun seid Ihr der Oberste Vorlesepriester. Er wäre so stolz auf Euch.«
    »Wäre er das?« Desjardins überlegte. »Als Iskander meine Familie ins Lebenshaus aufnahm, sagte er, er begrüße das neue Blut und die neuen Ideen. Er hoffte, wir würden das Haus wiederbeleben. Aber was haben wir beigetragen? Wir haben nichts verändert. Wir haben nichts in Frage gestellt. Das Haus ist schwach geworden. Jedes Jahr gibt es weniger Initianden.«
    »Ach, mein Gebieter.« Menschikow entblößte die Zähne. »Lasst Euch von mir zeigen, dass wir nicht schwach sind. Euer Sturmtrupp ist versammelt.«
    Er klatschte in die Hände. Am anderen Ende des Gangs wurden die mächtigen Bronzetore aufgestoßen. Zuerst traute ich meinen Augen nicht, doch als die kleine Armee auf uns zumarschierte, fuhr mir der Schreck in die Glieder.
    Das Dutzend Magier war der am wenigsten Furcht erregende Teil der Gruppe. Es waren größtenteils ältere Männer und Frauen in traditionellen Leinengewändern. Viele hatten mit Khol umrandete Augen, und auf ihre Hände und Gesichter waren Hieroglyphen tätowiert. Einige trugen mehr Amulette als Walt. Die Köpfe der Männer waren kahl rasiert; die Frauen trugen das Haar kurz oder zu Pferdeschwänzen zusammengebunden. Alle zogen ein grimmiges Gesicht, sie sahen wie eine aufgebrachte Bauernhorde aus, die Frankensteins Monster auf den Scheiterhaufen führen will. Allerdings waren sie statt mit Mistgabeln mit Zauberstäben und Zaubermessern bewaffnet. Einige trugen auch Schwerter.
    Links und rechts der Gruppe marschierten Dämonen – ungefähr zwanzig an der Zahl. Ich hatte früher schon gegen Dämonen gekämpft, irgendetwas an diesen hier war jedoch anders. Sie bewegten sich mit größerer Selbstsicherheit, als verbände sie ein gemeinsames Ziel. Sie strahlten so viel Bösartigkeit aus, dass mein Ba das Gefühl hatte, er brate in der Sonne. Ihre Haut changierte in allen Farben von grün über schwarz bis violett. Einige trugen eine Rüstung, einige Tierfelle, einige

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