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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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alten Ägypter waren von dem Thema ziemlich besessen. Wirklich ein putziger Haufen, diese Ägypter.
    Ich konnte die Hieroglyphen lesen – eines meiner vielen erstaunlichen Talente –, allerdings war die Rolle ziemlich lang. Auf den ersten Blick entdeckte ich nichts, was mir übermäßig hilfreich vorkam. Es gab die üblichen Beschreibungen des Flusses der Nacht, den Re auf seiner Sonnenbarke hinunterfuhr. Kannte ich in- und auswendig. Es gab Ratschläge, wie mit verschiedenen Dämonen der Duat zu verfahren war. Hatte ich längst getroffen. Und umgebracht. Olle Kamellen.
    »Sadie?«, fragte Carter. »Irgendwas Wichtiges?«
    »Weiß ich noch nicht«, brummte ich. »Einen Moment …«
    Es war wirklich nervig, dass mein Bücherwurmbruder der Kampfmagier war, während von mir erwartet wurde, dass ich alle möglichen Zauber enträtselte. Dabei brachte ich kaum die Geduld auf, moderne Zeitschriften zu lesen, von modrigen Schriftrollen ganz zu schweigen.
    Du wirst sie nie verstehen , hatte mich das Gesicht in der Wand gewarnt. Du bist auf meine Hilfe angewiesen .
    »Wir müssen sie mitnehmen«, entschied ich. »Mit ein bisschen mehr Zeit kann ich sie bestimmt –«
    Das Gebäude erbebte. Cheops kreischte und warf sich in die Arme des goldenen Pavians. Felix’ Pinguine watschelten aufgeregt hin und her.
    »Das klang wie …« JD Grissom erbleichte. »Eine Explosion im Garten. Die Party!«
    »Es ist ein Ablenkungsmanöver«, warnte Carter. »Apophis versucht, die Schutzmechanismen der Rolle zu schwächen.«
    »Sie greifen meine Freunde an«, sagte JD mit erstickter Stimme. »Meine Frau.«
    »Geh ruhig!«, rief ich und warf meinem Bruder einen bösen Blick zu. »Wir kümmern uns um die Rolle. JDs Frau ist in Gefahr.«
    JD drückte meine Hände. »Nehmt die Rolle mit. Viel Glück.« Er rannte aus dem Raum.
    Ich drehte mich wieder zu dem Ausstellungsstück. »Walt, kannst du die Vitrine öffnen? Wir müssen diese Rolle so schnell wie –«
    Bösartiges Gelächter erfüllte den Raum. Rings um uns dröhnte eine tiefe, durchdringende Stimme wie der Knall einer Atombombe. »Nichts werdet ihr, Sadie Kane.«
    Meine Haut fühlte sich plötzlich wie brüchiger Papyrus an. Diese Stimme kannte ich. Ich erinnerte mich daran, wie es sich anfühlte, dem Chaos so nah zu sein, mein Blut schien sich in Feuer zu verwandeln und es kam mir vor, als würden sich meine DNS-Stränge aufwinden.
    »Ich glaube, ich werde dich mitsamt den Wächtern der Maat vernichten« , sagte Apophis. »Oh ja, das wird lustig.«
    Im Durchgang drehten sich die zwei Obsidiansphingen um. Schulter an Schulter versperrten sie uns den Weg. Aus ihren Nasenlöchern züngelten Flammen.
    Mit Apophis’ Stimme sagten sie gleichzeitig: »Keiner kommt hier lebend raus. Auf Nimmerwiedersehen, Sadie Kane.«

2.
    Ich rede ein ernstes Wörtchen mit dem Chaos
    Überrascht es euch, dass von da an alles schieflief?
    Vermutlich nicht.
    Die ersten Opfer auf unserer Seite waren Felix’ Pinguine. Die Criosphingen spien Feuer auf die Pechvögel, worauf diese zu Wasserpfützen zerschmolzen.
    »Nein!«, schrie Felix.
    Der Raum erbebte, dieses Mal noch viel stärker.
    Cheops sprang Carter kreischend auf den Kopf und riss ihn zu Boden. Unter anderen Umständen hätte ich das lustig gefunden, aber mir wurde klar, dass der Pavian Carter gerade das Leben gerettet hatte.
    Denn dort, wo Carter gestanden hatte, löste sich der Boden auf, Marmorfliesen zerbrachen, als würde jemand mit einem unsichtbaren Vorschlaghammer auf sie einschlagen. Die Zerstörung schlängelte sich durch den Raum und machte alles kaputt, was ihr in die Quere kam, sie saugte Artefakte ein und zerkaute sie. Ja … schlängeln war das richtige Wort. Die Zerstörung schob sich genau wie eine Schlange vorwärts und steuerte zielsicher auf die hintere Wand und das Buch zur Niederwerfung des Apophis zu.
    »Die Schriftrolle!«, schrie ich.
    Keiner hörte mich. Carter lag noch immer auf dem Boden und versuchte, Cheops von seinem Kopf zu schieben. Felix kniete starr vor Schock über den Pfützen, die einmal seine Pinguine gewesen waren, während Walt und Alyssa ihn aus der Reichweite der wütenden Criosphingen zu ziehen versuchten.
    Ich zog mein Zaubermesser aus dem Gürtel und rief das erste Zauberwort, das mir in den Sinn kam: »Drowah!«
    Goldene Hieroglyphen – der Befehl für Schranke  – brannten in der Luft. Zwischen der Vitrine und der auf sie zurückenden Schlängellinie der Zerstörung flammte eine Lichtwand

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