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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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erspähten wir in der Ferne gepflügte Felder oder die Dächer kleiner Dörfer, die meiste Zeit waren wir jedoch allein auf dem Fluss. Wir sahen mehrere Krokodile, die allerdings Abstand hielten. Sie hätten ziemlich wahnsinnig sein müssen, sich mit Philipp anzulegen.
    Wie Carter und Zia waren wir ziemlich spät aus der Unterwelt aufgebrochen. Ich war beunruhigt, wie hoch die Sonne schon am Himmel stand. Die Hitze bedeckte die Landschaft mit einem Dunstschleier. Mein Shirt und meine Hosen waren nass. Ich hätte gern Wechselkleider dabeigehabt, allerdings hätte mir das auch nicht viel weitergeholfen, denn mein Rucksack war ebenfalls nass. Außerdem konnte ich mich vor Walt sowieso nicht umziehen.
    Nach einer Weile langweilte mich der Anblick des Deltas. Ich drehte mich um und setzte mich Walt im Schneidersitz gegenüber. »Wenn wir Holz hätten, könnten wir auf Philipps Rücken ein hübsches Lagerfeuer anzünden.«
    Walt lachte. »Ich glaube nicht, dass ihm das gefallen würde. Außerdem wollen wir bestimmt keine Rauchsignale senden.«
    »Glaubst du, wir werden beobachtet?«
    Sein Gesichtsausdruck wurde ernst. »Wenn ich Apophis wäre oder auch Sarah Jacobi …«
    Er wollte diesen Gedanken nicht zu Ende führen. Jede Menge Übeltäter hatten es auf uns abgesehen. Und natürlich würden sie nach uns Ausschau halten.
    Walt ging seine Auswahl an Halsketten durch. Ich bemerkte nicht etwa den sanften Schwung seiner Lippen oder dass ihm das Hemd in der feuchten Luft am Leib klebte. Nein – ich hatte nur unsere Mission im Kopf.
    Er wählte ein Amulett in Form eines Ibis – Thots heiligen Tiers. Walt flüsterte ihm etwas zu und warf das Amulett in die Luft. Es verwandelte sich in einen wunderschönen weißen Vogel mit schwarzen Flügelspitzen und langem gebogenem Schnabel. Er kreiste über uns, fächelte mir Luft zu und flog dann langsam und anmutig über das Sumpfgebiet davon. Er erinnerte mich an einen Storch aus diesen altmodischen Comics – in denen die Babys als Bündel vorbeigebracht wurden. Aus irgendeinem dummen Grund wurde ich rot.
    »Du schickst ihn auf Erkundungstour?«, vermutete ich.
    Walt nickte. »Er wird sich nach den Ruinen von Saïs umsehen. Hoffentlich sind sie irgendwo in der Nähe.«
    Es sei denn, Isis hat uns ans falsche Ende des Deltas geschickt, dachte ich.
    Isis gab keine Antwort, Beweis genug, dass sie stinkig war.
    Wir glitten auf unserem Krokodilkreuzfahrtschiff den Fluss hinauf. Normalerweise hätte ich es genossen, so lange mit Walt allein zu sein, aber es gab so viel zu sagen und es war so schwer, es auszusprechen. Am nächsten Morgen wäre unser langer Kampf gegen Apophis vorbei – so oder so.
    Natürlich machte ich mir um uns alle Sorgen. Ich hatte Carter mit dem psychopathischen Geist von Onkel Vinnie zurückgelassen. Ich hatte nicht den Mut aufgebracht, ihm zu erzählen, dass Zia sich von Zeit zu Zeit in eine feuerballwerfende Irre verwandelte. Ich machte mir Sorgen um Amos und seine Auseinandersetzungen mit Seth. Ich machte mir Sorgen um unsere jungen Initianden, die im ersten Nomos praktisch auf sich gestellt waren und bestimmt schreckliche Angst hatten. Mir brach das Herz, wenn ich an meinen Vater dachte, der auf seinem Unterweltthron saß und um unsere Mutter trauerte – wieder einmal –, und natürlich hatte ich Angst um den Geist meiner Mutter, die irgendwo in der Duat kurz vor der Auslöschung stand.
    Die meisten Sorgen machte ich mir allerdings um Walt. Für uns andere bestand irgendeine Chance zu überleben, egal, wie gering sie war. Walt war, selbst wenn wir gewannen, zum Tode verurteilt. Wenn es nach Setne ging, überlebte Walt vielleicht nicht einmal unseren Ausflug nach Saïs.
    Das musste mir niemand erzählen. Ich brauchte nur in die Duat hinunterzusehen. Um Walt wirbelte eine ungesunde graue Aura, er wurde immer schwächer. Wie lange würde es wohl dauern, bis er sich in die mumifizierte Vision verwandelte, die ich in Dallas gesehen hatte?
    Aber dann war da ja noch die andere Vision, die ich in der Halle der beiden Wahrheiten gesehen hatte. Nach seiner Unterhaltung mit dem Schakalwächter hatte Walt sich zu mir umgedreht und für einen kurzen Augenblick hatte ich gedacht, er …
    »Anubis wollte eigentlich da sein«, unterbrach Walt meine Gedanken. »Was ich sagen will, in der Halle der beiden Wahrheiten – wollte er für dich da sein. Falls du dir darüber Gedanken machst …«
    Ich warf ihm einen finsteren Blick zu. »Ich habe mir Gedanken über dich

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