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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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also –«
    »Umgebracht, natürlich«, sagte Neith.
    Walt gab ein Geräusch von sich, das zwischen Grunzen und Wimmern schwankte. »Hast du sie umgebracht, weil … sie böse waren?«, fragte er hoffnungsvoll. »Du weißt, dass die Dämonen und diese Magier für Apophis arbeiten, oder? Es ist eine Verschwörung.«
    »Natürlich ist es eine Verschwörung«, sagte Neith. »Sie stecken alle unter einer Decke – die Sterblichen, die Magier, die Dämonen, die Steuereintreiber. Aber mir entgeht nichts. Jeder, der in mein Reich eindringt, wird dafür bezahlen.« Sie lächelte mich streng an. »Ich nehme mir Trophäen.«
    Sie holte eine Halskette unter dem Kragen ihrer Militärjacke hervor. Ich zuckte zusammen, denn ich erwartete grausige Stückchen von … na ja, ich will es nicht aussprechen. Stattdessen waren zerfranste Stoffquadrate auf die Schnur gezogen – Jeansstoff, Leinen, Seide.
    »Hosentaschen«, erklärte Neith mit einem bösartigen Funkeln in den Augen.
    Walts Hände wanderten automatisch an die Seiten seiner Jogginghosen. »Du, ähm … hast ihnen die Hosentaschen genommen?«
    »Findest du mich grausam?«, fragte Neith. »Oh, ja, ich sammle die Hosentaschen meiner Feinde.«
    »Furchterregend«, sagte ich. »Ich wusste gar nicht, dass Dämonen Hosentaschen haben.«
    »Aber ja doch.« Neith sah sich um, anscheinend wollte sie sichergehen, dass niemand lauschte. »Man muss bloß wissen, wo man suchen muss.«
    »Stimmt …«, sagte ich. »Wie dem auch sei, wir sind wegen Bes’ Schatten gekommen.«
    »Ja«, sagte die Göttin.
    »Und soweit ich weiß, bist du eine Freundin von Bes und Taweret.«
    »Das stimmt. Ich mag sie. Sie sind hässlich. Ich glaube nicht, dass sie Teil der Verschwörung sind.«
    »Nein, auf keinen Fall! Könntest du uns dann vielleicht zeigen, wo Bes’ Schatten ist?«
    »Könnte ich. Er wohnt in meinem Reich – im Schatten der längst vergangenen Zeit.«
    »Im … wie jetzt?«
    Ich bedauerte meine Frage so sehr.
    Neith spannte den Pfeil ein und schoss ihn in den Himmel. Während er nach oben flog, schlug die Luft Wellen. Eine Druckwelle lief über die Landschaft und mir wurde kurz schwindlig.
    Als ich blinzelte, hatte der Nachmittagshimmel ein strahlenderes Blau und war von orangefarbenen Wolkenstreifen durchzogen. Die Luft war frisch und sauber. Über unseren Köpfen flogen Gänseschwärme. Die Palmen waren höher, das Gras grüner –
    [Ja, Carter, ich weiß, wie blöd das klingt. Aber das Gras war auf der anderen Seite tatsächlich grüner.]
    An der Stelle, wo die Lehmziegelruine gewesen war, erhob sich nun ein stolzer Tempel. Walt, Neith und ich standen vor den zehn Meter hohen Mauern, die im Sonnenlicht strahlend weiß leuchteten. Der ganze Komplex musste mindestens einen Quadratkilometer groß sein. In der Mitte der linken Mauer glitzerte ein Tor mit filigranen goldenen Verzierungen. Eine von Steinsphingen gesäumte Straße führte zum Fluss hinunter, wo Segelboote vertäut waren.
    Verwirrend? Ja. Aber ich hatte damals, als ich die Lichtvorhänge im Gang der Zeitalter berührt hatte, schon einmal so etwas erlebt.
    »Wir sind in der Vergangenheit?«, vermutete ich.
    »Einem Schatten davon«, sagte Neith. »Einer Erinnerung. Dies ist meine Zuflucht. Vielleicht wird es eure Grabstätte, wenn ihr die Jagd nicht überlebt.«
    Mein Körper spannte sich an. »Du willst damit sagen … du jagst uns? Aber wir sind nicht deine Feinde! Du bist eine Freundin von Bes. Du solltest uns helfen!«
    »Sadie hat Recht«, sagte Walt. » Apophis ist dein Feind. Er wird morgen früh die Welt zerstören.«
    Neith schnaubte. »Das Ende der Welt? Das sehe ich schon seit Ewigkeiten kommen. Ihr schlappen Sterblichen habt ja die Warnzeichen nie beachtet, aber ich bin vorbereitet. Ich habe einen unterirdischen Bunker, in dem Essen, sauberes Wasser und ausreichend Waffen und Munition gelagert sind, um eine Zombiearmee aufzuhalten.«
    Walt zog die Augenbrauen zusammen. »Eine Zombiearmee?«
    »Man weiß nie!«, fuhr ihn Neith an. »Entscheidend ist: Ich werde den Weltuntergang überleben. Ich kann mich von meinem Land ernähren!« Sie deutete auf mich. »Weißt du, dass eine Palme sechs unterschiedliche essbare Teile besitzt?«
    »Ähm –«
    »Und ich werde mich nie langweilen«, fuhr Neith fort, »weil ich nämlich auch die Göttin der Webkunst bin. Ich habe genügend Schnur für ein Jahrtausend Makramee!«
    Da ich keine Ahnung hatte, was Makramee war, fiel mir darauf keine Antwort ein.
    Walt hob die

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