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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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an und wateten durch den matschigen Untergrund. Vor uns erstreckte sich leicht verschwommen im Nachmittagslicht ein Palmenwald. Über unsere Köpfe flogen Reiher. Über den Papyruspflanzen schwirrten Bienen.
    Eine von ihnen landete auf Walts Arm. Ein paar andere surrten um seinen Kopf.
    Walt wirkte eher verdattert als besorgt. »Die Göttin, die hier leben soll, Neith … hatte die nicht irgendwas mit Bienen zu tun?«
    »Keine Ahnung«, gestand ich. Aus irgendeinem Grund verspürte ich das Bedürfnis, leise zu sprechen.
    [Ja, Carter. Das war neu für mich. Danke der Nachfrage.]
    Ich spähte in den Palmenhain. In der Ferne meinte ich eine Lichtung zu erkennen, auf der Lehmziegel wie verfaulte Zähne aus dem Gras herausstanden.
    Ich zeigte sie Walt. »Die Überreste eines Tempels?«
    Walt musste das gleiche Bedürfnis nach Heimlichkeit verspürt haben wie ich. Er kauerte sich ins Gras und versuchte sich unsichtbar zu machen. Dann blickte er nervös zu Philipp von Makedonien zurück. »Vielleicht wäre es besser, wenn kein Dreitausend-Pfund-Krokodil mit uns durch den Wald trampelte.«
    »Stimmt«, sagte ich.
    Er flüsterte einen Befehl. Philipp schrumpfte wieder zu einer kleinen Wachsstatuette zusammen. Walt steckte unser Krokodil in die Hosentasche und wir pirschten uns an die Ruinen heran.
    Je näher wir kamen, umso mehr Bienen schwirrten durch die Luft. Als wir die Lichtung erreichten, fanden wir ein ganzes Volk vor, das wie ein lebender Teppich über die Reste zerbröckelnder Lehmziegelwände ausschwärmte.
    Daneben saß eine Frau auf einem verwitterten Steinquader, sie stützte sich auf einen Bogen und zeichnete mit dem Pfeil etwas in die Erde.
    Sie war auf eine herbe Art schön – dünn und blass mit hohen Wangenknochen, tiefliegenden Augen und geschwungenen Augenbrauen, ähnlich wie ein Supermodel, das sich auf dem schmalen Grat zwischen glamourös und unterernährt bewegt. Ihr Haar war glänzend schwarz und zu zwei Zöpfen mit Pfeilspitzen geflochten. Ihr hochmütiger Blick schien zu sagen: Ich bin viel zu cool, als dass ich euch auch nur eines Blickes würdige.
    Ihre Kleider waren hingegen alles andere als glamourös. Sie war für die Jagd gekleidet und trug einen Wüsten-Tarnanzug in Beige, Braun und Ocker. An ihrem Gürtel baumelten mehrere Messer. Über ihren Rücken hing ein Köcher und ihr Bogen sah nach einer ernst zu nehmenden Waffe aus – poliertes Holz mit machtvollen Hieroglyphen-Schnitzereien.
    Am beunruhigendsten war, dass sie auf uns zu warten schien.
    »Ihr macht ganz schön Radau«, beschwerte sie sich. »Ich hätte euch schon ein Dutzend Mal töten können.«
    Ich sah zu Walt, dann wieder zu der Jägerin. »Ähm … danke? Also, na ja, dass du uns nicht getötet hast.«
    Die Frau schnaubte. »Dank mir nicht. Wenn du überleben willst, musst du dich ein bisschen mehr anstrengen.«
    Das gefiel mir zwar nicht, aber im Allgemeinen bitte ich schwer bewaffnete Frauen nicht, solche Aussagen weiter auszuführen.
    Walt deutete auf das Symbol, das die Jägerin in die Erde zeichnete – ein Oval mit vier herausstehenden Strichen, die wie Beine aussahen.
    »Du bist Neith«, vermutete Walt. »Das ist dein Symbol – der Schild mit den gekreuzten Pfeilen.«
    Die Göttin zog die Augenbrauen hoch. »Was sonst? Natürlich bin ich Neith. Und ja, das ist mein Symbol.«
    »Sieht wie ein Käfer aus«, sagte ich.
    »Das ist doch kein Käfer!« Neith blickte mich finster an. Hinter ihr wurden die Bienen ganz aufgeregt und krochen über die Lehmziegel.
    »Du hast Recht«, beschloss ich. »Kein Käfer.«
    Walt bewegte den Finger, als sei ihm gerade etwas eingefallen. »Die Bienen … jetzt erinnere ich mich. Das war ein Name für deinen Tempel – das Haus der Biene.«
    »Bienen sind unermüdliche Jäger«, sagte Neith. »Furchtlose Krieger. Ich mag Bienen.«
    »Wer nicht?«, versuchte ich mich einzuschmeicheln. »Charmante kleine … Summer. Aber weißt du, wir sind wegen eines Auftrags hergekommen.«
    Ich begann von Bes und seinem Schatten zu erzählen.
    Neith schnitt mir das Wort ab, indem sie einen Pfeil schwenkte. »Ich weiß, warum ihr hier seid. Das haben mir die anderen schon erzählt.«
    Ich leckte mir über die Lippen. »Die anderen?«
    »Russische Magier«, sagte sie. »Sie waren eine schreckliche Beute. Nach ihnen kamen ein paar Dämonen. Die waren auch nicht viel besser. Alle wollten sie euch töten.«
    Ich trat einen Schritt näher an Walt heran. »Verstehe. Dann hast du sie

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