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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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gemacht, Walt Stone. Dir läuft die Zeit davon und wir haben noch nie offen darüber geredet.«
    Schon das auszusprechen war so schwer.
    Walt ließ die Beine im Wasser baumeln. Er hatte seine Schuhe zum Trocknen auf Philipps Schwanz gestellt. Jungsfüße gehören nicht zu den Dingen, die ich attraktiv finde, vor allem, wenn sie gerade aus müffelnden Turnschuhen kommen. Aber Walts Füße waren ziemlich nett. Seine Zehen hatten fast dieselbe Farbe wie der aufwirbelnde Nilschlamm.
    (Carter meckert über meinen Kommentar zu Walts Füßen. Entschuldigung auch. Es war einfacher, mich auf seine Zehen zu konzentrieren als auf seinen traurigen Gesichtsausdruck!)
    »Spätestens heute Nacht«, sagte er. »Aber Sadie, das ist okay.«
    Wut machte sich in mir breit, was mich ziemlich überraschte.
    »Hör auf damit!«, fuhr ich ihn an. »Es ist nicht mal annähernd okay! Oh ja, du hast mir erzählt, wie dankbar du bist, mich kennengelernt und Magie im Brooklyn House gelernt und uns beim Kampf gegen Apophis geholfen zu haben. Alles sehr edelmütig. Aber es ist nicht –« Meine Stimme versagte. »Es ist nicht okay.«
    Ich schlug mit der Faust auf Philipps Schuppenpanzer, was dem Krokodil gegenüber nicht fair war. Walt anzubrüllen war auch nicht fair. Aber ich hatte die Nase voll von Tragödie. Ich war für all diese Verluste und Opfer und schreckliche Traurigkeit einfach nicht gemacht. Ich wollte die Arme um Walt schlingen, aber da war eine Mauer zwischen uns – dieses Wissen, dass er dem Tod geweiht war. Meine Gefühle für ihn waren ein solches Durcheinander, dass ich nicht wusste, ob mich bloße Anziehung trieb, Schuldgefühle oder (trau ich mich, das zu sagen?) Liebe – oder die sture Entschlossenheit, nicht noch jemanden zu verlieren, der mir etwas bedeutete.
    »Sadie …« Walt blickte auf das Sumpfland. Er sah ziemlich hilflos aus und vermutlich kann man ihm das nicht vorhalten. Ich benahm mich schon ziemlich unmöglich. »Wenn ich für etwas sterbe, woran ich glaube … ist das in Ordnung für mich. Und der Tod muss ja auch nicht das Ende bedeuten. Ich habe mit Anubis gesprochen und –«
    »Götter Ägyptens, nicht das schon wieder!«, sagte ich. »Bitte fang nicht wieder mit ihm an. Ich weiß haargenau, was er dir erzählt hat.«
    Walt schien verblüfft. »Ja? Und … die Vorstellung gefällt dir nicht?«
    »Natürlich nicht!«, rief ich.
    Walt sah am Boden zerstört aus.
    »Ach, lass doch den Blödsinn!«, sagte ich. »Ich weiß, dass Anubis der Geleiter der Toten ist. Er hat dich aufs Jenseits vorbereitet. Er hat dir erzählt, dass es dort nicht so schlimm ist. Du wirst einen heldenhaften Tod sterben, ein schnelles Verfahren bekommen und ratzfatz bist du im altägyptischen Paradies. Verdammt toll! Du wirst ein Geist sein wie meine arme Mutter. Vielleicht ist es für dich nicht das Ende der Welt. Wenn du dich so besser mit deinem Schicksal abfinden kannst, schön. Aber ich will nichts davon hören. Ich kann es nicht brauchen, dass mir noch … noch jemand fehlt.«
    Mein Gesicht brannte. Es war schlimm genug, dass meine Mutter ein Geist war. Ich konnte sie nie wieder richtig in den Arm nehmen, nie wieder mit ihr shoppen gehen, bekam nie wieder ihren Rat in Mädchenkram. Schlimm genug, dass ich keinen Kontakt mehr zu Anubis haben durfte – diesem schrecklich frustrierend umwerfenden Gott, der Knoten in mein Herz gemacht hatte. Tief in meinem Innersten hatte ich immer gewusst, dass wir wegen unseres Altersunterschiedes – fünftausend Jahre oder so – keine Beziehung anfangen konnten, doch dass die anderen Götter ihn für tabu erklärt hatten, rieb noch mehr Salz in die Wunde.
    Wenn ich mir jetzt aber Walt als Geist vorstellte, ebenfalls außer Reichweite – das war einfach zu viel.
    Ich sah ihn an und hatte Angst, dass er sich durch mein Gejammer noch schlechter fühlte.
    Zu meiner Überraschung lächelte er. Dann lachte er.
    »Was?«, wollte ich wissen.
    Er krümmte sich vor Lachen, was ich ziemlich taktlos fand.
    »Du findest das lustig?«, rief ich. »Walt Stone!«
    »Nein …« Er hielt sich die Seiten. »Nein, es ist bloß … Du verstehst es nicht. Es ist nicht so.«
    »Na, wie ist es denn dann?«
    Er kriegte sich wieder ein. Als er gerade zu einer Antwort ansetzte, kam der weiße Ibis auf uns zugeflogen. Er landete auf Philipps Kopf, schlug mit den Flügeln und krächzte.
    Walts Lächeln verschwand. »Wir sind da. Die Ruinen von Saïs.«
    Philipp brachte uns an Land. Wir zogen unsere Schuhe

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