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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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ein Glück für Mallory, denn Brown sollte, als Maschinist des für ihre Fahrt nach Navarone vorgesehenen Bootes, Funkverbindung mit dem Stützpunkt halten. Er galt auch als erstklassiger Guerillakrieger, lange erprobt im Bootssonderdienst und für seine Leistungen in der Ägäis und vor der libyschen Küste mit mehreren Orden ausgezeichnet.
    Der fünfte und letzte Mann ihrer Gruppe saß direkt hinter Mallory. Nach dem brauchte er sich nicht umzudrehen, denn den kannte er am besten von allen Menschen auf der Welt, besser sogar als seine eigene Mutter. Andrea war die ganzen, endlos lang erscheinenden achtzehn Monate auf Kreta sein Adjutant gewesen. Andrea, dieses Muskelpaket mit dem tiefbäuchigen Gelächter und der tragischen Vergangenheit. Der Mann, mit dem er in Höhlen, unter Felsenhängen und in verlassenen Hirtenhütten gelagert, gegessen und geschlafen hatte, immerfort gehetzt und bedrängt von deutschen Spähtrupps und Flugzeugen – dieser Andrea, der zu seinem zweiten Ich, sein Doppelgänger geworden war. Wenn Mallory ihn ansah, glaubte er gleichsam sich selbst wie in einem Spiegel zu erblicken … Es lag auf der Hand, weshalb Andrea mitkam. Nicht in erster Linie, weil er Grieche war und Sprache, Denkweise und Sitten der Inselbevölkerung genau kannte: auch nicht, weil er sich mit Mallory so vollkommen verstand. So nützlich und schön das sein mochte – er sollte ihnen einzig und allein als Schutz und Rückhalt dienen. Von unendlicher Geduld, ruhig und enorm stark, ungeheuer wendig und beweglich trotz seines schweren Körpers, listig und leise wie eine Katze, konnte er plötzlich wie ein Berserker zum Angriff übergehen, eine wahre Kampfmaschine. Andrea sollte ihre Versicherung gegen Mißerfolg sein –.
    Mallory sah wieder aus dem Fenster und nickte noch einmal still. Er war zufrieden. Eine bessere Gruppe hätte Jensen wahrscheinlich nicht zusammenstellen können, selbst wenn er alle Kriegsschauplätze am Mittelmeer abkämmte. Und diese ganze Mühe hatte Jensen sich offenbar wirklich gemacht. Miller und Brown waren schon vor beinah vier Wochen nach Alexandria beordert worden, und ebenso früh war die Ablösung für Stevens an Bord seines in Malta stationierten Kreuzers erschienen. Und er selbst hätte mit Andrea gewiß auch schon vierzehn Tage früher Alexandria erreicht, wäre ihnen nicht noch zuletzt in den Weißen Bergen ihr Batterieladegerät in eine Schlucht gefallen, und hätte nicht der schwer geplagte Meldegänger vom »nächsten« Horchposten eine Woche gebraucht, um die achtzig Kilometer durch verschneites, vom Feind überwachtes Gebirgsgelände zurückzulegen, und weitere fünf Tage, um sie aufzufinden. Mallorys Hochachtung vor Jensen stieg immer mehr. Ein weitblickender Mensch, der seine Pläne konsequent durchführte. Seine gesamten Vorbereitungen für dieses Unternehmen mußte er wohl schon vor den zwei erfolglosen Fallschirmeinsätzen gegen Navarone getroffen haben.
    Acht Uhr. Im Flugzeug war es fast völlig dunkel, als Mallory aufstand und sich nach vorn in die Pilotenkabine begab. Der Flugkapitän trank gerade Kaffee, in einer Wolke von Tabaksqualm, der zweite Pilot winkte Mallory beim Eintritt lässig zu und betrachtete dann weiter gelangweilt die vor ihnen liegende Szenerie.
    »Guten Abend«, sagte Mallory lächelnd. »Haben Sie etwas dagegen, daß ich eintrete?«
    »Sie sind mir in meinem Laden stets willkommen«, versicherte ihm der Kapitän, »brauchen gar nicht zu fragen.«
    »Ich dachte nur, Sie wären beschäftigt …« Mallory hielt inne, die geradezu souveräne Untätigkeit in der Kabine verblüffte ihn. »Wer fliegt denn eigentlich diese Maschine?« fragte er.
    »George. Der automatische Pilot.« Der Kapitän wies mit der Kaffeetasse auf einen schwarzen, niedrigen Kasten, dessen Umrisse in der fast finsteren Kabine nur verschwommen sichtbar waren. »Ein fleißiger Kerl, der verdammt viel weniger Fehler macht als der faule Hund, der hier eigentlich Dienst machen soll … Hatten Sie was auf dem Herzen, Hauptmann?«
    »Ja. Welche Instruktionen haben Sie für heute nacht?«
    »Nur, daß ich euch Knaben in Castelrosso absetzen soll, und zwar im Schutz der Dunkelheit.« Der Pilot schwieg einen Moment, ehe er offen erklärte: »Ich kapiere das nicht: ein Flugzeug von dieser Größe für nur fünf Mann und ein paar hundert Pfund Ausrüstung. Ausgerechnet nach Castelrosso. Und ausgerechnet bei Nacht. Die letzte Maschine, die im Dunkeln da 'runterging, landete unter Wasser, bis sie

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