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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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vorsichtig die Leiter hinab. »Hier unten auf die beiden obersten Reihen Granaten, hatte ich gedacht.«
    »Wie Sie's für richtig halten«, stimmte Mallory ihm zu, »nur daß es nicht gleich ins Auge fällt oder zu schwer zu finden ist. Hoffentlich haben die nicht schon den Verdacht, daß wir wußten, daß die Zünder unbrauchbar gemacht waren?«
    »Ausgeschlossen«, sagte Miller zuversichtlich. »Wenn sie diesen Apparat hier finden, hauen sie sich Löcher in den Rücken vor Freude über solchen Dusel – und dann suchen sie bestimmt nicht weiter.«
    »Das leuchtet mir ein.« Mallory war befriedigt. »Haben Sie auch oben die Tür abgeschlossen?«
    »Aber klar!« Miller sah ihn vorwurfsvoll an. »Boß, manchmal denke ich …«
    Doch Mallory hörte nicht mehr, was er dachte. Ein metallisches Dröhnen, das in hohlem Echo durch Gewölbe und Munitionskammer hallte, verschlang Millers Worte, und draußen hörten sie es über dem Hafen verklingen. Aber schon kam es wieder, indes die beiden Männer sich enttäuscht anblickten, und noch ein paarmal, ehe eine kurze Pause eintrat.
    »Gesellschaft«, murmelte Mallory. »Mit schweren Hämmern ausgerüstet. Lieber Gott, ich hoffe nur, daß die Tür standhält!« Er begann schon durch den Gang nach den Geschützen zu laufen, Miller ihm dicht auf den Fersen.
    »Wie konnten die bloß so früh schon hier erscheinen?« fragte Miller, der im Laufen verwundert den Kopf schüttelte.
    »Unser erst kürzlich verstorbener netter Genosse«, sagte Mallory grimmig. »Und wir waren so dämlich, zu glauben, er hätte die ganze Wahrheit gesagt! Gesagt hat er aber nicht, daß beim Öffnen der Tür da oben eine Alarmglocke in der Wachstube anschlägt.«

16. KAPITEL
    Mittwoch abend 21.15 bis 23.45 Uhr
    Geschickt und ohne Geräusch steckte Miller das am Geländer doppelt gesicherte Seil aus, als Mallory unter ihm in die Dunkelheit sank.
    Sechzehn Meter nach seiner Schätzung, siebzehn, und jetzt – bei achtzehn – kam der erwartete doppelte Ruck an der um sein Handgelenk geschlungenen Signalleine. Sofort hielt er das Seil an und belegte es fest am Fuß der Geländerstütze.
    Er richtete sich wieder auf, band sich mit dem Endstück des Seils am Geländer fest, bog sich weiter über die Felskante, packte so tief unten wie möglich das Seil mit beiden Händen und begann, zuerst ganz wenig, dann allmählich stärker, das Seil, an dem Mallory hing, wie ein Pendel hin- und herzuschwingen. Als das Pendel weit ausholte, begann das Seil sich in seinen Händen zu verdrehen und kleine Sprünge zu machen, doch er wußte, wodurch das kam: wenn Mallory gegen Felsvorsprünge taumelte und sich wieder abstieß, war ein Drehen des Seils nicht zu vermeiden. Aber er wußte auch, daß er keine Pause machen durfte, denn die Schläge der schweren Hämmer hinter ihm dröhnten jetzt fast ununterbrochen. Er beugte sich noch mehr über den Rand, um das Seil noch etwas tiefer zu fassen. Mit der ganzen Kraft seiner sehnigen Arme und Schultern suchte er Mallory immer näher an das andere Seil heranzuschwingen, das Brown inzwischen am Balkon des Hauses, in dem sie ihn zurückgelassen hatten, ausgehängt haben mußte.
    Tief unten, auf halbem Wege zwischen der Höhlenöffnung und dem unsichtbaren Wasser des Hafens, schwang Mallory durch den nachtdunklen Regenschleier in einem Zwölfmeterbogen, bei dem er sich die Füße an der Klippenwand zerschrammte. Gleich zu Anfang war er mit dem Kopf schwer an einen Felsvorsprung geschlagen und hätte, für Sekunden halb bewußtlos, beinah das Seil losgelassen. Doch jetzt wußte er, wo er diesen Vorsprung zu erwarten hatte, und stieß sich rechtzeitig ab, wenn er in seine Nähe kam, obwohl er dabei am Seil jedesmal eine volle Drehung machte. Bei dem Schlag gegen den Kopf war die Wunde wieder aufgeplatzt, die er Turzig verdankte, und der obere Teil seines Gesichts war mit Blut verschmiert, das ihm die Augen ganz zuklebte. Nur gut, daß es dunkel war, sagte er sich. Und ein Glück, daß er auch, ohne sehen zu können, das zu tun vermochte, was er hier wollte.
    Die Wunde und das Blut in den Augen machten ihm keine Sorge, nur das andere Seil. Darauf kam es an. War das Seil da? War Brown etwas passiert? Hatten sie ihn gefaßt, bevor er das Seil über den Balkon bringen konnte? Wenn das geschehen war, gab es keine Hoffnung mehr, denn sie hatten keine andere Möglichkeit, die zwölf Meter leeren Raumes zwischen dem Haus und der Geschützstellung zu überbrücken. Das Seil mußte da sein, es

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