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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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einen alten Brunnenschacht, wahrscheinlich halb voll Wasser! Und wo kampieren wir in Navarone, Sir? In der Gruft auf dem Friedhof?«
    »Wäre ein besonders passendes Quartier, wie die Dinge jetzt laufen«, sagte Mallory trocken. »Wollen das Beste hoffen. Wir brechen vor fünf auf.« Er sah zu, wie Brown sich neben Stevens legte, dann widmete er sich Louki. Der kleine Mann saß auf einer Kiste an der anderen Seite des Feuers, drehte ab und zu einen erhitzten Stein herum, den er Stevens an die abgestorbenen Füße legte, und wärmte sich selig an den Flammen. Allmählich merkte er, daß Mallory ihn scharf beobachtete, und blickte hoch.
    »Sie sehen so besorgt aus, Herr Major.« Louki schien bedrückt. »So – wie heißt doch das Wort? – so kummervoll. Mein Plan gefällt Ihnen nicht, wie? Und ich dachte, wir hätten vereinbart –«
    »Um Ihren Plan mache ich mir keine Sorgen«, erwiderte Mallory ehrlich, »nicht einmal um Sie selbst. Wohl aber um die Kiste, auf der Sie sitzen. Die enthält genug Sprengstoff, um ein Schlachtschiff in die Luft zu jagen – und Sie sind knapp einen Meter vom Feuer. Das ist nicht allzu gesund, Louki.«
    Louki rückte unbehaglich auf seinem Platz hin und her und zerrte an einem Ende seines Schnurrbarts. »Ich hab' gehört, daß man Dynamit ins Feuer werfen kann, und es brennt dann ganz ruhig ab, wie Kienholz.«
    »Durchaus richtig«, beruhigte ihn Mallory. »Man kann es auch biegen, brechen, feilen, sägen und mit dem Schmiedehammer draufschlagen, ohne daß etwas passiert, sozusagen als Kraftübung. Aber wenn es in heißer feuchter Luft zu schwitzen beginnt und die Ausscheidung sich kristallisiert – oh, Brüderchen! Und in diesem Loch hier wird's schon längst zu heiß und stickig.«
    »Hinaus damit!« Louki war aufgesprungen und hatte sich in den Hintergrund verzogen. »Hinaus mit dem Zeug!« Er zögerte. »Falls nicht der Schnee, die Feuchtigkeit –«
    »Sie können es auch in Salzwasser, wenn es ganz bedeckt ist, zehn Jahre unbeschadet liegenlassen«, unterbrach ihn Mallory in lehrhaftem Ton. »Aber da sind noch etliche Sprengkapseln, die zu Schaden kommen können, gar nicht zu reden von der Kiste mit Zündern neben Andrea. Wollen doch lieber den Kram 'raussetzen und einen Mantel darüberdecken.«
    »Pah! Louki weiß was viel Besseres!« Der Kleine schlüpfte schon in seinen Mantel. »Die Hütte vom alten Leri, das ist der richtige Platz! Prima. Da können wir die Sachen abholen, wenn wir sie brauchen, und wenn Sie hier eilig abhauen müssen, brauchen Sie sich darum kein Kopfzerbrechen zu machen.« Bevor Mallory protestieren konnte, hatte Louki sich über die Kiste gebeugt, hob sie mit Mühe auf und trug sie stolpernd zum Ausgang. Kaum hatte er drei Schritte getan, da war schon Andrea neben ihm, nahm ihm mit festem Griff die Kiste ab und schob sie sich unter den Arm. »Wenn Sie gestatten«, sagte er, »ich helfe Ihnen gerne.«
    »Nein, nein!« Louki war fast beleidigt. »Ich kann das leicht allein. Kleinigkeit.«
    »Weiß ich, weiß ich«, sagte Andrea begütigend, »aber diese Sprengstoffe – müssen in bestimmter Art getragen werden. Ich bin darin ausgebildet.«
    »So. Das war mir nicht bekannt. Dann muß es natürlich so gemacht werden wie Sie sagen. Ich werde die Zünder tragen.« Nachdem seine Ehre gerettet war, verzichtete Louki dankbar auf weiteren Widerspruch, hob den kleineren Kasten auf und eilte mit kurzen Schritten dicht hinter Andrea hinaus.
    Mallory sah nach der Uhr. Genau eins. Miller und Panayis mußten bald zurückkommen. Der Wind war im Abflauen, das Schneien hatte fast aufgehört. Um so besser konnten sie gehen, doch dafür wurden im Schnee ihre Spuren sichtbar. Unangenehm freilich, aber nicht entscheidend gefährlich, denn sie wollten ja alle vor Tagesanbruch von hier fort sein und geradenwegs bis ins Tal hinunter marschieren. Da lag kein Schnee, und selbst wenn es an einzelnen Stellen welchen gab, konnten sie, ohne Spuren zu hinterlassen, im Fluß entlang gehen, der sich durch das Tal schlängelte.
    Das Feuer sank zusammen, die Kälte kroch wieder auf sie zu. Mallory, der in seinem noch nassen Zeug fror, warf ein paar Stücke Holz ins Feuer und beobachtete, wie es neu aufloderte und die Höhle mit Licht erfüllte. Brown war, auf seiner Zeltbahn zusammengekauert, schon eingeschlafen. Stevens, mit dem Rücken zu ihm, lag regungslos, sein Atem ging kurz und hastig. Nur Gott wußte, wie lange der Junge noch am Leben blieb. Miller meinte ja, er läge schon

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