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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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kein Wort, und ich kann ihn trotzdem nicht verstehen. Vermute aber stark, daß die ganze Insel jetzt hinter uns her ist.«
    »Hin und zurück und keiner Menschenseele begegnet?« Mallory füllte ihm einen Becher mit Wein. »Fein gemacht, Dusty.«
    »Hat Panayis geschaukelt, nicht ich. Bin bloß mitgezottelt. Übrigens haben wir noch ein paar Kumpels von Panayis getroffen – das heißt: er hat sie aufgetrieben. Müssen ihm irgendeinen guten Tip gegeben haben, nachher hüpfte er ordentlich 'rum vor Aufregung und gab sich alle Mühe, mir diese Sache klar zu machen.« Bekümmert zuckte Miller die Achseln. »Aber unsere Sprache läuft auf verschiedenen Wellenlängen, Boß.«
    Mallory wies mit dem Kopf in den Hintergrund der Höhle, wo Louki und Panayis dicht beieinander hockten. Louki hörte nur zu, während Panayis gedämpft, aber rasend schnell auf ihn einredete und mit beiden Händen fuchtelte.
    »Er ist immer noch ziemlich aufgebracht«, sagte Mallory nachdenklich, und etwas lauter: »Was ist los, Louki?«
    »Genug los, Herr Major.« Louki zerrte sehr heftig an seinem Schnurrbart. »Wir müssen bald von hier weg – Panayis will sofort gehen. Er hat gehört, daß die deutsche Garnison heute nacht unser Dorf Haus für Haus durchsuchen will – gegen vier Uhr, hat man ihm gesagt.«
    »Also nicht bloß die übliche allgemeine Kontrolle, wie?« fragte Mallory.
    »Dies hat's seit Monaten nicht gegeben. Sicher glauben die Deutschen, Sie wären an ihren Patrouillen vorbeigeschlüpft und versteckten sich im Dorf.« Louki kicherte. »Meiner Ansicht nach wissen die gar nicht, was sie denken sollen. Ist für Sie auch ohne Gefahr, natürlich, denn Sie werden um die Zeit nicht im Dorf sein – und selbst wenn Sie da wären, würden die Sie nicht finden. Aber so ist's viel sicherer für Sie, wenn Sie später nach Margaritha kommen. Doch Panayis und ich – uns muß man zu Hause in den Betten finden, sonst geht's uns schlecht.«
    »Selbstverständlich, sehe ich ein. Wir dürfen nichts aufs Spiel setzen. Aber es ist ja noch reichlich Zeit. In einer Stunde werden Sie zu Tal gehen. Erst noch: die Festung.« Er griff in seine Brusttasche, holte die Skizze hervor, die Eugene Vlachos für ihn gezeichnet hatte, wandte sich an Panayis und begann ohne Schwierigkeit im Inselgriechisch mit ihm zu sprechen. »Also, Panayis, ich hörte, daß Sie die Festung so gut kennen wie Louki seinen Gemüsegarten. Vieles weiß ich selbst schon, aber ich möchte von Ihnen alles erfahren, was Sie wissen: allgemeine Anlage, Standort der Kanonen, Magazine, Kraftzentralen, Kasernen, Posten, Wachwechsel, Ausgänge, Alarmsysteme, und sogar, wo die Schatten besonders tief und wo sie weniger tief sind – also einfach alles. Einerlei, wie winzig und unbedeutend Ihnen die Einzelheiten vorkommen mögen, berichten müssen Sie mir trotzdem jede Kleinigkeit. Auch, welche Türen nach außen oder innen zu öffnen sind. Davon können tausend Menschenleben abhängen.«
    »Und wie wollen Herr Major überhaupt hineinkommen?« fragte Louki.
    »Das weiß ich noch nicht. Kann es erst entscheiden, wenn ich die Festung gesehen habe.« Mallory spürte, daß Andrea ihn scharf ansah, aber gleich den Blick wieder abwandte. Sie hatten auf dem Torpedoboot gemeinsam einen Plan gemacht, wie sie in die Festung gelangen konnten. Da aber der ganze Erfolg ihres Unternehmens gerade davon abhing, fand Mallory es geraten, niemanden genauer aufzuklären, wenn es nicht unbedingt sein mußte.
    Beinah eine halbe Stunde hockte er mit den drei Griechen beim Feuerschein über der Karte, tippte auf jeden Punkt, über den gesprochen wurde, und trug peinlich exakt mit Bleistift jede Einzelheit, die er von Panayis erfuhr, an der betreffenden Stelle ein. Und Panayis hatte sehr viel zu berichten. Es schien fast undenkbar, daß ein Mensch so viele Kenntnisse von der Festung bei zwei kurzen Aufenthalten, noch dazu in der Dunkelheit, gesammelt haben konnte, aber der Mann hatte ein unglaublich scharfes Auge und ein gutes Gedächtnis für Einzelheiten, und Mallory war überzeugt, daß sein brennender Haß auf die Deutschen ihm alles, was er beobachten konnte, mit fast fotografischer Genauigkeit ins Gedächtnis prägte. Mit jeder Sekunde ihres Gesprächs fühlte er seine Hoffnungen steigen.
    Brown war wieder aufgewacht. Trotz seiner tiefen Müdigkeit hatte das Stimmengemurmel seinen unruhigen Schlaf durchkreuzt. Er ging zu Andy Stevens hinüber, der, jetzt halb wach, gegen die Wand gelehnt lag und

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