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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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abwechselnd verständliche und wirre Reden führte. Brown sah, daß es hier für ihn nichts zu tun gab. Miller, der die Wunden gereinigt, gepudert und frisch verbunden hatte, war um Hilfe nicht verlegen gewesen, denn Andrea hatte geschickt assistiert. So hörte Brown ein Weilchen den vier griechisch Sprechenden zu, ohne ein Wort zu verstehen, und ging dann hinaus, um in der kühlen, reinen Nacht ein wenig frische Luft zu schöpfen. Mit sieben Leuten in dem kleinen Unterstand, war es, bei dem ständig brennenden offenen Feuer und fast ohne Ventilation, ungemütlich warm geworden.
    Nach einer halben Minute trat er wieder in den Raum und zog den Schutzvorhang hinter sich dicht zu. »Ruhe allesamt!« raunte er, indem er nach rückwärts wies. »Draußen bewegt sich etwas, ein kleines Stück bergab. Ich hab's zweimal gehört, Sir.«
    Panayis fluchte leise, während er sich wie eine Wildkatze mit einer drehenden Bewegung auf die Füße stellte. Ein dreißig Zentimeter langes, zweischneidiges Wurfmesser blinkte böse in seiner Rechten, und bevor jemand ein Wort sagte, war er draußen. Andrea wollte ihm folgen, doch Mallory hielt den Arm vor ihn.
    »Bleib, wo du bist, Andrea. Unser Freund Panayis handelt ein bißchen hastig«, sagte er leise. »Vielleicht ist es gar nichts – immerhin könnte es ein Ablenkungsmanöver sein … Oh, verflucht!« Stevens hatte soeben begonnen, laut vor sich hin zu stammeln. »Ausgerechnet jetzt muß er reden! Kannst du ihn nicht mal –?«
    Aber Andrea hatte sich schon über den Verletzten geneigt, hatte seine Hand ergriffen, streichelte mit der andern die heiße Stirn und das Haar und redete immerfort in ganz sanfter Sprache auf ihn ein. Anfangs nahm Stevens davon keine Notiz und schwatzte weiter, ganz unlogisch über alles mögliche, doch allmählich hatten die streichelnde Hand und das zärtlich leise Murmeln eine hypnotische Wirkung: sein Gebrabbel ging in kaum vernehmbares Stammeln, dann in Schweigen über. Und plötzlich öffnete er die Augen, wach und ganz vernünftig. »Was ist denn, Andrea? Weshalb sind Sie –?«
    »Ssst!« Mallory hielt eine Hand hoch. »Ich höre jemand –.«
    »Es ist Panayis, Sir.« Brown lugte durch den Spalt im Vorhang. »Kommt gerade die Schlucht herauf.«
    Einige Sekunden später war Panayis im Unterstand und hockte sich vors Feuer. Er sah verärgert aus. »Niemand da«, meldete er. »Ein paar Ziegen habe ich gesehen, weiter unten, aber sonst nichts.« Mallory übersetzte es für die andern.
    »Mir kam es nicht vor wie Ziegen«, sagte Brown hartnäckig, »es klang ganz anders.«
    »Ich werde mal nachsehen«, erbot sich Andrea, »nur damit wir Bescheid wissen. Allerdings glaube ich nicht, daß unser dunkler Freund sich irrt.« Ehe Mallory etwas einwenden konnte, war er hinausgegangen, ebenso schnell und geräuschlos wie vorher Panayis. Nach drei Minuten kam er kopfschüttelnd wieder.
    »Panayis hat recht, es ist keiner da. Ich habe nicht mal die Ziegen bemerkt.«
    »Und die werden's wohl gewesen sein, Casey«, sagte Mallory. »Aber trotzdem: mir gefällt das nicht. Das schneien hat beinah aufgehört, der Wind flaut ab, und im Tal wimmelt es wahrscheinlich von deutschen Patrouillen – da wird's, glaub ich, für euch beide Zeit, zu verschwinden. Seid um Gottes willen vorsichtig. Wenn euch jemand anhalten will, knallt ihn nieder. Man wird das dann sowieso uns ankreiden.«
    »Niederknallen!« Louki lachte trocken. »Unnötiger Rat, Herr Major, wenn der Dunkle dabei ist. Bei dem gibt jeder Schuß einen Toten.«
    »Schön, nun ab. Scheußlich, daß ihr mit in diese ganze Geschichte verwickelt seid, aber da es nun mal ist, seit tausendmal bedankt für alles! Auf Wiedersehen um 6.30 Uhr.«
    »6.30 Uhr«, gab Louki zurück. »Im Olivenhain am Flußufer südlich vom Dorf. Da werden wir warten.«
    Zwei Minuten später waren sie schon aus Sicht- und Hörweite, im Unterstand war es wieder still, bis auf das schwache Knistern der letzten Glut im erlöschenden Feuer. Brown war hinausgegangen, um Wache zu stehen, und Stevens wieder in einen unruhigen, von Schmerz erfüllten Schlaf verfallen. Miller neigte sich einen Augenblick lauschend über ihn, dann ging er leise zu Mallory hinüber, ein Knäuel blutigen Verbandsstoffs in der rechten Hand, den er ihm entgegenhielt.
    »Schnuppern Sie mal daran, Boß«, bat er ihn leise, »aber nicht zu kräftig.«
    Mallory bückte sich über den Stoff und wich jäh zurück, vor Ekel die Nase rümpfend.
    »Lieber Gott, Dusty, das ist

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