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Die Kanzlerin - Roman

Die Kanzlerin - Roman

Titel: Die Kanzlerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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mehr als beispielsweise Deutsche.«
    »Und die Freiheitsrechte, Kranich, die erkämpft sich dann jeder Einzelne für sich?«
    »Wenn alle für die Freiheitsrechte kämpfen, kämpft jeder Einzelne für alle.«
    »Kranich, ich kann nur hoffen, dass Sie kein typischer Schweizer sind.«
    »Ein weiteres Merkmal«, sagte Kranich, »ist leider auch, dass die Schweiz sich nicht jung fühlen kann. Weil sie gemacht ist.«
    »Aber schön gemacht ist sie, die Schweiz«, sagte die Kanzlerin, »wirklich schön gemacht.«
    Er widersprach: »Die Schweiz wird nur noch retuschiert. Doch Altes kann man so lange polieren, wie man will – es wird nicht jünger.«
    »Werden wir alle nicht«, sagte die Kanzlerin und drückte auf den Knopf. »Wie lange dauert es noch? Erzählen Sie weiter, Kranich. Als Philosoph gefallen Sie mir am besten. Aber hören Sie endlich auf, derart zu schwitzen. Atmen Sie richtig.«
    Er atmete tief aus.
    »Na sehen Sie, es geht ja, Kranich. Auch wenn Sie wohl nie ein Luftikus werden. Wobei: Wenn ich da an Ihre Spielschulden denke … Sind die beglichen, mittlerweile?«
    »Ja«, sagte er und schaute sie an. »Blau ist eine faszinierende Farbe.«
    »Gefällt Ihnen mein Kleid, Herr Kranich? Erstaunlich.«
    Er schwieg, weil er plötzlich das Gefühl hatte, alles mit einem Blaustich zu sehen. Und an Blaubeeren dachte. Die Hitze.
    »Herr Kranich, ich hasse es, angelogen zu werden. Sie haben Ihre Finanzprobleme immer noch nicht im Griff, das spüre ich. Sie haben immer noch Schulden, sind also erpressbar, zumindest theoretisch. Ein Risiko, das man einem Schweizer eigentlich nicht zutrauen würde. Salbadern Sie also nicht mehr, werden Sie konkret. Sagen Sie mir, ob ich Ihnen helfen kann.«
    Kranich schwieg.
    »Der Vorteil von Stockfischen ist«, sagte die Kanzlerin, »dass sie haltbar sind.«
    Der Fahrstuhl ruckelte, blieb aber immer noch stecken.
    Kranich dachte: Sie ist eine böse Frau, und sie fragte: »Was denken Sie, Kranich? Wenn der Fahrstuhl wieder in Fahrt kommt, ist unsere nette kleine Unterhaltung beendet. Also, was haben Sie mir zu sagen?«
    Kranich schwieg.
    »Herr Kranich, Sie scheinen mir ein Mensch zu sein, der überhaupt nicht berechnend ist, andererseits aber ganz und gar berechenbar. Und wenn Sie ein Geheimnis haben sollten, müsste man sehr lange suchen, bis man es entdecken könnte. Eine Mühe, die sich allenfalls gar nicht lohnt, weil es sich möglicherweise um kein sehr relevantes Geheimnis handelt.«
    Kranich schwieg.
    »Herr Kranich, warum rede ich mit Ihnen?«
    »Die Frage stellt sich.«
    »Die Frage stellt sich, weil ich sie Ihnen jetzt gestellt habe. Fragen stellen sich nur, wenn man sie stellt, und überdies haben Fragen die manchmal unangenehme Eigenschaft, dass sie etwas in Frage stellen. Zwar stehen Sie mittlerweile wieder, Kranich, aber Sie fühlen sich immer in Frage gestellt. Aber ich will nicht unfair sein. Herr Kranich, sollten Sie auch eine Frage haben?«
    »Frau Kanzlerin, möchten Sie eine kleine Geschichte hören?«
    »Sehr gern, ich liebe Geschichten.«
    »Einmal …«, begann er.
    »Jede Geschichte beginnt einmal«, sagte sie und drückte nun sehr energisch auf den Knopf. »Hallo, Aussenwelt, Deutschland muss wieder regiert werden!«
    Der Lautsprecher entschuldigte sich, und Kranich berichtete von einem Fernsehduell zwischen dem polnischen Oppositionsführer Donald Tusk und Regierungschef Jarosław Kaczy´nski. Tusk erzählte, sie seien zufällig einmal im selben Lift gefahren. Sie seien allein gewesen, und plötzlich habe Kaczy´nski eine Pistole aus seinem Jackett gezogen und zu ihm gesagt: »Dich umzubringen ist für mich wie Ausspucken.«
    »Aber er hat es nicht getan«, sagte die Kanzlerin, und der Aufzug setzte sich wieder in Bewegung. »Diese kleine Panne wird unseren Technikern aber gar nicht gefallen«, meinte sie. »Schliesslich blieb dieser Fahrstuhl schon einmal stecken, Minuten nur, bevor mein Vorgänger Schröder seinen Gast George W. Bush nach oben kutschieren wollte. Der Tagesspiegel schlug damals vor, dass wir sicherheitshalber ein Schild anbringen sollten: Ausser Betrieb. Und tatsächlich hat man ja in solchen Situationen ein etwas mulmiges Gefühl, nicht wahr, Herr Kranich? Zwei Menschen, allein auf engstem Raum, und man weiss nicht, ob einer eine Pistole zieht.«

C ookie: »Ohne Vorspiel kein Spiel.«
    Silikon-Susi: »Vorspiele sind o.k. – aber nur wenn sie kurz und heftig sind.«
    Figo: »Wir sind am Drücker.«
    Silikon-Susi: »Druckpunkt ist

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