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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Körper. Während wir uns küssten, öffnete er den Verschluss meiner Hose, die er langsam nach unten schob.
    »Komm zu mir zurück …«, flüsterte er mir ins Ohr. »Erlöse mich!«
    Ich befreite mich aus den Hosenbeinen, trat die Hose auf den Boden und kroch nackt zu Cesare unter die Decke.
    Er umarmte mich und setzte ungestüm seine Liebkosungen fort. Seine Hände glitten über meinen Rücken, meine Schenkel und zogen mich zu sich heran, bis keine Hand und kein Gefühl mehr zwischen uns passte. Dann schob er ein Knie zwischen meine Beine und lehnte sich gegen mich. Ich lachte über seine Ungeduld und legte meinen Schenkel über seine Hüfte. Langsam glitt er in mich hinein und presste mich an sich, ohne mit dem Küssen aufzuhören, dann hielt er inne und betrachtete mich.
    »Darf ich dir eine komplizierte Frage stellen, Caterina?«
    »Du darfst«, lächelte ich. Ich wusste, was er mich fragen wollte.
    »Liebst du mich?«, fragte er.
    »Ja, Cesare, ich liebe dich.«
    Er zog seinen Rubinring vom Finger, ergriff meine Hand und steckte ihn mir an. Es war sein Kardinalsring. Dann hielt er mich fest und begann mit seinen lustvollen Bewegungen, die meinen Verstand in Flammen setzten.
    Ich war mir des Risikos meiner eigenen Vergiftung bewusst, jederzeit. Aber ich konnte nicht anders. Ich wollte es nicht. Ich sehnte mich so sehr nach seiner alles überwältigenden Liebe, seinen Lippen und seinen Händen, seinen Blicken, seinen Gefühlen, seinem gehauchten »Te quiero« , dass alles andere seine Bedeutung verlor.
    Wir entzündeten uns aneinander, bis wir lichterloh brannten, wir rangen schwer atmend um jeden Funken der Lust, als wir immer höher flogen, bis hinauf in den Himmel, wo Raum und Zeit aufhören, wo wir selbst aufhören und alles, was wir nicht selbst sind – unsere Wünsche, unsere Hoffnungen, unser Begehren, wo wir den anderen erkennen als das, was er ist: unser Ebenbild – was wir sein wollen, was wir sind.
    Wir hatten die ganze Nacht für uns selbst, unsere Gedanken, unsere Sinnlichkeit, unsere Leidenschaft. Ich weiß nicht mehr, wie oft wir einander in dieser unvergesslichen Nacht schenkten. Oder in den folgenden.

    Nach drei Tagen kehrte Micheletto mit Girolamos Apothekerhandbuch aus Florenz zurück. Ich zog mich in Leonardos Laboratorium zurück und blätterte darin, ohne ein effektives Gegengift zu finden. Zwei Mittel, Opium und Sulfur, kamen gemäß Girolamos Brief in Betracht, doch sie hatten selbst erhebliche Nebenwirkungen: bei der Gabe von Opium erst Euphorie, dann Bewusstseinsverlust bis zum Delirium, Lähmungen, Krämpfe und steigendes Fieber, und unter quälenden Attacken von panischer Todesangst schließlich der erlösende Atemstillstand – bei einer Dosis Sulfur Wahnideen bis zur Idiotie, Verlust des Sehvermögens, Atemnot und Erstickungsanfälle, Austrocknung des Körpers, schließlich Bewusstlosigkeit und Tod.
    Im Grunde konnte ich also wählen, auf welche Art ich Cesare umbrachte. Oder mich selbst, denn ich litt wie er am Fieber und den Symptomen einer leichten Arsenvergiftung.
    Wie froh war ich, dass Cesare mich nicht beobachtete, als ich bedrückt das Buch zuschlug und auf den Arbeitstisch warf. In den letzten Monaten hatte ich mich ausführlich mit der Spagyrik, dem medizinischen Zweig der Alchemie beschäftigt, und trotzdem hatte ich das Gefühl, nichts zu wissen, nichts, nichts, nichts. Wie ein Tiger in seinem Käfig lief ich in Leonardos Laboratorium auf und ab, auf der Suche nach einem Ausweg. Ich wollte einfach nicht akzeptieren, dass ich keine andere Alternative hatte als Opium oder Sulfur.
    Doch dann hielt ich inne: Gift sollte mit Gift behandelt werden? Ich dachte an die Medizin des Arztes Galenos: Contraria contrariis curantur – eine Krankheit wird durch ihr Gegenteil, eine andere Krankheit, geheilt, die ihre Symptome aufhebt. Opium und Sulfur waren nicht die Contraria zu Arsen, sondern hatten ähnlich furchtbare Symptome und eine letztlich tödliche Wirkung. Sie waren weder Contraria noch Similia zu den Symptomen des Arsens und deshalb wahrscheinlich nicht so wirksam wie …
    Mir stockte der Atem.
    Hastig kehrte ich zurück zum Arbeitstisch und schlug die Dosierungen der Gegengifte nach. Sie waren gemäß dem hermetischen Gesetz gering, aber noch groß genug, um furchtbare Nebenwirkungen zu haben. Und wenn ich nun …
    Eines der Gesetze der Spagyrik, der alchemistischen Heilkunde, besagte, dass ein Mittel, das Krankheitssymptome bei einem Gesunden hervorrief, dem Kranken mit

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