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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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bis seine Leiche zur Unkenntlichkeit verbrannt war, bis die Flammen erloschen, bis seine heiße Asche in den Arno gestreut wurde, bis sich die Schatten der Abenddämmerung über den Fluss senkten.

Kapitel 12
»Alle Wege führen nach Rom«
    G lück – was ist das? Ist Glückseligkeit das Ziel des Lebens? Oder nur eine zufällige Nebenwirkung eines gelungenen, eines erfolgreichen und unbeschwerten Daseins?
    Was sezierte Leonardo mit seinem Skalpell, was erschuf Baldassare mit der Tinte seiner Schreibfeder, was suchte ich im Feuer meines Athanors? Das vollkommene Glück – nichts zu wollen, nichts zu sollen? Den Seelenfrieden? Oder doch nur la gloire immortelle?
    »Der Mensch braucht keine Antworten, um Frieden zu finden. Er muss nur mit dem Fragen aufhören. Der einzige Sinn, den unser Leben hat, ist der, den wir selbst ihm geben«, hatte ich in San Marco zu Girolamo gesagt, kurz bevor Giovanni starb. Damals hatte ich fest daran geglaubt, dass ich es eines Tages schaffen würde, mit dem Fragen aufzuhören, zur Ruhe zu kommen. Doch kann man wirklich glücklich sein, wenn alle Fragen beantwortet sind? Wenn die endlose Suche beendet ist? Ich konnte es nicht.
    Ich war nur glücklich, solange ich noch Ziele hatte, die ich erreichen wollte, wenn ich noch nicht angekommen war und am Wegesrand nach immer neuen Antworten suchen konnte.
    Wie oft ich in Mailand an der Transmutation der Mortificatio gescheitert war, weiß ich nicht mehr. Es machte mir nichts aus, ganz im Gegenteil: Es beruhigte mich, dass die Experimente monatelang misslangen. Denn was hätte ich getan, wenn ich mit zweiundzwanzig Jahren das Lebenselixier gefunden hätte? Wie hätte ich den endlosen Rest meines Lebens verbracht? Und vor allem: mit wem?
    Ich war glücklich in Mailand. So glücklich wie noch nie zuvor in meinem Leben. Schließlich hatte ich fast alles vollbracht, was ich erreichen wollte: Ich hatte in den letzten Jahren unendlich viel Wissen erworben, hatte mich mit Philosophie und Theologie befasst, hatte zusammen mit Leonardo naturwissenschaftliche Studien betrieben und Gerbert d’Aurillacs Magie erlernt, hatte mich mit Medizin beschäftigt, hatte mit Luca Pacioli über die Mathematik und die universelle Harmonielehre diskutiert und hatte von Donato Bramante vieles über die Kunst der Malerei gelernt: die Haltung des Menschen und seine Perspektive auf die Welt, die ihn umgibt. Ich war eine angesehene Gelehrte, eine Maestra der Alchemie und konnte mit Ludovicos Unterstützung Vorlesungen an der Universität besuchen, wenn mir der Sinn danach stand.
    Nur etwas fehlte zur Vollkommenheit: ein Geliebter, ein Mensch, den ich lieben durfte, ohne über die Folgen nachzudenken, dem ich mich anvertrauen konnte, bei dem ich ganz ich selbst sein durfte, und … ein Kind. Der Wunsch nach einem Sohn oder einer Tochter, die nach mir meine Arbeit fortsetzen konnten, wurde von Tag zu Tag drängender. Aber ich hoffte vergeblich, denn in den leidenschaftlichen Nächten mit Cesare im Palazzo Vecchio war ich nicht schwanger geworden. Traurig musste ich mir eingestehen: Ich hatte es doch von Anfang an so gewollt.
    Nicolas Flamel hatte in Paris erkannt, dass ich nur glücklich sein konnte, nein: durfte, wenn ich einen hinreichenden Grund dazu hatte. Nun, den hatte ich. Ich wollte glücklich sein.

    Ungläubig sah Ludovico auf seinen Arm hinunter. Er war gestolpert und gestürzt, mehr aus Überraschung über meinen unerwarteten Angriff als aus Schwäche. Er richtete sich auf, ließ mit schmerzverzerrtem Gesicht den Degen fallen, krempelte den Ärmel hoch und betrachtete die Wunde, die ich ihm beigebracht hatte. Sie war nicht tief, aber das Blut lief ihm über die Hand.
    Schwer atmend stand ich vor ihm. Er hatte mich quer über den Hof der Rocchetta gescheucht, bevor ich mich ernsthaft zu wehren begann. Seine Leibwächter beobachteten uns, jederzeit bereit in den Kampf einzugreifen, um dem Herzog das Leben zu retten.
    »Es tut mir Leid, Euer Gnaden«, sagte ich und reichte ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen.
    Er winkte ab und erhob sich. »Wieso glaube ich Euch das nicht?«, fragte er bissig, während er den Staub von seiner Hose klopfte.
    Ein Herbstblatt hing am Hemd des Herzogs, und ich entfernte es. Er sah mich dabei betroffen an, als sei ihm die Berührung meiner Hand unangenehm.
    »Mir schien, es hat Euch sogar Spaß gemacht, mich stürzen zu sehen«, warf er mir vor.
    »Das ist nicht wahr, Euer Exzellenz!« Ich untersuchte die blutende Wunde. Er wollte mir seine

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