Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)
gehalten.«
»Ich dachte schon, du würdest mich hinauswerfen, ohne mich anzuhören«, sagte er. »Ich muss mit dir reden.«
Ich stand neben der Tür, ging ihm keinen Schritt entgegen. Ich war viel zu überrascht von seinem unerwarteten Auftauchen.
Er kam langsam auf mich zu. »Darf ich dich küssen?«
Verlegen wegen meiner nassen Kleider nickte ich, und er schloss mich sanft in die Arme und küsste meine Lippen. »Ich habe dich vermisst, Caterina. Jeden Tag und jede Nacht. Ich habe versucht, dich zu vergessen, aber ich konnte es nicht. Ich musste dich wiedersehen.«
Ich befreite mich aus seiner Umarmung und trat ein paar Schritte zurück. »Hältst du es für eine gute Idee, hierher zu kommen?«, fragte ich.
Er war verstimmt. Zwei Tage lang war er durch Schlamm und eisigen Regen geritten, um mich zu sehen. Trotz der Bedrohung durch Cesare hatte er sein Herzogtum verlassen. Offensichtlich hatte er eine andere Begrüßung erwartet: einen wenn schon nicht leidenschaftlichen, so doch wenigstens freundschaftlichen Empfang. Und was tat ich? Ich kam ihm keinen Schritt entgegen. Ja, er war enttäuscht, als er sich seufzend in den Sessel am Kaminfeuer fallen ließ.
Schweigend sah er mir zu, wie ich mir die nasse Samtjacke auszog, das verschwitzte Hemd, die schlammbespritzten Stiefel und die engen Hosen, wie ich die aufgesteckten Haare schüttelte und mich abtrocknete. Dann zog ich mir ein seidenes Unterkleid über und ging mit offenem Haar zum wärmenden Feuer hinüber. Ich nahm die Hermelindecke vom anderen Sessel, breitete sie auf den warmen Steinfliesen vor dem Kamin aus und wickelte mich in den Pelz, um mich aufzuwärmen.
Guido starrte mich an: »Können wir uns vernünftig unterhalten?«
»Wenn du deshalb zwei Tage geritten bist, dann darfst du das Thema unserer Unterhaltung vorschlagen«, erklärte ich großzügig.
»Das Thema heißt: Cesare.«
»Ich diskutiere mit dir über alles, Guido, über Philosophie und Theologie, über Naturwissenschaften und Mathematik, Alchemie und Magie, über alles, was dich interessiert. Aber nicht über Cesare. Denn dieses Mysterium begreife ich nicht. Und ich will es auch nicht verstehen.«
»Ich fürchte, dass er Urbino angreifen wird, sobald er die Romagna erobert hat. Forli und Imola hat er bereits eingenommen, Pesaro, Rimini und Cesena haben sich ihm unterworfen. Ich weiß nicht, wohin er sich als Nächstes wenden wird.« Als ich nicht antwortete und beharrlich ins Feuer starrte, erhob er sich von seinem Sessel und hockte sich neben mich vor den Kamin. Er küsste meine nackte Schulter. »Bitte hilf mir, Caterina!«
»Wie?«, fragte ich. »Erwartest du, dass ich zum Schwert greife und gegen Cesare in die Schlacht ziehe?«
»Nein, obwohl du die Kunst des Krieges beherrschst. Ich will, dass du mein Schwert im Kampf gegen Cesare bist, dass du mit mir kommst.« Er strich mir eine nasse Haarsträhne von der Schulter und küsste mich sanft.
»Du beherrschst die Kunst des Krieges aber auch sehr … hmmm … überzeugend, Guido«, gestand ich, ihm etwas versöhnlicher gesonnen. Er küsste wirklich gut! »Vor allem die Kunst, mich zu etwas zu verführen, das ich nicht tun will.«
»Er wird sein Schwert nicht gegen dich erheben, Caterina. Dazu liebt er dich noch immer viel zu sehr.«
»Liebe in dieser Intensität ist ähnlich schmerzhaft wie Hass. Mit dem einen Unterschied: Hass hat nicht so viele scharfe Kanten wie die Liebe, an denen man sich verletzen könnte«, erklärte ich ihm. »Hass ist erfrischend unkompliziert, erfordert nicht so viel umsichtiges Geschick wie die Kunst des Liebens. Hass ist die Erlösung aus dem endlosen Leiden einer ausgebrannten Liebe.«
»Mein Gott!«, stöhnte er. »Was für ein Wahnsinn!«
»Das ist es, Guido. Wahnsinn! Und aus diesem sehr einfachen Grund ist es keine kluge strategische Entscheidung, mich zu bitten, mit dir nach Urbino zu gehen. Selbst wenn unsere Beziehung eine Zukunft hätte, trotz deiner gescheiterten Ehe mit Elisabetta, trotz meiner Trennung von Cesare, trotz unserer verletzten Gefühle, trotz unserer verständlichen Bedenken, ob wir es erneut wagen sollten, uns mit Leib und Seele auf einen anderen Menschen einzulassen: Ich würde nicht mit dir kommen, Guido. Ich darf es nicht. Cesare würde in Urbino keinen Stein auf dem anderen lassen. Und das, was von deinem Herzogtum übrig bleibt, wenn er damit fertig ist, lohnt nicht den Aufwand eines Interdiktes durch den Papst, weil du mir, einer Verbannten, geholfen hast.«
Er
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