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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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verbannt!«, rief sie, und ich fragte mich, ob sie in ihrer Trauer den Verstand verloren hatte. »Er schickt mich in die Burg von Nepi, damit ich dort zur Besinnung komme.«
    »Was heißt das?«, fragte ich. Ich würde sie verlieren, wenn sie aus Rom fortging!
    »Exodus!«, rief sie und fiel mir wieder um den Hals. »Wir sind frei! Endlich! Wir brechen morgen auf.«
    »Wir?« , fragte ich.
    »Er will, dass du mich ins Exil begleitest.«

    Am frühen Morgen verließen wir Rom: Sancha, Lucrezia und ich. Bewaffnete Reiter eskortierten uns bis zur Stadt Nepi, die wir einen Tag später erreichten.
    Die Burg von Nepi war gut befestigt, die Räume waren groß und für eine Festung sogar gemütlich eingerichtet. Die Aussicht über eine stille, geradezu melancholische Landschaft war Ehrfurcht gebietend. Die Ausritte in die Umgebung versprachen interessant zu werden: Es gab magische Heilquellen, die ich erforschen konnte, geheimnisvolle Höhlen, die bis tief in die Erde hinabreichten. Der Eingang zu Dantes Inferno schien hier nicht mehr weit entfernt.
    Mit dem wenigen Gepäck, das ich aus Rom mitgebracht hatte, hatte ich eines der Turmzimmer mit einem herrlichen Blick über die umbrischen Hügel bezogen. In diesen Raum zog ich mich zurück, wenn ich allein sein wollte, um nachzudenken, wenn ich las oder wenn ich meine Gedanken niederschrieb. Viel gab es in Nepi nicht zu tun, denn mein Laboratorium und meine Bücher waren in Rom zurückgeblieben.
    Nach der Beendigung der Mortificatio am Morgen nach Alfonsos Ermordung und nach dem Erlöschen des Feuers in meinem Athanor war ich nicht mehr in mein Laboratorium zurückgekehrt. Es war zu viel geschehen: die Nacht mit Guido, meine Trennung von Cesare, mein Umzug in Lucrezias Palazzo, dann die Verbannung. Ich wusste nicht, was Rodrigo nach meiner Abreise aus Rom mit meinem Laboratorium vorhatte.
    Heute frage ich mich, was geschehen wäre, wenn ich nach meiner Entscheidung, mich von Cesare zu trennen und den Athanor zu löschen, mein Laboratorium noch einmal betreten hätte. Ich hätte mich nicht nach Nepi abschieben lassen. Ich wäre in Rom geblieben, trotz allem. Ich hätte weiterlaboriert, tagelang, nächtelang, ohne müde zu werden. Aber ich konnte das alles nicht wissen – weder was sich im Alambic befunden hatte, noch woran Rodrigo nun allein weiterarbeitete …

    Anfang Oktober 1500, einen Monat nach unserer Ankunft in Nepi, verließ Cesare Rom, um zu seinem Heer in die Romagna zurückzukehren. Die Streitmacht, die er befehligen sollte, hatte die Stärke von fast zehntausend Söldnern: mehrere Hundert schwer bewaffnete Reiter, sechstausend spanische, italienische, französische und schweizerische Fußsoldaten und mehr als genug schwere Artillerie, um Italien zu erobern. Cesares Offiziere waren berühmte, in der Schlacht erprobte Condottieri: Vitellozzo Vitelli, Oliverotto da Fermo, Paolo und Francesco Orsini, Gian Paolo Baglioni und der gefürchtete Micheletto.
    Cesare zog mit seinem Heer über die Via Flaminia nach Norden, in Richtung Siena, als er überraschend, von nur wenigen Leibwächtern begleitet, nach Nepi ritt, um seine Schwester zu besuchen und sich selbst zum Abendessen einzuladen.
    Zunächst weigerte ich mich, an diesem Mahl teilzunehmen, aber Lucrezia redete so lange auf mich ein, Cesare nicht zu verärgern, bis ich schließlich nachgab und bei Tisch erschien. Ich schwieg während des Essens, erwiderte keinen seiner Blicke, ignorierte seine Gesten.
    Er erschreckte mich zutiefst. Wie sehr er sich verändert hatte in den wenigen Wochen, in denen wir uns nicht gesehen hatten! Er war nicht mehr der heitere, lebensfrohe und durch nichts zu erschütternde junge Mann, dessen unermüdliche Kräfte in der Stierkampfarena oder bei Fechtstunden seine Bewunderer erstaunte, dessen Sinnlichkeit die Frauen faszinierte, die den Boden küssten, auf dem Seine Herrlichkeit wandelte.
    Cesare trug schwarzen Atlas, war blass, ernst, schweigsam. Die schwarze Samtmaske, hinter der er sich versteckte, nahm er auch während des Essens nicht ab. Er war selbstbeherrscht und zeigte nicht den Hauch einer Emotion, obwohl seine Fäuste geballt und seine Muskeln zum Zerreißen gespannt waren, als er mir nach dem Essen in mein Turmzimmer folgte, um allein mit mir zu reden.
    Ich wollte ihm die Tür vor der Nase zuschlagen, aber er schob seinen Stiefel vor, stieß die Tür auf und betrat den Raum.
    »Verschwinde!«, schrie ich ihn an und versuchte, an ihm vorbei aus dem Schlafzimmer zu

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