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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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fliehen.
    »Nicht bevor du mir gesagt hast, wie es dir geht«, hielt er mich auf.
    Was sollte denn diese Frage? Als ob es Seine Selbstherrlichkeit interessierte, wie sich irgendjemand auf dieser Welt fühlte!
    »Ich bin einsam und langweile mich hier zu Tode«, fauchte ich.
    »Ich auch, Caterina«, sagte er leise.
    »Du bist einsam? Ich habe gehört, du hattest fünf Geliebte in den letzten drei Wochen«, schrie ich ihn an.
    »Sie sind nichts. Ein weiterer sinnlicher Gang nach einem hervorragenden Abendessen, der nach einer Stunde konsumiert ist. Sie entspannen mich, aber sie befriedigen mich nicht. Denn sie fordern mich nicht mit allen meinen Sinnen heraus und leisten keinen Widerstand, wie du es getan hast. Sie sind auf demütigende Weise nur an einem bestimmten Teil von mir interessiert.«
    »Lass mich raten: an deiner Macht, deinem Namen? Ich habe gehört, deine Bettlaken werden in Rom als Trophäen gehandelt.«
    Cesare stöhnte und wandte sich ab. Schließlich nahm er seine schwarze Maske ab und drehte sich zu mir um. »Ich werde dich freilassen, wenn du zu mir zurückkommst«, versprach er.
    »Va all’ inferno!«
    »Da bin ich schon – in der Hölle«, sagte er hoffnungslos.
    »Ich auch! Dann sollten wir uns im Fegefeuer nicht zu nahe kommen«, wies ich ihn ab. »Verschwinde aus meinem Leben!«
    Er setzte seine Maske auf und verließ schweigend das Turmzimmer. Eine Stunde später kehrte er mit seiner Eskorte zu seinem Heer zurück, das er in den folgenden Tagen in Richtung Pesaro führte, wo Giovanni Sforza seinen Zorn zu spüren bekam.
    Der Conte floh vor seinem ehemaligen Schwager nach Mantua, wo ihm Francesco Gonzaga Asyl gewährte. Nicht nur Mantua, sondern auch Ferrara, Bologna und Florenz verfolgten zum Kampf gerüstet die Eroberungen Cesares, der mit erhobenem Schwert und dem Schlachtruf der römischen Legionen »Roma Victor!« wie der König von Italien in Pesaro einmarschierte.
    Schwer atmend vom langen Ritt sprang ich aus dem Sattel. Ein Bewaffneter ergriff die Zügel und führte das erschöpfte Tier über den Burghof in Richtung Stall. Trotz aller Proteste des Kastellans war ich allein ausgeritten, um mich ein wenig auszutoben, denn mir fehlten meine täglichen Fechtstunden, und die Schmerzen der Gicht quälten mich in diesem kalten und nebelig-feuchten November ebenso wie die Untätigkeit. Meine Stiefel waren schlammbespritzt, die Hosen feucht vom stundenlangen Nieselregen, das Hemd unter der Samtjacke war nass geschwitzt vom schnellen Ritt. Ich sehnte mich nach einem heißen Bad und einem Abendessen, denn ich war seit dem frühen Morgen unterwegs gewesen.
    Als ich die Treppe zu meinem Turmzimmer hochstürmen wollte, trat mir ein Diener entgegen. »Ein heißes Bad!«, befahl ich, während ich die Knöpfe der nassen Jacke öffnete und an ihm vorbeieilen wollte.
    Er hielt mich auf und schwenkte ein gefaltetes Stück Pergament. »Ihr habt Besuch, Signorina. Er wartet im Turmzimmer auf Euch.«
    »Wer?«, fragte ich verblüfft.
    »Er hat seinen Namen nicht genannt. Er ist ganz in schwarzen Samt gekleidet und trägt eine Maske, um nicht erkannt zu werden. Dies soll ich Euch geben, wenn Ihr zurückkommt.« Er reichte mir das Pergament.
    Ich riss ihm die Nachricht aus der Hand, entfaltete das schmale Pergament und las: »Ich kann dich nicht vergessen. Ich muss mit dir reden.« Wütend zerknüllte ich die Nachricht und stürmte die Treppe hinauf zu meinem Zimmer.
    Er kann mich nicht vergessen!, dachte ich zornig, während ich die Stufen hinaufrannte. Ebenso wenig, wie ich ihn vergessen kann! Aber ich versuche es wenigstens! Wieso, zum Teufel, bist du gekommen? Bildest du selbstverliebter Narcissos dir wirklich ein, ich werde mich dir unterwerfen wie Giovanni Sforza? Nein, mi amor, das werde ich nicht tun!
    Ich riss die Tür auf und rauschte wie eine eisige Windbö in mein Schlafzimmer. Er hatte mir den Rücken zugewandt und sah aus dem Fenster über die umbrischen Hügel. Er trug einen weiten schwarzen Mantel, der seine hoch gewachsene Gestalt fast völlig verhüllte, ein schwarzes Samtbarett, eine schwarze Maske, die sein Gesicht verdeckte.
    »Was willst du von mir?«, schrie ich ihn an. »Zwischen uns ist alles gesagt! Ich habe dem nichts mehr hinzuzufügen!« Mit einem gezielten Wurf landete das zerknüllte Pergament im Kaminfeuer und ging in Flammen auf.
    »Ich schon!«, entgegnete er, während er sich zu mir umdrehte und die Maske abnahm.
    »Guido!«, flüsterte ich. »Ich … habe dich für Cesare

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