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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Verstand raubte, oder Hemd und Hose und einen Degen, um ihm zu zeigen, dass ich mich vor ihm nicht fürchtete und es jederzeit mit ihm aufnehmen konnte? Nein, weder die Rolle der Verführerin noch die der Kriegerin hätten die Wirkung erzielt, die ich beabsichtigte. Wir waren gleich stark … gleich schwach – und das wollte ich ihm eindrucksvoll beweisen.
    Es gibt nur einen Weg, die Angst zu besiegen – stell dich ihr! Setz dich mit ihr auseinander! Frag dich, warum du Angst hast! Und dann hör auf damit!, dachte ich, während ich unruhig an meiner Kleidung herumzerrte und darauf wartete, dass Cesare die Mitte der Treppe erreichte. Ich spähte wieder um die Ecke, und zuckte zusammen, als ein weiterer Kanonendonner von der Engelsburg herüberwehte.
    Es war Karneval, und Cesare war maskiert. Aber er trug keine Karnevalsmaske, um jemand anderer zu werden, um die anderen zu täuschen, um seinen Spaß zu haben, weil er nicht erkannt wurde, sondern die schwarze Samtmaske, die er seit Monaten, seit unserer Auseinandersetzung in Urbino, nicht mehr abgesetzt hatte. Was mich erschreckte, war die Tatsache, dass er sich maskierte, um erkannt zu werden … um er selbst sein zu können. Dass ihm diese absurde Maskerade Vergnügen bereitete, bezweifelte ich.
    Entschlossen trat ich aus den Schatten der Arkaden in das eisblaue Licht der Abenddämmerung und erwartete Cesare auf der obersten Stufe der Treppe von San Pietro.
    Er sah mich sofort – ein schwarzer Schatten inmitten eines Meeres aus violetten und purpurfarbenen Soutanen. Er blieb mitten auf der Treppe stehen und sah zu mir hoch. Sein Gefolge wartete ab, was geschehen würde, während seine Leibwache einen engen Kordon um ihn bildete, um ihn vor mir zu schützen.
    Wenn ich doch nur sein Gesicht gesehen hätte, als er mich erkannte – und in mir sich selbst: einen schwarzen Schatten, ein maskiertes Gesicht, beherrschte Gesten. Auch er konnte mein Gesicht nicht sehen. Und trotzdem wusste er, wer ich war. Was ich war: sein Spiegelbild.
    Mit einer herrischen Handbewegung gebot er seiner Leibwache, die Degen zu senken, und kam mir Stufe um Stufe entgegen, ohne mich aus den Augen zu lassen.
    Ich zog den Degen und hob ihn hoch, wie ein Condottiere, der das Signal zu einem Angriff geben wollte. Natürlich konnte ich von den Festungsmauern der Engelsburg nicht gesehen werden, aber die Bewaffneten, die ich auf dem Dach des Passetto postiert hatte, konnten mich sehr gut beobachten, ohne selbst von der Piazza aus gesehen zu werden.
    Nur wenige Augenblicke nach meinem Befehl beendete der Kommandant der Engelsburg den Salut für den Bannerträger. Die Stille nach dem Lärm der Kanonen war ohrenbetäubend. Selbst die Vivat!-Rufe von der Piazza versanken in einem endlosen Augenblick der Atemlosigkeit.
    Cesare war stehen geblieben, hatte seinen Vater irritiert angesehen, aber Rodrigo wusste von nichts und zuckte mit den Schultern. Unruhe breitete sich unter den Kardinälen und in Cesares Gefolge aus, als er weiter die Stufen hinaufschritt.
    Ich steckte meinen Degen ein und ging ihm entgegen, bis wir uns gegenüberstanden.
    »Auferstanden von den Toten?«, begrüßte er mich, eine Hand am Degen, die andere angespannt, bereit zum Ziehen der Waffe.
    »Nein, Cesare, nur zur offensichtlichen Enttäuschung aller Trauernden immer noch am Leben«, konterte ich.
    »Du hast eine seltsame Art, dich zu amüsieren – auf meine Kosten«, sagte er kalt. »Gibt es noch mehr Überraschungen als das Mysterium schweigender Kanonen?«
    »Wenn du heute Abend ein Wunder erwartest, wie die spektakuläre Verwandlung von Wasser in Aqua vitae, muss ich dich leider enttäuschen. Aber du darfst gespannt sein«, versprach ich ihm. »Dir wird sicherlich nicht langweilig in Rom.«
    »Das, mi amor, war mein Leben mit dir noch nie. Die Todsünde der Langeweile hast du noch nie begangen. Ich bin, ehrlich gesagt, nicht sicher, ob ich mich über diese Art von Überraschungen freuen soll.«
    Mein Lachen über seine Wut war schicksalsverachtender Zynismus: Mein Leben verbrannte im Alambic, Phiole für Phiole. Es waren nur noch vier Fläschchen Aurum potabile übrig. Es waren nicht diese vier Phiolen, die mich erschreckten, denn ich hätte jederzeit mehr tingieren können, um den Verfall meines Körpers aufzuhalten. Es war die grausame Tatsache, dass ich zwar meine Schmerzen ertragen konnte, aber dass die am Ende tödlichen Nebenwirkungen des ha-Our, des Lichts, mir langsam den Verstand vernebelten. Licht und Schatten,

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