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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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tanzen!«
    » Du forderst mich zum Tanz auf?«, fragte er ungläubig.
    Schweigend reichte ich ihm meine Hand. Da erhob er sich und führte mich quer durch den Saal auf die Tanzfläche. Während der Pavane versuchte ich, mir mein Hinken nicht anmerken zu lassen.
    »Sie beobachten uns«, flüsterte Cesare nach einem verstohlenen Blick über die Schulter.
    »Nein, Cesare: Sie beobachten mich. Diese Aasgeier wollen wissen, ob ich stolpere und stürze. Das wäre für sie die Attraktion des Abends. Du brauchst mir also nur beim Tanzen auf die Füße zu treten, um mir meine Würde zu nehmen.«
    »Weißt du, was das Problem bei einem Tanz auf spiegelglattem Parkett ist, Caterina? Wenn einer stürzt, reißt er den anderen mit.«
    »Dann lass uns aufpassen, was wir tun, Cesare.«
    Er hatte verstanden, was ich sagen wollte, und hielt mich fest, sodass ich nicht fallen konnte. Während einer engen Drehung flüsterte er: »Sie sind enttäuscht. Offenbar haben sie ein Degenduell erwartet oder ein Wortgefecht, aber nicht, dass wir heute Abend miteinander tanzen.«
    »Tust du immer, was man von dir erwartet?«, fragte ich, als ich einen Tanzschritt auf ihn zu machte. Dabei sah ich ihm tief in die Augen.
    Er lachte. »Nein, nie. Und ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals auch nur versucht hast, die Erwartungen von irgendjemandem zu erfüllen – am allerwenigsten meine.«
    »Glaubst du, dass unsere Beziehung in Glück und Unglück dann fast zwölf Jahre gehalten hätte? Nein, Cesare: Wir wären nicht an unseren Gefühlen, an Liebe und Hass gescheitert, sondern an der Langeweile!«
    Beim Wort »gescheitert« war er mitten in der Pavane stehen geblieben und sah mich an, während die anderen um uns herumwirbelten und uns neugierige Blicke zuwarfen.
    Ich trat ganz nah an ihn heran, so nah, dass unsere Körper sich beinahe berührten. Hätte ich doch nur sein Gesicht sehen können! »Würdest du mir eine einfache Antwort auf eine komplizierte Frage geben, Cesare?«, bat ich ihn.
    Er zögerte, doch dann sagte er: »Ja.«
    Ich umarmte ihn, zog an den Seidenbändern, die seine Maske hielten, und nahm sie ihm ab.
    Dann lehnte ich mich gegen ihn und küsste ihn leidenschaftlich. Als ich mich von ihm löste, las ich in seinen Augen: »Warum?«
    So fassungslos hatte Cesare ausgesehen, als wir nebeneinander auf Guidos Bett gelegen hatten, als ich ihm sagte, dass ich mit ihm nirgendwohin gehen würde, weil ich Guidos Ring an der Hand trug und seine Liebe im Herzen! Er hatte geweint, dann hatte er mir gestanden, dass ich ihm in der Stunde seines Triumphes die größte Niederlage beigebracht hätte, weil ich ihn endgültig verlassen hatte. Danach hatte er nie mehr mit mir gesprochen – bis vor zwei Stunden auf den Stufen von San Pietro. Ja, er war erschrocken über meinen Kuss.
    Aber dann besann er sich, nahm mir die Maske ab, zog mich ungestüm an sich und küsste mich ebenso leidenschaftlich.
    »Ist das die Antwort, die du erwartet hattest?«, flüsterte er.
    »Nein, mi amor. Das ist die Antwort, auf die ich nicht zu hoffen wagte. Nicht nach allem, was im letzten Jahr geschehen ist.«
    »Ich hätte dich freigelassen, Caterina, nachdem ich von meinem Besuch bei Louis zurückgekehrt war. Er hat mich in aller Form darum gebeten. Du hast damals in Mailand einen unvergesslichen Eindruck auf ihn gemacht. Als ich aus Urbino hörte, dass du nach Rom geflohen warst und dass dir nichts geschehen ist, war ich erleichtert. Denn durch deine Flucht haben wir beide gewonnen – keiner von uns musste sich dem Willen des anderen unterwerfen. Vergib mir meinen Stolz!«, flüsterte er und küsste mir die Worte der Vergebung von den Lippen.
    Die Musik hatte längst aufgehört, im Saal herrschte atemloses Schweigen, dessen Echo von den Wänden widerhallte: »Warum?«
    Eng umschlungen tanzten wir unseren eigenen Tanz, einen Tanz der schwarzen Schatten, drehten uns in inniger Umarmung langsam um uns selbst, küssten uns und vergaßen für einen endlosen Augenblick die Welt um uns herum.
    Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass Rodrigo zu seinem Sessel zurückgekehrt war, um Cesare und mich zu beobachten. Gianni und Piero starrten mich fassungslos an. Ich redete mir ein, dass es mir gleichgültig war, was sie – und Guido – über mich dachten, aber es war mir nicht egal. Ihr Unverständnis und ihre Verachtung schmerzten mich fast so sehr wie der Gedanke an Guido. Guido, mein Geliebter, vergib mir!
    Cesare war erregt, das spürte ich deutlich, als wir eng

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