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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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besonnen sein wird.«
    Dann wandte ich mich an Gian Giordano: » Jetzt bin ich fertig!«
    Doch bevor mein Cousin mich in einer Flut wütender Worte ertränken konnte, fuhr Giuliano mit einer herrischen Geste dazwischen: »Ich will allein mit Caterina reden. Lasst uns allein!«
    Schweigend verließen Piero, Gianni und Giulio, Gian Giordano und Niccolò Orsini sowie Adriano da Corneto den Raum. Wie ich vermutet hatte: Giuliano war der Puppenspieler, der alle Fäden in der Hand hielt!
    »Eine beeindruckende Rede«, urteilte Giuliano, als die anderen gegangen waren. »Cato hätte im Senat von Rom nicht überzeugender sprechen können, um zu verhindern, dass Karthago zerstört wird.«
    »Hast du ernsthaft geglaubt, ich werde Rodrigo heute Nacht töten?«, fragte ich.
    »Ehrlich gesagt: nein. Und ich verstehe deine Gründe«, seufzte er. Giuliano ging ein paar Schritte, den Blick zu Boden gewandt, als suchte er zu seinen Füßen nach den Worten für seine nächste Frage: »Sag mir, Caterina: Wie ist dein Verhältnis zu Rodrigo Borgia? Liebst du ihn?«
    »Ja, in gewisser Weise.«
    Giuliano sah mich irritiert an. »In welcher Weise?«
    »›Richtet nicht, dann werdet ihr nicht gerichtet. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen.‹ Wenn du solchen Unsinn vorher noch nicht gehört hast, dann schlag nach bei Lukas, Kapitel 6.«
    »Gehst du mit ihm ins Bett?«, präzisierte Giuliano seine Frage.
    »Nein, Inquisitor.«
    »Ist es wahr, dass ihr nachts im Pantheon Satansmessen feiert?«
    »Nein, Inquisitor.«
    Wenige Tage zuvor hatte ich Rodrigo im Pantheon examiniert und ihn zum Maestro der Alchemie gemacht. Trotz meiner Zweifel hatte ich mich dafür entschieden. Mein Wert als seine Maestra sank für ihn mit jedem Tag, an dem er tiefer in das Labyrinth des Wissens vordrang und versuchte, mithilfe meiner Notizen das Elixirium zu tingieren. Eines Tages würde er mich nicht mehr brauchen. Aber ich brauchte ihn wie die Luft zum Atmen.
    »Wie ernst ist dir das Versprechen, dass du sein Leben mit deinem schützen wirst?«, wollte Giuliano wissen.
    »Todernst – was diese unsinnige Verschwörung betrifft, die ins Chaos führen wird«, antwortete ich. »Und um gleich deine nächste Frage zu beantworten, Inquisitor: Ja, ich werde Rodrigo irgendwann töten. Das ist unvermeidlich, wenn ich überleben will.«
    Er sah mich nachdenklich an, dann wandte er sich ab und ging ein paar Schritte. Schließlich blieb er vor mir stehen. »Ich werde Guido und die anderen über deine Entscheidung unterrichten.«
    »Guido?«, fragte ich leise. »Geht es ihm gut?«
    Giuliano nickte: »Er wäre heute Abend gern hier gewesen. Aber es wäre für ihn zu gefährlich, Venedig zu verlassen. Cesare hat sämtliche Wege nach Rom unter seiner Kontrolle.« Giuliano sah mich forschend an. »Guido hat nach dir gefragt …«
    »Bitte sag ihm, dass er sich um mich keine Sorgen machen muss.«
    »Sonst nichts? Kein ›Ich liebe dich‹. Kein ›Ich sehne mich nach dir‹?«, fragte Giuliano.
    »Nein.« Ich zögerte, aber dann stellte ich die Frage doch: »Sollst du mir von ihm etwas ausrichten?«
    »Nein«, gestand der Kardinal.
    War ich enttäuscht? Ja, ich war traurig. Aber was hatte ich denn erwartet? Ich hatte keinen von Guidos Briefen mit seinen Bitten, zu ihm zurückzukommen, beantwortet. Was er von mir aus Rom hörte, musste ihn verbittern. Und dass ich seinen Ring nicht trug, würde Guido in den nächsten Tagen von Giuliano erfahren …
    »Was für eine große Liebe, wenn ihr euch auch ohne Worte versteht«, seufzte der Kardinal.
    Ich sah ihn erstaunt an. Guido liebte mich noch?
    Als ich mich von Giuliano verabschiedete, umarmte er mich und hielt mich eine Weile. Dann küsste er mich zärtlich auf die Wange. »Diesen Kuss soll ich dir von Guido geben.«
    Weinend wollte ich mich abwenden, aber Giuliano hielt mich fest. Mit dem Finger fuhr er ganz zart über mein Gesicht und fing eine meiner Tränen auf. »Ich werde Guido diese Träne als deine Antwort schicken. Ich glaube, sie sagt mehr als tausend Worte.«
    Ich nickte.
    »Gute Nacht, Caterina. Schlaf gut!«, sagte Giuliano zum Abschied.
    Ich schüttelte den Kopf: »Erst wenn alles vorbei ist.«

    Aber es war ja erst der Anfang vom Ende, und so hatte ich keine ruhigen Nächte. Denn wenige Tage später starb Kardinal Gian Battista Orsini unter mysteriösen Umständen in der Engelsburg, und ich machte mir die schlimmsten

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