Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)
untrennbar verbunden!
»Ich weiß es auch nicht«, erklärte ich ehrlich. »Noch nicht.«
»Während ich mit Italien beschäftigt war, scheinst du den Vatikan erobert zu haben. Kommandierst du neuerdings die Kanonen der Engelsburg? Du bist gefährlich, Caterina.«
»Du bist großzügig in deinen Komplimenten, Cesare!«
»Bist du meine Feindin?«
»Diese Entscheidung überlasse ich dir«, verwirrte ich ihn. Dann hob ich die Hand und gab dem Kommandanten der Engelsburg das Signal, mit dem Salut fortzufahren.
Ich spürte Cesares Blick wie einen Dolch in meinem Rücken, als ich mit betonter Gelassenheit die Treppe von San Pietro zur Piazza hinabstieg, während die Zeremonien nach dieser kurzen Unterbrechung fortgesetzt wurden, als wäre nichts geschehen. Und während ich die Stufen hinabschritt, fragte ich mich, was ich mit meiner kleinen Inszenierung eigentlich erreicht hatte. Cesare hatte vor Wut gebebt, konnte sich nur mühsam beherrschen! War es wirklich das, was ich wollte: Wind säen, um Sturm zu ernten?
Der Sturm brach los, nicht einmal zwei Stunden später. Aber anders, als ich erwartet hatte. Und viel überwältigender.
Eine Stunde nach der Begrüßungszeremonie auf den Stufen von San Pietro fand im Vatikan ein Bankett zu Ehren des Bannerträgers statt. Es war Karneval: Die Kardinäle und Monsignori hatten sich umgezogen und erschienen in ihren Kostümen mit ihren Geliebten am Arm im Bankettsaal, um mit dem Papst und seinem Sohn einen ausgelassenen Abend mit köstlichem Essen, Musik und Tanz zu verbringen. Und insgeheim warteten sie während der zwanzig Gänge des Banketts mit einem gehässigen Lächeln darauf, dass der Sturm zwischen Cesare und mir losbrach und einen von uns mit sich in den Abgrund riss …
Cesare saß auf dem Ehrenplatz neben seinem Vater und warf mir vom anderen Ende der Tafel Blicke zu, die ich erwiderte. Gianni, der neben mir saß, war beunruhigt, besorgt. Er hatte keine Ahnung, was ich vorhatte, und schien das Unerwartete von mir zu erwarten.
Trotz oder vielleicht gerade wegen meiner inneren Unruhe war es ein herrlicher Abend. Ich genoss das hervorragende Essen – gebratenen Pfau in einer dunklen Sauce, gerösteten Fasan mit Pastinaken, Flusskrebse in Weinsauce, mit Maronen gefüllte Wachteln, knusprig gegrilltes Spanferkel, Forellen aus dem Arno, Trüffelpastete, Feigenkompott, exotisches Obst wie Datteln aus Nordafrika und viele andere Köstlichkeiten. Ich probierte auch alle drei Weine, die an diesem Abend serviert wurden.
Gianni beobachtete mich mit wachsender Besorgnis. Wenn ich mich auf derart gefährliche Weise amüsierte, konnte ich leicht einen neuen Anfall erleiden. Er wollte mir das Weinglas wegziehen, aber ich nahm es ihm wieder aus der Hand und trank es leer.
Cesare beobachtete mich unverwandt über die Tafel hinweg.
Als die Diener das Silbergeschirr abgetragen hatten, erhoben sich die meisten Gäste von der Tafel, um zu tanzen. Ich blieb sitzen und beobachtete die Paare bei einer langsamen spanischen Pavane, einem schnelleren italienischen Passamezzo und einer ausgelassenen Tarantella – und ich sah zu Cesare hinüber, der auf seinem Platz saß und immer wieder zu mir herüberstarrte.
Der Herzog der Romagna wurde von drei hübschen Madonnen belagert, die sich kichernd bemühten, für diese Nacht sein Bett zu erobern. Er lachte mit ihnen, warf mit galanten Komplimenten um sich, genoss ihre wenig zurückhaltende Aufmerksamkeit, ließ sich von ihnen berühren, zufällig, absichtlich, an der Hand, am Arm, am Knie, ließ sich zu tiefen Einblicken in die gewagten Ausschnitte ihrer Kleider verführen, schien aber seine endgültige Wahl noch nicht getroffen zu haben: eine von ihnen oder alle drei?
Ich hatte mich entschieden, als ich mich erhob und die Tafel entlang zu ihm hinüberschlenderte.
Die Madonnen traten zur Seite und versanken in einem formvollendeten höfischen Knicks vor mir. »Eure Exzellenz!«, flüsterten sie.
Mit einer knappen Geste entließ ich sie, um mit Cesare allein zu sein, und sie zogen ab. Dann wandte ich mich an ihn: »Ich habe beschlossen, dich zu retten.«
»Das war sehr umsichtig von dir«, meinte er ironisch. »Ich wusste gar nicht, wie ich ihnen entkommen kann, ohne dass sie mich bis in mein Bett verfolgen, um mir dort die Kleider vom Leib zu reißen und über mich herzufallen.«
»Wäre dir das so unangenehm?«, lachte ich. »Ich halte dir den Rücken frei, wenn du mir einen Tanz versprichst. Die Pavane gefällt mir. Lass uns
Weitere Kostenlose Bücher