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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Leben: die Liebe – nicht der Hass. Ich will lieben und geliebt werden. Anders kann ich nicht mehr leben. Ich will keine Zeit mehr vergeuden, indem ich jemanden hasse, weil er ist wie er ist. Hass ist sinnlos, führt nirgendwohin, nicht einmal in die süße Befriedigung nach einer heroisch inszenierten Rache.«
    »Ich dachte wirklich, du würdest mich hassen«, meinte er. »Nach all dem, was ich dir angetan habe …«
    Ich verschloss seine Lippen mit einem Kuss. »Wenn ich dich hassen würde, Cesare, wäre das die Verschwendung von Gefühlen, von Zeit, und die Vernichtung einer Beziehung, die seit fast zwölf Jahren alle Stürme überlebt hat: Krieg, Vertreibung, Flucht, Gefangenschaft, Leiden. Das ist unser halbes Leben, Cesare! Soll ich mein Leben verleugnen? Nein! Es ist zu wenig davon übrig, als dass ich auch nur auf eine Minute davon verzichten wollte.
    Ich habe die Wahl, weiter Aurum zu nehmen und in einigen Monaten in geistiger Umnachtung zu sterben, allein, von allen verlassen, von mir selbst verlassen, oder kein Aurum mehr zu nehmen und bei klarem Verstand für immer zu gehen – aber schon in wenigen Wochen. Ich habe mich entschieden.
    Und ich habe mich endlich damit abgefunden, dass ich Guido in der kurzen Zeit, die mir noch bleibt, nicht wiedersehen werde. Glaube mir: Es war nicht einfach für mich, denn ich kann Guido nicht erklären, warum ich tue, was ich tue. Ich weiß selbst nicht genau, was ich fühle: Ich habe ihn verlassen, und doch bin ich in Gedanken ständig bei ihm. Ich habe … auf ihn verzichtet, obwohl ich ihn vermisse und mich nach ihm sehne. Ich liebe ihn von ganzem Herzen. Aber wie soll ich diese verwirrten Gefühle denn in Worte verpacken, die ihn in ihrer Unbestimmtheit noch mehr verletzen würden als mein Schweigen.«
    Er sah mich betroffen an, und ich strich ihm sanft über das Gesicht.
    »Versteh mich nicht falsch, Cesare: Ich bin nicht verzweifelt. Jetzt nicht mehr. Ich bin glücklich, dass du mich noch immer willst. Sehr glücklich. Ich will glücklich sein, ich will in den letzten Wochen meines Lebens Spaß haben, Hunger und Durst, Lachen, Freude, Zärtlichkeit und Lust. Ich will das Leben in mir spüren, es genießen, solange es geht. Ich habe erkannt, dass du derjenige bist, der mich dazu bringt, zu tun, wozu ich fähig bin, der mich ertragen kann, der mich jeden Tag über meine eigenen Grenzen hinaustreibt, der mit mir Schritt halten kann, wenn ich vorauseile, der auf mich wartet, wenn er vor mir ankommt, und vor allem: der weiß, wohin wir beide eigentlich gehen.
    Ich habe keine Zeit mehr zu verschwenden, Cesare. Aber meine Liebe ist etwas, das ich gern verschenken würde. Bis nichts mehr davon übrig ist, das ich mit ins Grab nehmen könnte.«

Kapitel 16
Der Tod des Drachen
    C esare riss mich mit sich in ekstatische Höhen. Die Monate mit ihm waren eine herrliche Zeit, eine Zeit der Liebe, der Lust und der Freude – wenn auch mit dem bitteren Nachgeschmack des ha-Our auf meinen Lippen.
    Während des Karnevals amüsierten wir uns auf Maskenbällen und aufwändigen Banketten in den Palazzi der Kardinäle und derjenigen, die es in nächster Zeit werden wollten, bei Pferderennen auf der Piazza Navona und bei Stierkämpfen vor der Basilika von San Pietro. Und als die ersten warmen Sonnenstrahlen die Natur wachküssten, ritten wir oft stundenlang aus – ein Mal sogar bis Nepi, wo wir zwei sorglose Tage ohne Zeremoniell und zwei herrlich schlaflose Nächte voller Leidenschaft verbrachten.
    Cesare warf mit beiden Händen die Golddukaten um sich, bestellte bei seinem Schneider Hemden, Jacken, Hosen und Stiefel nach der neuesten römischen Mode, plünderte die Läden der Juweliere und der Handschuhmacher, ließ sich neue Masken anfertigen – alle in schwarzem Samt. Mich überschüttete er mit Geschenken: kostbare französische Parfums, Flakons mit Rosenöl, einen Saphirring, der die Hand eines Kardinals schmücken konnte, eine Ghirlanda mit Perlen und Diamanten, spanische Fächer, ganze Ballen von Atlasseide, kostbare venezianische Brokatstoffe, Spitze aus Burano und Borten mit Perlenstickerei für neue Kleider, die ich wahrscheinlich nie tragen würde. Aber das schönste Geschenk war ein temperamentvoller schwarzer Hengst aus der berühmten Zucht von Francesco Gonzaga in Mantua.
    Rodrigo, der sich noch wenige Wochen zuvor über seinen eigensinnigen Sohn erregt hatte, erduldete nun fröhlich lächelnd Cesares Launen und erfüllte ihm jeden noch so ausgefallenen Wunsch. Cesare

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