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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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auftauchte, als dir eine Tochter fehlte, die du einem Sforza ins Bett legen kannst …«, fauchte Piero.
    Lorenzo beherrschte sich mit einem eisigen Lächeln, als Angelo Poliziano ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm legte. Piero spielte mit der Flamme der Kerze auf dem Tisch – und mit dem Feuer – und ignorierte Lorenzos Zorn.
    »Keines meiner Kinder werde ich zwingen, meine Ratschläge zu befolgen. Eure Schwester Maddalena hat Franceschetto Cibò aus freiem Willen geheiratet. Euer Bruder Giovanni hat sich vor zwei Jahren selbst dafür entschieden, das Amt des Kardinals anzunehmen, als Papst Innozenz unserer Familie diese hohe Ehre anbot. Und auch du, Piero, hast dich bisher nicht dagegen gewehrt, mir eines Tages als Oberhaupt der Familie Medici nachzufolgen …«, sagte Lorenzo ernst. »Keiner von euch muss meine Entscheidungen gutheißen, aber jeder muss mit den Konsequenzen leben, wenn er es nicht tut.«
    Lorenzos Worte versickerten im Schweigen bei Tisch, dann wandte er sich mir zu: »Caterina, du wolltest etwas sagen, als Piero dich so taktlos unterbrach.«
    »Ich sagte: Ich habe keine Angst«, erwiderte ich, selbst überrascht über die Entschlossenheit in meiner Stimme. Meine Worte klangen so, als fürchtete ich mich vor gar nichts. Schon gar nicht vor Piero.
    »Furcht solltest du auch nicht haben, wenn du eine Medici bist, Caterina«, warnte mich Lorenzo. »Ich weiß nicht mehr, wie viele Verschwörungen gegen unsere Familie geplant wurden, wie viele Attentate ich überlebt habe. Piero ist neunzehn Jahre alt, Giovanni ist sechzehn, Giulio wird bald vierzehn, und Giuliano ist zwölf. Ihr alle werdet irgendwann Opfer von Attentaten oder Giftanschlägen werden. Und wenn eure Feinde nicht versuchen, euch umzubringen, dann werden sie euren Namen in den Schmutz ziehen und euch Dinge nachsagen, die ihr nie tun würdet, wenn ihr bei Verstand seid.
    Wir Medici leben gefährlich. Unsere Macht in Florenz, unser Einfluss in der Signoria, unser Ansehen in Mailand, Venedig, Rom und Neapel, unsere Macht unter den größten Banken Europas ruht auf einem geborstenen Marmorsockel.
    Ich, Lorenzo de’ Medici, bin nur ein einfacher florentinischer Bürger. Ich bin nicht der Bannerträger der Republik. Ich bin nicht einmal Mitglied der Signoria. Ich habe keine offiziellen Aufgaben und Ämter in der Republik Florenz. Ich tue einfach nur das, was getan werden muss. Mit all meiner Kraft, die Gott mir gegeben hat. Viele Florentiner glauben, ebenso gut oder besser regieren zu können als ich. Einflussreiche Familien wie die Pazzi und – wie du weißt, Caterina – auch die Vespucci haben sich gegen uns Medici verschworen, um uns zu stürzen.« Lorenzo sah mich scharf an. »Ein Medici zu sein bedeutet zu lächeln, obwohl du weißt, dass dein Feind hinter seinem Rücken einen Dolch verbirgt. Ein Medici zu sein bedeutet, keine Angst haben zu dürfen.«
    »Ich bin eine Medici«, sagte ich und es klang wie eine Kriegserklärung.
    An Piero.
    Und an die Furcht.

    Nach dem Abendessen zog sich Lorenzo, auf seinen Vertrauten Angelo Poliziano gestützt, in sein Schlafzimmer zurück. Er hatte Angelo gebeten, ihm noch einige seiner Gedichte vorzulesen, um ihn von seinen furchtbaren Schmerzen abzulenken. Der Gichtanfall vom Vortag quälte ihn noch immer.
    »Wir werden uns morgen unterhalten«, hatte Lorenzo gesagt, als er mir eine gute Nacht wünschte. »Es gibt viel zu besprechen.« Ich konnte mir vorstellen, worüber wir uns unterhalten würden: über mich. Und Piero.
    Giulio brachte mich zu meinem Schlafzimmer. Lorenzo hatte Anweisung gegeben, das Zimmer meiner Cousine Maddalena für mich herzurichten. Maddalena war mit Papst Innozenz’ Sohn Frances-chetto Cibò verheiratet und lebte in Rom. Ihre Schwester Lucrezia war mit dem Florentiner Jacopo Salviati vermählt, und Lorenzos jüngste Tochter Contessina war vor vier Jahren ihrem Gemahl Piero Ridolfi in dessen Palazzo gefolgt. Nur Lorenzos Söhne Piero, Giovanni, der in Pisa studierte, Giuliano und sein Neffe Giulio lebten noch in dem großen Haus an der Via Larga.
    Mit einem Kerzenleuchter in der Hand führte mich mein Bruder durch die dunklen Gänge des Palazzo. »Wie fühlst du dich nach deiner Unabhängigkeitserklärung?«, fragte Giulio.
    »Gut!«, log ich. In Wirklichkeit fühlte ich mich miserabel.
    Giulio sah mir in die Augen. »Weißt du, dass Piero dir heute Abend das größte Kompliment gemacht hat, zu dem er fähig ist?«
    »Wie bitte?«, fragte ich verblüfft. »Ich

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