Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
Vom Netzwerk:
der vorigen Nacht im Garten der Villa in Careggi gesammelt. Nun zog ich den Korken aus der Flasche und ließ ein paar Tropfen der Aqua sapientiae auf das glühende Elektrum fallen. Es zischte, ein feiner Nebelschleier stieg auf, dann waren die Tropfen verdunstet.
    Das Elektrum kühlte mit einem eindrucksvollen Zischen und wie unter Qualen sich windend ab und verfestigte sich. Heißer Dampf verdeckte mir die Sicht und ließ die Gläser meiner Oculi beschlagen. Ich trat gebeugt einen Schritt zurück, um unter dem Nebel hindurchzutauchen, und riss mir die Augengläser von der Nase, um mein Werk betrachten zu können.
    Ein Geräusch ließ mich herumfahren. Lorenzo stand schweigend in der Tür des Laboratoriums. Er hatte die Hand erhoben, um sich vor der Hitze zu schützen – oder vor etwas anderem?
    Welch einen Anblick muss ich in diesem Augenblick geboten haben: Das flackernde Feuer im Athanor, das schemenhafte Schatten an die Wände des Laboratoriums zauberte … der undurchsichtige, feurig glühende Nebel … und ich im roten Talar, mich vor dem Feuer verneigend, um ihm meinen Respekt, meine Ehrfurcht zu erweisen! Es sah aus wie … wie eine Satansmesse!
    Wie lange hatte Lorenzo mich beobachtet?
    »Warum bist du nicht im Bett?«, fragte ich, um Fassung ringend. Ich dachte, Angelo hätte Lorenzo nach dem Abendessen in sein Schlafzimmer gebracht und mit ihm ein paar Verse von Petrarca gelesen. Warum war er mitten in der Nacht wieder aufgestanden?
    Lorenzo hielt sich einen Augenblick am Türrahmen fest und starrte mich nachdenklich an, bevor er zu mir herüberhumpelte. Ich half ihm beim Hinsetzen.
    »Was soll ich im Bett?«, fragte er mich gereizt, ohne seinen Blick vom Feuer zu lösen. »Ich kann noch lange genug stillliegen, sobald ihr den Sargdeckel zugenagelt habt.«
    Ich sah ihn bestürzt an.
    »Wie geht es dir?«, fragte er mich sanft und strich mir liebevoll über das Gesicht. »Du hast heute Abend kaum etwas gegessen. Du siehst blass aus. Wann hast du zuletzt in einem Bett geschlafen?«
    »Was soll ich im Bett?«, zitierte ich ihn mit einem zynischen Unterton. »Ich kann noch lange genug schlafen, wenn ich das Elixirium gefunden habe.«
    »Ich wünsche, dass du heute Nacht schläfst, Caterina! Morgen ist Giannis Kardinalsinvestitur in der Badia von Fiesole. Ich will, dass du mit deinem strahlenden Lächeln den Bannerträger, die Signori und alle Florentiner verzauberst, die an dieser feierlichen Zeremonie teilnehmen werden.«
    »Ich kann hier nicht weg«, widersprach ich. »Gianni versteht das. Wir haben heute Nachmittag darüber gesprochen, dass ich nicht mitkomme …«
    » Ich wünsche es, Caterina«, unterbrach mich Lorenzo. »Deine Anwesenheit an der Seite des Kardinals de’ Medici ist wichtiger als alles andere!«
    »Wichtig für wen?«, begehrte ich auf.
    »Für uns Medici. Wir müssen Florenz zeigen, dass wir zusammenhalten. Tu es für mich«, bat mich Lorenzo.
    Ich deutete auf das glühende Elektrum. »Ist Giannis Investitur wichtiger als das alles ?«
    »Ja, Caterina! Gianni wird nach dem Empfang nach Rom abreisen, Giulio wird ihn begleiten. Ich will, dass die Feierlichkeiten in Fiesole zu einer Demonstration der Macht der Medici werden. Ich selbst bin zu krank, um an der Messe in der Badia und dem Empfang teilzunehmen. Aber ich will, dass alle anderen Gianni durch ihre Anwesenheit ehren. Alle – auch du, Caterina!«
    Erschöpft – ich weigerte mich, die Worte »desillusioniert« oder »resigniert« auf meinen Seelenzustand anzuwenden – sank ich auf einen hölzernen Hocker vor dem Athanor und barg für einen endlosen Augenblick mein glühendes Gesicht in den Händen.
    »Du glaubst nicht daran, dass ich Erfolg haben werde, nicht wahr?«, fragte ich schließlich in das Schweigen hinein.
    »Natürlich glaube ich das! Wir Medici sind erfolgreich in allem, was wir tun. Das Wort »Scheitern« hat seit Cosimo kein Medici mehr benutzt. Selbstverständlich wirst du eines Tages das Elixirium vitae finden. Aber nicht morgen oder übermorgen oder nächste Woche.« Er hob die Hand, als ich ihm ins Wort fallen wollte. »Ich habe selten jemanden kennen gelernt, der so hart arbeitet wie du, Caterina. Du isst nicht, trinkst nicht, schläfst nicht, bis du erreicht hast, was du willst. Du akzeptierst keine Entscheidung, die du nicht selbst getroffen hast. Du vergisst alles um dich herum, wenn du ein Ziel verfolgst. Vergiss nur nicht dich selbst! Nein, Caterina, hör mich bis zu Ende an!
    Ich will, dass du morgen mit

Weitere Kostenlose Bücher